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Gudrun Kopp
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Frage von Ho-Yeon K. •

Frage an Gudrun Kopp von Ho-Yeon K. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Kopp,

im Rahmen meiner Diplomarbeit bearbeite ich die Frage, inwiefern die parteipolitischen Programme die Sicherung der Grundlast berücksichtigen und was für Auswirkungen für andere Bereiche die jeweiligen Entscheidungen mit sich bringen. Dabei sind mir noch drei Punkte im FDP-Wahlprogramm leider noch nicht ganz schlüssig, weswegen ich Sie als Ausschussmitglied anschreibe.

- Angenommen der Atomausstieg bleibt in der heutigen Form bestehen und gleichzeitig kommt es zu einer Vollauktionierung der Emissionszertifikate, wie wollen Sie eine tragfähige Grundlast sichern, ohne das es zu einem starken Preisanstieg kommt? Neben einer allgemeinen Belastung bei der Verstromung müsste in dem Fall auch eine stärkere Nachfrage bei gleichbleibendem Angebot des Rohstoffs mit berücksichtigt werden.
- Sie planen eine Zertifizierung für Biomasse, was genau soll bei dieser Zertifizierung beurkundet werden?
- In Ihrem Parteiprogramm wird die Initiative DESERTEC explizit mit angesprochen, andererseits sind Sie gegen eine genaue Festlegung für Förderungen von regenerativen Energien. Inwiefern soll die Initiative DESERTEC gefördert werden und wie wollen Sie sicherstellen, dass der Grundlagenforschung dadurch nicht zuviele Mittel entzogen werden?

Ich würde mich sehr über eine Antwort Ihrerseits freuen. Sollten Sie bei eventuell nicht die richtige Ansprechpartnerin sein würde ich mich freuen, wenn Sie mir eine/n Ihrer Kollegen/Kolleginen empfehlen könnten.

Mit freundlichen Grüßen
Ho-Yeon Kim

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Kim,

gerne antworte ich Ihnen auf Ihre Fragen zur Energiepolitik der FDP.

Die Kernenergie leistet derzeit mit fast 50% den größten Anteil an der Grundlaststromerzeugung. Sollte der Ausstieg aus der Kernenergie beibehalten werden, so müssten fossile Energieträger stärker zur Grundlast beitragen, da die Erneuerbaren Energien derzeit noch nicht grundlastfähig sind. Insbesondere würden mehr Kohlekraftwerke an die Stelle der Kernkraftwerke treten müssen. Im Vergleich zu den nahezu CO2-frei Strom produzierenden Kernkraftwerken, stoßen Kohlekraftwerke - selbst wenn sie den modernsten Standards entsprechen - eine vielfach höhere Menge Kohlendioxid aus. Dementsprechend schwierig wird das Erreichen der ehrgeizigen Klimaschutzziele der Bundesregierung. Der Kraftwerkspark in Deutschland müsste in dem Fall noch dringender modernisiert und ausgebaut werden. Die Kosten für Modernisierung und dann zusätzlich zu erwerbende Emissionszertifikate wären außerordentlich hoch. Es ließe sich kaum vermeiden, dass damit auch der Strompreis massiv ansteigt. Ein weiteres Problem, das Sie zu Recht ansprechen, ist die steigende Nachfrage nach fossilen Rohstoffen. Im Fall des fortgesetzten Atomausstiegs und des Ausbaus der erneuerbaren Energien müsste Deutschland verstärkt auf die Gasverstromung setzen. Damit würde sich die Importabhängigkeit von den wenigen Erdgas-produzierenden Ländern wie Russland weiter erhöhen. Bereits jetzt steigt der Erdgasverbrauch in Europa kontinuierlich an. Dementsprechend brauchen wir alle derzeit geplanten Infrastrukturprojekte wie die Pipelines Nabucco und North Stream, um die Versorgungssicherheit in Europa und Deutschland weiter zu gewährleisten. Mit dem Ausstieg aus der Kernenergie würde sich dieser Trend weiter erhöhen. Die FDP setzt sich dafür ein, dass die Laufzeiten der Kernkraftwerke verlängert werden, damit dieses Szenario nicht eintritt und zugleich ausreichend Zeit besteht, die Speichertechnologien für die Erneurbaren Energien voranzubringen und sie somit grundlastfähig zu machen. Dabei steht für die FDP außer Frage, dass der deutliche Ausbau erneuerbarer Energien und die Förderung von Energiespeichertechniken einen elementaren Beitrag zum Klimaschutz und zur Versorgungssicherheit Deutschlands leistet. Er bietet zugleich die Grundlage für die weitere technologische Entwicklung und die Technologieführerschaft deutscher Unternehmen in diesem Sektor. Dabei müssen alle Nutzungspfade erneuerbarer Energien (Strom, Wärme, Mobilität) einbezogen werden.

