Frage an Hans Joachim Schabedoth von Angelika S. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Darf ich fragen, wie Sie es mit der Massentierhaltung.
Zahlreiche Enthüllungen belegen die gravierenden Misstände in den Ställen, die vor allem die Tiere sehr schwer treffen. Doch auch Anwohner/innen leiden unter dem Gestank der Mastanlagen. Durch zuviel Gülle landet viel zu viel Nitrat im Grundwasser. Und die Arbeitsbedingungen in den Tierfabriken sind teils skandalös.
Die neue Bundesregierung kann sehr viel auf den Weg bringen: den Tierschutz verschärfen und für mehr Kontrollen sorgen. Das Baugesetz so reformieren, dass Megaställe nicht länger als „landwirtschaftliche Betriebe“ bevorzugt werden. Oder Fleisch aus Massentierhaltung kennzeichnen. Wichtig ist: Die Bundesregierung darf sich nicht länger auf Selbstverpflichtungen der Industrie verlassen, sondern muss endlich handeln.
Wie sehen Sie das?
Sehr geehrte Frau S.,
vielen Dank für Ihre Nachricht, in der Sie die Missstände in der Massentierhaltung anprangern. Ich kann Ihnen versichern, auch die SPD und ich wollen Massentierhaltung reduzieren.
Wir wollen eine nachhaltige Landwirtschaft, die den Bauern einen fairen Lohn sichert und gleichzeitig dem Umwelt- und Naturschutz Rechnung trägt. Deshalb setzen wir uns dafür ein, die EU-Agrarförderung neu auszurichten. Betriebe, die in Klima- und Umweltschutzmaßnahmen investieren und artgerechte Tierhaltung betreiben, sollen künftig stärker von den öffentlichen Fördermitteln profitieren. Nicht zuletzt wollen wir eine flächengebundene Tierhaltung. Um unser Trinkwasser zu schützen, soll ein Betrieb nicht mehr Gülle produzieren dürfen, als er auf seinen Feldern umweltverträglich verarbeiten kann.
Die neue Düngeverordnung wird dazu führen, dass in vielen Bereichen die Nitratbelastung im Grundwasser sinkt. Da wir einige Vorgaben in der Düngeverordnung aber für nicht ausreichend ansehen, haben wir die Einführung der sogenannten Stoffstrombilanzverordnung gefordert und auf Bundesebene bereits verabschiedet. Damit wollen wir sicherstellen, dass Stickstoff und Phosphor genauer bilanziert wird als in der Düngeverordnung vorgesehen. Nur so bekommen wir endlich ein transparentes und vergleichbares System, um die Nitratbelastung unseres Grundwassers zu senken.
Aber auch Verbraucherinnen und Verbraucher sind in der Pflicht, ihr Konsumverhalten zu überdenken, um Druck auf die Industrien auszuüben. Leider handelt nicht jeder so verantwortungsbewusst wie Sie. Dort müssen wir ansetzen und eine Hilfestellung geben, damit Qualitätsunterschiede im Supermarkt leichter erkannt werden können. Dabei setzen wir auf Qualitätsstandards, Transparenz und leicht verständliche Kennzeichnungen. Dazu gehört auch eine klare und aussagekräftige Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln. Ebenso setzen wir uns für ein staatliches Tierschutzlabel ein, für eine europaweit verpflichtende Kennzeichnung von tierischen Produkten, die auf Fütterung mit gentechnisch veränderten Pflanzen beruhen, für eine rechtssichere Kennzeichnung vegetarischer und veganer Produkte und die Nährwert-Ampel.
Darüber hinaus muss nachhaltige Entwicklung in der Bildung künftig eine noch größere Rolle spielen. Die Länder werden wir dabei unterstützen, Bildung für nachhaltige Entwicklung stärker an Kitas, Schulen, Hochschulen und in der beruflichen Bildung zu verankern und entsprechende Programme zur Vermittlung von nachhaltigkeitsrelevanten Kenntnissen zu fördern.
Nur wenn wir früh genug beginnen, den Verbrauchern und Politikern von morgen einen bewussten Umgang mit unseren Ressourcen beizubringen, bleibt unser Ökosystem langfristig für alle Lebewesen lebenswert.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Hans-Joachim Schabedoth