Wie ist Ihre Haltung in Bezug auf die Impfpflicht?
Sehr geehrter Frau Heinrich,
ich bitte Sie gegen die Impfpflicht, egal in welcher Form zu stimmen.
Als Christ sehe ich es als meine Verpflichtung das Angebot einer Impfung sehr genau abzuwägen. Ich fühle mich für mich und für meine Mitmenschen verantwortlich. Und ich habe genau abgewogen, wie ich mich und andere für mich bestmöglich schützen kann. In letzter Instanz bin ich meinem Gewissen verpflichtet. Ich habe meine Entscheidung getroffen und diese hat mein Gegenüber zu akzeptieren, genauso, wie ich die Entscheidung anderer zu akzeptieren habe. Nach meine Auffassung von Demokratie verhält es sich da genauso.
Zudem hat sich in der letzten Zeit herausgestellt, dass die Impfung weder vor Ansteckung, noch vor Weitergabe des Virus schützt. Und es werden auch in zunehmender Zahl Nebewirkungen bekannt.
Das wichtigste Argument ist aber, die körperliche Unversehrtheit.
Ich bitte Sie um eine Antwort. Danke.
Mit freundlichen Grüßen
Irmgard H.
Sehr geehrte Frau H.,
wer für sich und für seine Mitmenschen Verantwortung übernehmen möchte, sollte aus meiner Sicht geimpft sein oder sich zumindest schnell impfen lassen. Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber mich überrascht es etwas, dass Sie aus Ihrem christlichen Glauben heraus den Schutz anderer ablehnen. Immerhin haben sich die beiden großen Kirchen deutlich für die Impfung ausgesprochen (siehe zum Beispiel hier und hier).
Eine Impfung reduziert deutlich das Risiko im Falle einer Infektion auf der Intensivstation zu landen oder zu versterben. Das zeigt auch ein Blick in den Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts. Letzten Herbst und Winter wären vor dem Hintergrund der damaligen Delta-Welle viele Infektionen und Todesfälle durch mehr Impfungen vermeidbar gewesen. Denn gegenüber Delta gab es sehr wohl auch einen guten Ansteckungsschutz – also Fremdschutz – durch die Impfungen. Bei Omikron scheint das nun deutlich abgeschwächt zu sein. Allerdings gibt es auch Hinweise, dass ein gewisser Fremdschutz verbleibt, auch beim neuen Subtyp B.A. 2. Es gilt also: Wer sich und andere bestmöglich schützen möchte, sollte sich impfen lassen.
Die Impfungen sind sehr sicher. Ich weiß, dass anderslautende Behauptungen durch soziale Netzwerke geistern und Menschen verunsichern. Die zum Teil blanken Lügen, die dort verbreitet werden, sind aus meiner Sicht wirklich schlimm, weil Menschen durch sie zu einer Fehleinschätzung kommen: Sie unterschätzen die Gefahren durch eine Infektion und überschätzen die Gefahren durch eine Impfung. Eine solche Fehleinschätzung kann bei Älteren oder Vorerkrankten tödliche Folgen haben.
Weltweit gab es schon über zehn Milliarden Impfungen. Es gibt weder eine Übersterblichkeit, die der globalen Impfkampagne folgen würde, noch haben irgendwelche Länder die Impfkampagne wegen schwerer Nebenwirkungen abgebrochen. Anders als von Impfgegnern vorausgesagt, waren und sind die Krankenhäuser auch nicht mit „Impfopfern“ gefüllt. Die allermeisten Geimpften empfinden die Impfung als so unproblematisch, dass sie sich mehrfach impfen lassen.
Bei der Impfnachweispflicht geht es aus meiner Sicht also nicht um die Frage, ob Impfungen sicher und sinnvoll sind – das sind sie. Es geht um die Frage, ob wir schon jetzt eine solche Pflicht – die ja durchaus ein Eingriff ist – mit Hinblick auf den Herbst machen. Und zwar vor dem Hintergrund, dass bisher jeden Herbst eine neue Infektionswelle gekommen ist, die dann – auch wegen vieler Nichtgeimpfter – Schutzmaßnahmen für die ganze Gesellschaft notwendig gemacht hat. Das Problem dabei ist, dass niemand voraussagen kann, wie die Lage im Herbst ist, welche Virusvariante dann dominant ist.
Ich habe mich bezüglich meiner Entscheidung im Bundestag aber noch nicht festgelegt, zumal ja auch bei den verschiedenen Anträgen noch in der Diskussion ist, sie zusammenzuführen. Was ich Ihnen schon einmal sagen kann: Ich bin jedenfalls dafür, dass möglichst viele Menschen sich impfen lassen. Für sich selbst und dafür, dass unsere Gesellschaft bestmöglich geschützt ist.
Mit freundlichen Grüßen
Gabriela Heinrich