Die energetische Nutzung nachwachsender Rohstoffe wird angesichts steigender Rohölpreise immer attraktiver. Zurzeit beruht die Produktion erneuerbarer Energien in Deutschland zu 75 Prozent auf der Nutzung von Biomasse. Während die Nachhaltigkeit der Biomasseproduktion auf EU-Ebene durch die strengen Cross-compliance-Regelungen sichergestellt ist, gilt dies nicht für Biomasseimporte insbesondere aus Ländern der Dritten Welt. Es muss gewährleistet werden, dass Biomasseimporte nicht zur Zerstörung von Regenwäldern und anderer Gebiete mit hoher biologischer Vielfalt und Bedeutung für den Klimaschutz führen. Wir Liberalen wollen die Voraussetzungen für die energetische Nutzung von Biomasse so gestalten, dass sie den Anforderungen an eine nachhaltige Ressourcenwirtschaft entsprechen. Zusätzliche ökologische Belastungen und die Konkurrenz zum Nahrungsmittelanbau müssen vermieden werden. Im Vergleich mit Mais und anderen Pflanzen bietet der Anbau von Pappeln, Weiden und Robinien hinsichtlich geringer CO2-Vermeidungskosten und hoher Flächeneffizienz besondere Vorteile. Bei heimischer oder importierter Biomasse muss die EU daher eine international wirksame Zertifizierung in die Praxis umsetzen, die sicherstellt, dass weder die Nutzung von Lebens- und Futtermitteln noch die Kraftstoff- und Stromproduktion hieraus die Abholzung des Regenwaldes oder anderer ökologisch sensibler Gebiete fördert.

Das faszinierende Projekt DESERTEC wird inzwischen von einem Firmenkonsortium gemeinschaftlich vorangetrieben. Noch befindet sich das Projekt in einem frühen Stadium. Dass sich dennoch so viele und wichtige Unternehmen an dem Projekt beteiligen, zeigt, wie viel Potential in der solarthermischen Nutzung der Sonnenenergie in Nordafrika liegen kann. Ich begrüße diese Initiative außerordentlich; insbesondere, da sie rein privatwirtschaftlich organisiert ist. Staatliche Mittel sind dafür nicht vorgesehen und bislang auch nicht angefragt. Die FDP will das Projekt jedoch politisch begleiten und fordert, die Strategie eines Stromverbundes mit Nordafrika innerhalb der Mittelmeerunion mit Nachdruck zu verfolgen, um Solarenergie und Windenergie und deren Speicherung in größeren Mengen effizient zu nutzen. Unabhängig von DESERTEC ist der weiteren Entwicklung einer hocheffizienten Stromübertragung mit möglichst geringen Effizienzverlusten hohe Priorität einzuräumen. Dadurch kann auch der Europäische Energiebinnenmarkt vorangebracht werden und der grenzüberschreitende Transport von Strom gefördert werden. Diese Effizienzsteigerung ist neben der weiteren Forschung und Entwicklung von Energiespeichertechnologien von großer Bedeutung für die Entwicklung des gesamten Energiemarkts.

Mit freundlichen Grüßen
Gudrun Kopp