Frage an Ingrid Nestle von Laura K. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrte Frau Nestle,
Das Tierschutzgesetz besagt, dass Tieren nicht ohne vernünftigen Grund Schäden, Leid oder Schmerzen zugefügt werden dürfen.
Dies ermöglicht das Kükenschreddern und die allgemein tierquälerische Haltung von sogenannten Nutztieren erst. Auch im Zirkus und in Delfinarien leiden die Tiere. Viele Bürger wünschen sich hier eine Veränderung.
Werden Sie sich für einen besseren Tierschutz einsetzen?
Sehr geehrte Frau Kanne,
vielen Dank für Ihre Frage.
Wir Grüne fühlen uns dem Tierschutz in besonderer Weise verpflichtet. Viel zu häufig müssen Tiere aufgrund schlechter Haltungsbedingungen, Vernachlässigung oder brutalen Methoden beim Tötungsakt leiden.
Als Grüne Bundestagsfraktion haben wir in den letzten Jahren einige Anträge in den Deutschen Bundestag eingebracht, welche zum Ziel haben, das Leben von Tieren in Deutschland zu verbessern.
In Ihrer Frage gehen Sie bspw. auf die schlechten Haltungsbedingungen im Zirkussen ein. Hierzu haben wir erst diesen Monat einen Antrag formuliert, in dem wir die Bundesregierung auffordern, die Zurschaustellung von Wildtieren (wie bspw. Affen, Elefanten, Bären, Giraffen, Nashörner, Großkatzen und Flusspferde) zu verbieten. Weitere Details können Sie dem Antrag direkt entnehmen: http://dserver.bundestag.btg/btd/19/070/1907057.pdf
Auch im Grundgesetz ist der Tierschutz unter §20a verankert. Vor diesem Hintergrund wiederspricht die im letzten Jahr von Union und SPD verabschiedete zweijährige Verlängerung der betäubungslosen Ferkelkastration dem Staatsziel des Tierschutzes. Umso unverständlicher ist die Entscheidung, da mit der Ebermast, der Impfung und der chirurgischen Kastration unter Betäubung drei praxistaugliche Kastrationsalternativen existieren. Ein Bericht, welcher die Praxistauglichkeit und Wirtschaftlichkeit von Alternativen aufzeigt, wurde von der Bundesregierung selbst im Jahr 2019 aufgelegt. Doch einmal mehr wurde dem Lobbydruck der Agar- und Schlachtindustrie nachgegeben.
Weiterhin fordern wir Grüne ein sofortiges Ende des Kükenschredderns. Momentan werden pro Jahr in Deutschland ca. 45 Millionen männliche Küken getötet, da diese später keine Eier legen können und auch nicht genug Fleisch ansetzen. Die Bundesregierung hat Ende des Jahres ein Verfahren (Seleggt) vorgestellt, mit dem vor dem Ausbrüten der Eier festgestellt werden soll, um welches Geschlecht es sich bei den Küken handelt. Dieses Verfahren lehnen wir Grüne aus zwei Gründen ab. Erstens steht das Verfahrens, anders als von der gleichnamigen Firma, keineswegs kurz vor der Marktreife. Und zweitens führt das Aussortieren von männlichen Küken, dass Hennen weiterhin Höchstleistungen erbringen müssen und nach kurzzeitiger Lebenszeit geschlachtet werden. Stattdessen setzen wir Grüne uns für eine sogenannte Zweinutzungslinie ein. Darunter versteht man Hühnerrassen, bei denen auch die männlichen Küken Fleisch produzieren können. Ebenso setzen wir uns für eine Tierhaltungskennzeichnung auf allem tierischen Produkten ein. Hier agiert die Bundesregierung viel zu langsam und überlässt den Supermarktketten das Handeln.
Ich hoffe, Ihnen mit dieser Antwort weitergeholfen zu haben.
Mit besten Grüßen
Ingrid Nestle