Frage an Hermann Färber von Günter S. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrter Herr Färber ,
vielen Dank für Ihre Antwort vom 22.05.2015 auf meine Frage vom 10.05.2015.
Sie behaupten darin, dass der Bruttolohn von Beamten niedriger sei. Das ist nicht richtig, wie Sie leicht selbst überprüfen können. (s. http://www.besoldungstabelle.de/bund_besoldungstabellen_20140301 , http://www.spiegel.de/fotostrecke/ingenieurgehaelter-im-ueberblick-wo-es-was-zu-verdienen-gibt-fotostrecke-102580-2.html ). Nehmen Sie einen Ingenieur mit Bachelor –Abschluß. Er wird sicherlich im gehobenen und nicht im mittleren Dienst seine Laufbahn beginnen. Außerdem ist ja das Nettogehalt entscheidend, und da liegen, siehe oben, sowieso die Beamten klar vorne.
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, meine Absicht war und ist weder, das Berufsbeamtentum abzuschaffen, noch die Arbeit der Bediensteten im öffentlichen Dienst zu desavouieren. Trotzdem hätte ich von Ihnen gerne präzise Antworten auf folgende Fragen ( und dabei kommt es mir nicht auf Unterschiede im einstelligen Prozentbereich an!):
Ist es politisch legitim und für den Zusammenhalt in einer solidarischen Gesellschaft förderlich, wenn diejenigen, die die Wertschöpfung erarbeiten, die vielfältige Risiken, wie Konjunkturschwäche, Jobverlust, Arbeitslosigkeit, Krankheit u.a. selbst tragen müssen, in der Altersversorgung, d.h. in ihrem Bemühen, ihren Lebensstandard zu halten, dauerhaft dermaßen schlechter gestellt werden können im Vergleich zu Beschäftigten im öffentlichen Dienst, wie es heute der Fall ist?
Das Alterseinkünftegesetz verschärft die Situation natürlich noch weiter. Bitte stellen Sie einmal exemplarisch dar, wie ein Arbeitnehmer in der Privatwirtschaft unter den Bedingungen der langjährigen Stagnation der Löhne, der geringen Zinsen am Kapitalmarkt, der kalten Progression, der Besteuerung der Alterseinkünfte, der strengen Begrenzung von Nebeneinkünften im Vorruhestand etc.pp. seinen Lebensstandard sichern kann?
Vielen Dank für Ihre fundierte Antwort.
Schöne Grüße,
Guenter Schmidgall
Sehr geehrter Herr Schmidtgall,
herzlichen Dank für Ihre Nachfrage.
Wie in meiner Antwort auf Ihre letzte Frage schon ausgeführt, sind Renten und Pensionen nicht 1 zu 1 vergleichbar. Das gleiche gilt für Gehälter und Besoldungen. Deshalb kann man auch die von Ihnen angeführten Tabellen nicht einfach so vergleichen. Da muss man schon mehr ins Detail gehen.
Womit ich allerdings große Probleme habe, ist Ihre Wahrnehmung, Beamte seien an der Wertschöpfung unserer Gesellschaft nicht beteiligt. Das halte ich für grundfalsch. Ich schätze die Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft, ihrer Unternehmen und Mitarbeiter sehr hoch ein. Diese Leistungsfähigkeit kann sich aber auch nur deshalb entfalten, weil wir eine ordentliche Verwaltung, ein solide arbeitendes Rechtssystem, Polizistinnen und Polizisten zu Aufrechterhaltung öffentlicher Ordnung haben. Ohne diese staatlichen Leistungen kommt auch jedes Unternehmen in große Schwierigkeiten. Das lässt sich an Ländern, wo diese staatlichen Voraussetzungen fehlen, sehr gut ablesen. Das gegenseitige Ausspielen von Arbeitnehmern in der Privatwirtschaft und Beamten im öffentlichen Dienst halte ich deshalb für keinesfalls zielführend.
Ich sehe durchaus, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, gerade aus dem Niedriglohnbereich, im Alter in Schwierigkeiten kommen können, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Dafür gibt es auch keine schnelle und einfache Lösung, wir sind aber in vielen Einzelpunkten dran, hier Verbesserungen zu erreichen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass derzeit Altersarmut wesentlich seltener in Deutschland vorkommt, als Kinderarmut. Und nach allen Prognosen wird das auch noch einige Zeit so bleiben. Insgesamt wird die wirtschaftliche Situation von Arbeitnehmern von der langfristigen Wirtschaftsentwicklung abhängen. Wir arbeiten daran, hier unsere gute derzeitige Ausgangsposition weiter zu festigen.
Mit freundlichen Grüßen
Hermann Färber