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Florian Schöttle
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Frage von Christian T. •

Frage an Florian Schöttle von Christian T. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen

Lieber Herr Schöttle,
welche Vorstellungen haben Sie für die weitere Nutzung des Flughafengeländes und was beabsichtigen Sie für eine Aufwertung des Tempelhofer Damms?
MfG
Tiffert

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Antwort von
DIE LINKE

Lieber Herr Tiffert,
zur Flughafenfrage gibt es was in der Anlage.
Für den T-Damm muß als erstes die Shopping-mall am Tempelhofer Hafen verhindert werden. Alternativ sollte man versuchen die Filialketten an den T-Damm zu bringen, denn wo viel ist kommt auch viel hin...
Freundliche Grüße
Schöttle

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Wie weiter mit dem Flughafen Tempelhof?

von Florian Schöttle

Zur Schliessung des Flughafens Tempelhof gibt es keine Alternative. Abgesehen von der Tatsache, dass Flugverkehr im Innenstadtbereich aus Gründen des Immissions- und Umweltschutzes nichts verloren hat, ist es heute und in absehbarer Zukunft nicht möglich, die Anlage wirtschaftlich zu betreiben. Sie genügt nicht einmal mehr den Anforderungen des modernen Flugverkehrs.
Sinnvoll allerdings ist der Vorschlag, unter Ausnutzung der vorhandenen Schnellbahntrasse nach Schönefeld den Terminalbetrieb für den neuen Flughafen weiterzuführen, um die Publikumsströme zu dezentralisieren und Schönefeld für die Berliner Reisenden attraktiver zu machen, weil man schneller hinkommt. Damit wäre andersherum gedacht, schon ein wesentliches Problem zwar nicht gelöst aber angegangen: Was tun mit dem Cashfresser Flughafengebäude? Der Eigentümer ist zwar der Bund aber auch hier muß mit unseren Steuergeldern gehaushaltet werden.
Bis jetzt haben wir kein vernünftiges Argument gehört, warum der BND, wenn er überhaupt umziehen muß, hier nicht einziehen kann. Das Areal ist in der Nutzung der Amerikaner bereits sicherheitstechnisch ausgebaut worden, die nötige Fläche ist allemal vorhanden. Der Komplex geht 7 Geschosse in die Tiefe.
Insgesamt: Warum soll das Land Berlin sich um das Bundeseigentum Flughafen Tempelhof bemühen, wenn in absehbarer Zeit nur Kosten damit verbunden sind? Die demografische Entwicklung führt in einen grandiosen Schrumpfungsprozess. In zehn Jahren wohnen in Berlin nur noch 3 Millionen Menschen, 700 000 weniger als jetzt. Dies zeitigt einen verringerten Wohnungsbedarf von schätzungsweise 400 000 Wohnungen. Das Gemeinwesen hat also keinen Grund, zusätzlichen Wohnungsbau zu begünstigen, weder durch die Finanzierung von Erschliessungsmaßnahmen – auf dem Flughafengelände sind zwar ansatzweise Straßen (Start- und Landebahn etc.) aber keine Kanalisation und keine Elektrifizierung. Hier wäre die öffentliche Hand auf jeden Fall mit Kosten belastet- noch durch die Verauslagung von Planungskosten. Zwangsläufige Folge des Wohnungsbauwillens wäre die Beauftragung einer Entwicklungsgesellschaft, wenn nicht gleich die Ausrufung eines Entwicklungsgebietes. Berlin hat schon mit der Wasserstadt und dem Schlachthof Eldenaer Str. zig Millionen in den Sand gesetzt. Diesen schlechten Beispielen muß kein weiteres folgen.
Sollte es jedoch nicht gelingen, den Bund in Punkto BND-Umzug umzustimmen, stehen wir vor einer der größten Stadtbrachen der Welt. Das Bewusstsein hierfür ist bereits weit verbreitet. Nicht nur die Industrie- und Handelskammer, alle politischen Parteien, auch die Unternehmerverbände sind von dem planerischen Freiraum angezogen. Die wildesten Phantasien schiessen ins Kraut: Vom Großwildpark (Eine neue Heimat für JJ2!) bis zum Learjet-direkt angebundenen Bussinescenter. Doch leider ist fast jeder Plan unter geldfressendem Voluntarismus abzubuchen, weil die Gebäude-Unterhaltungskosten keinem Vergleich zu jedem landläufigen Gewerbebau standhalten. Nur: Das Teil steht unter Denkmalschutz!
Schon die Aufteilung in Funktionsflächen, wie die von den GRÜNEN favorisierte Planung sie aufweist ist eigentlich zuviel der Planung von oben. Wie hieß das Motto, als der Görlitzer Bahnhof entwickelt wurde: Bürgerpark statt Planerquark! Aktueller denn je.
Der Platz ist ein idealer für Spontanvegetation natürlicher und menschlicher Provenienz. Sollten erfindungsreiche Berliner auf die Idee kommen, hier autofreies Wohnen organisieren zu wollen, nur zu! Die Erschliessungskosten werden nicht übernommen. Dafür fördert ein überaus günstiger Kaufpreis das experimentielle Wohnen. Auch Freizeitspaß soll nicht zu kurz kommen, Hauptsache, die öffentlichen Kassen werden nicht belastet. Nach dem BND-Bau an der Chausseestr. suchen die Nachtgolfer neue Flächen, auch die Crosshill Creeps (Baseball) wären sicher nicht uninteressiert.
Und im Ernst: Die jetzt schon aufkeimende kulturelle Nachnutzung wie auch die kostengünstige Überlassung von Flächen für kreative Freiberufler ist ein nachhaltiges Nutzungskonzept. Noch sind die meisten Erwerbsbiografien in den „creative Industries“ prekär, aber mittelfristig sind auch diese Akteure in der Lage, marktgängige Mieten zu bezahlen. Die meisten kulturwirtschaftlichen Branchen haben erhebliche Wachstumsraten. Auch für soziokulturelle Projekte mit Zielen in der Jugendhilfe wird dringend Platz gebraucht. Hier kann gelärmt werden ohne Ende und die Integrationskraft der Soziokultur wird dringend gebraucht, um trotz Arbeitsplätzemangel und Konsumgesellschaft Identifikationsmöglichkeiten anzubieten.
Um jeden Preis verhindert werden muß, dass auch für dieses Objekt Verwertungsträume geträumt werden, die jede intelligente Nachnutzung im Keim ersticken. Schon der allgemeine Immobilienmarkt in Berlin krankt daran, dass die Bodenpreise noch nicht im mindesten dem entsprechen, was die schmalbrüstige Berliner Wirtschaft an Kraft hervorbringt. Noch schlimmer steht es um die Wirtschaft mit den „volkseigenen“ Liegenschaften. Liegen sie im Eigentum eines Infrastrukturbetriebs der privatisiert werden soll oder oder es schon ist, gehört der nach oben gefälschte Buchwert zum Normalprogramm, um den Verkaufserlös zu puschen. Wird der Wert ins Realistische berichtigt, sind die Berechner, meist heute noch bei der entsprechenden Gesellschaft beschäftigt, des Betrugs entlarvt.
Drum: Gebt dem Volke, was des Volkes ist, zieht den Zaunkreis zurück um die Gebäude, damit dort keiner zu Schaden kommt. Das Freigelände soll seinem Namen Ehre machen und frei sein für alle experimentiellen Ideen, die dort Platz finden. Vielleicht findet sich sogar einen freundliche Stiftung, die einen Wettbewerb finanziert.