Dr. Fabian Fahl in Aachen
Fabian Fahl
Die Linke
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Frage von Carmen G. •

Wie befasst sich Ihre Partei mit der Armut der Rentner?

Sehr geehrter Herr Fahl,

Es lässt sich nicht ĺeugnen, dass die Rentnerinnen und Renter auf einem Abstellgleis stehen und warten bis sie von einer göttlichen Macht abgeholt werden. Es ist richtig, dass Rentner gesellschaftspolitisch nicht mehr viel vom Zaun brechen können. (Je nach Alter) Aber wir haben unser Soll bereits erfüllt. Wir haben unser Leben lang hart gearbeitet. Wir haben mit unserer Arbeitskraft dafür gesorgt, dass es einen wirtschaftlichen Aufschwung gab. Wir haben Steuern gezahlt. Wir haben mit Fleiß für uns und unsere Familie selber gesorgt und waren stolz, kein Arbeitslosengeld, Hartz4 oder Bürgergeld beantragt zu haben. Und, und und.

Ich finde, dass wir jetzt im Alter ein wenig mehr Anerkennung verdient haben, und nicht noch einmal Steuern zahlen müssen und die Rentenanpassung sich tatsächlich der Inflation anpasst und wir noch ein bisschen das Leben genießen können. Mit einem Rentnerausweis? Das ist mehr als lächerlich und nur beschämend.

Ich bin gespannt,

Dr. Fabian Fahl in Aachen
Antwort von
Die Linke

Selbstverständlich haben Sie Anerkennung für Ihre Lebensleistung verdient. Und auch ich möchte später einmal abgesichert sein. Die Sicherung einer gerechten und verlässlichen Rente ist eine der zentralen sozialpolitischen Aufgaben. Ich unterstütze eine Stärkung der gesetzlichen Rentenversicherung, um Altersarmut zu bekämpfen und allen Menschen eine auskömmliche Rente zu garantieren. Gern gehe ich auf einzelne Punkte näher ein.

1. Finanzielle Stabilität der gesetzlichen Rentenversicherung
Die gesetzliche Rente hat kein demografisches, sondern ein Gerechtigkeitsproblem. Um die finanzielle Stabilität langfristig zu sichern, setzen wir auf eine solidarische Erwerbstätigenversicherung, in die alle Erwerbstätigen einzahlen – also auch Beamt*innen, Selbstständige, Freiberufler*innen, Manager und auch Abgeordnete. Dadurch kann das Rentenniveau steigen, ohne dass dies zulasten der heutigen Beitragszahlenden geht. Zusätzlich wollen wir die Beitragsbemessungsgrenze verdoppeln und versicherungsfremde Leistungen – wie die Finanzierung der Mütterrente – aus Steuermitteln finanzieren, anstatt sie den Beitragszahlenden aufzubürden.

2. Renteneintrittsalter und gesetzliche Regelung des Rentenniveaus
Eine Anhebung des Renteneintrittsalters lehne ich entschieden ab. Schon jetzt bedeutet die Rente mit 67 eine faktische Rentenkürzung für viele, die in körperlich belastenden Berufen arbeiten und nicht so lange durchhalten können. Wir fordern eine Regelaltersgrenze von 65 Jahren. Wer 40 Jahre Beiträge gezahlt hat, soll bereits ab 60 Jahren abschlagsfrei in Rente gehen können. Das Rentenniveau muss wieder auf 53 Prozent angehoben werden, damit Menschen nach einem langen Arbeitsleben nicht in Armut fallen. Eine weitere Privatisierung der Altersvorsorge über Aktienmodelle lehne ich ab. Die gesetzliche Rente gehört nicht an die Börse.

3. Private und kapitalgedeckte Altersvorsorge
Die Riester-Rente und ähnliche private Rentenmodelle haben sich als ineffektiv und teuer erwiesen. Wir setzen auf eine Stärkung der gesetzlichen Rente, in die Riester-Verträge überführt werden können. Betriebsrenten sollen gestärkt werden, indem Arbeit"geber" mindestens 50 Prozent der Beiträge übernehmen.

4. Bekämpfung der Altersarmut
Altersarmut ist eine wachsende Bedrohung, insbesondere für Menschen mit niedrigen Löhnen, erzwungener Teilzeit oder Erwerbslosigkeit. Deshalb fordern wir eine solidarische Mindestrente: Wer im Alter keine auskömmliche Rente erhält, bekommt einen Zuschlag bis zur Armutsrisikogrenze von derzeit rund 1.400 Euro – inklusive Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträgen und einem Mietzuschuss in teuren Regionen.

5. Notwendige Reformen für ein gerechteres Rentensystem

  • Einführung einer solidarischen Erwerbstätigenversicherung für alle
  • Anhebung des Rentenniveaus auf 53 Prozent
  • Abschaffung der Rente mit 67, Rückkehr zur Regelaltersgrenze von 65 Jahren
  • Abschlagsfreie Rente ab 60 Jahren nach 40 Beitragsjahren
  • Stärkung der Betriebsrenten mit verpflichtender Arbeitgeberbeteiligung
  • Finanzierung versicherungsfremder Leistungen über Steuern statt Rentenbeiträge
  • Zurückdrängen des Niedriglohnsektors und bessere Absicherung von Erwerbsbiografien mit Unterbrechungen

 

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