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Heike Baehrens
SPD
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Frage von Heinz-Peter R. •

CO² reduzierende Energiegewinnung und gleichzeitig nachhaltige Verbesserung von landwirtschaftlich genutzten Flächen wird nicht genutzt. Warum???

Guten Tag Frau Baehrens,

als Privatmann beschäftige ich mit seit über 10 Jahren mit der Pyrolyse von Biomasse und gleichzeitiger CO² REDUZIERENDE Energiegewinnung.

Bei diesem Prozess fällt gleichzeitig Pflanzenkohle an, die für die Produktion von Terra Preta (wurde im Amazonas Gebiet schon vor über 1000 Jahren praktiziert) benötigt wird.

Mit der Terra Preta lassen sich Böden umweltfreundlich und nachhaltig verbessern.
Das hat den Effekt, dass:
das karbonisierte CO² für über 100 Jahre im Boden gebunden wird,
die Bodenqualität sich enorm verbessert,
die Ernteerträge um ein vielfaches verbessert werden,
die Erosion aufgehalten, ja sogar rückgängig gemacht werden kann,
die Böden ein vielfaches an Wasser speichern können,
und das ganz ohne Chemie oder sonstigen umweltschädigende Inhaltsstoffe.

Die Energiegewinnung kann rund um die Uhr, und vor allem dezentral stattfinden.

Also unabhängig von Sonne, Wind oder Wasser. Es werden KEINE aufwändigen
Energietrassen benötigt.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr R.,

haben Sie vielen Dank für Ihre Zuschrift über Abgeordnetenwatch, die ich gern mit den Fachleuten unserer Fraktion erörtert habe.

Zunächst einmal möchte ich Ihnen versichern, dass für die SPD-Bundestagsfraktion der Schutz von Umwelt, Klima und Natur angesichts der planetaren Grenzen unabdingbar ist. Die Nutzung unserer natürlichen Ressourcen übersteigt die Regenerationsfähigkeit der Erde deutlich. Nur wenn wir mit ihnen effizient und sorgsam umgehen, können wir globale und Generationengerechtigkeit gewährleisten.

Die SPD-Bundestagsfraktion bekennt sich ausdrücklich zu den Zielen des Pariser Klimaabkommens. Wir müssen die globale Erderwärmung deutlich unter 2 Grad halten und auf möglichst 1,5 Grad Celsius begrenzen.

Neben der CO2-Reduktion sind hierfür ergänzende Maßnahmen nötig, um bereits in der Atmosphäre vorhandenes CO2 zu entnehmen, etwa durch Aufforstung. Zur Erreichung der Klimaneutralität braucht es den Abbau von Treibhausgasen, um Emissionen aus den Bereichen zu kompensieren, in denen die Dekarbonisierung noch vor großen Herausforderungen steht. Im Klimaschutzplan 2030 wird daher thematisiert, dass insbesondere in Wäldern und Mooren, aber auch allgemein in Böden gespeicherte Kohlenstoffvorräte vor Freisetzung durch die menschliche Nutzung zu schützen und die weitere Einbindung von Kohlenstoff durch natürliche Senken zu fördern sind. Auch im European Green Deal und in der EU-Biodiversitätsstrategie ist festgehalten, dass eine nachhaltige Aufforstung sowie die Wiederherstellung geschädigter Wälder zur Absorption von CO2 beitragen sollen.

Im Rahmen der Diskussion um Bodenfruchtbarkeit und Kohlenstoffspeicherung in Böden ist uns Pflanzenkohle als Alternative bekannt. Einer Förderung für den großflächigen Einsatz dieser Technologie stehen wir allerdings skeptisch gegenüber. Einer großflächigen Anwendung von Pflanzenkohle steht die Verfügbarkeit ausreichender geeigneter Biomasse entgegen. Die in Deutschland verfügbare Biomasse (beispielsweise Gülle, Gärreste oder Waldrestholz) ist stark nachgefragt und wird bereits fast vollständig stofflich oder energetisch verwertet. Ein Anbau von Biomasse oder der Import von Biomasse speziell zur Umwandlung in Pflanzenkohle ist aufgrund des Flächenverbrauchs bzw. der durch den Transport erzeugten Emissionen nicht nachhaltig. Außerdem müssen Substrate mit hohem Wassergehalt vor dem Pyrolyseverfahren energieintensiv getrocknet werden. Angesichts des hohen Bedarfs an Biomasse und der Energiebilanz bei der Herstellung von Pflanzenkohle stellt sich die Frage, ob dies eine geeignete und nachhaltige Weise der Verwertung von Biomasse ist.

Fest steht, dass das Thema Pflanzenkohle bislang nicht ausreichend erforscht wurde. Aus einer Studie des Umweltbundesamtes geht hervor, dass sich die Erforschung der generellen Wirksamkeit von Pflanzenkohle aufgrund der unterschiedlichen Materialien und Herstellungsbedingungen und der Variabilität der behandelten Böden schwierig gestaltet. Dies ist auch eine der Kernaussagen der Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der AfD „Nutzung von Biokohle in der Landwirtschaft“. Es bedarf zunächst weiterer Forschung, um den möglichen Nutzen von Pflanzenkohle zu bewerten und um den Einsatz von Pflanzenkohle möglicherweise zu fördern.

Einer Förderung stehen neben den genannten praktischen Einwänden auch eine Reihe ungeklärter Forschungsfragen entgegen, die zum Teil in der Antwort der Bundesregierung aufgelistet werden. So besteht beispielsweise das Problem, dass beim Herstellungsverfahren organische Schadstoffe entstehen oder persistente Schwermetalle aufkonzentriert werden können.

Um einen ausführlichen Überblick über die aktuelle Forschung zu Pflanzenkohle und über bestehende Probleme hinsichtlich einer Anwendung und mögliche Lösungsansätze zu bekommen, möchte ich Ihnen die eben genannte Studie des UBA nahe legen: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/378/publikationen/texte_04_2016_chancen_und_risiken_des_einsatzes_von_biokohle.pdf.

Der Weg zu einem klimaneutralen Deutschland ist noch weit. Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, bedarf es eines breiten Katalogs an Einzelmaßnahmen. Wir müssen immer wieder evaluieren, inwieweit die bereits beschlossenen Maßnahmen wirken und welche weiteren Maßnahmen implementiert werden müssen.

Mit freundlichen Grüßen

Ihre
Heike Baehrens

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