Welche Konzepte haben Sie bzw. Ihre Partei für die Landwirtschaft?
Hallo Herr Fahl,
mir geht es um die Sicherung der Ernährung in Deutschland, um ein auskömmliches Leben der in der Landwirtschaft Arbeitenden, um Tierwohl, Arten- und Klimaschutz, Reinhaltung von Gewässern und Erhaltung der Böden (etc.).
Herzlichen Dank vorab * Claudia H.

Die Sicherung der Ernährung, die soziale Absicherung der in der Landwirtschaft Tätigen sowie der Schutz von Klima, Artenvielfalt, Böden und Gewässern sind zentrale Anliegen der Linken. Deshalb widmen wir der Agrarwende ein eigenes Kapitel in unserem Wahlprogramm.
Ich selbst bin Wissenschaftler und forsche zur sozial-ökologischen Transformation. Ich werde mich im Bundestag dafür einsetzen, dass ökologische Landwirtschaft gestärkt, regionale Strukturen gefördert und soziale Gerechtigkeit auch in der Lebensmittelversorgung sichergestellt werden. Deshalb bin ich Mitglied in der BioBoden Genossenschaft.
Die Transformation der Landwirtschaft ist eine schwierige Aufgabe. Wir müssen weg von großen Betrieben, die in Monokultur industrielle Landwirtschaft betreiben und hin zu heute möglichen Ansätzen: Agroforst, Agri-PV, Mischkulturen, bei denen verschiedene Pflanzenarten auf einer Fläche kombiniert werden etc. Auch die Tierhaltung muss dringend reduziert werden, nicht zuletzt wegen der Flächenverfügbarkeit. Ich bin Geograph: Wir müssen auf der global begrenzten Fläche nicht nur Ernährungssicherung, sondern auch Biodiversitätserhalt und Klimaschutz betreiben. Dafür müssen mehrere Nutzungen auf der Fläche zusammenkommen. Darüber habe ich an einer vielbeachteten wissenschaftlichen Publikation mitgewirkt.
Wir setzen uns für eine soziale und ökologische Agrarwende ein, die eine nachhaltige Lebensmittelproduktion sichert und Landwirt*innen ein gutes Einkommen ermöglicht. Eine entscheidende Maßnahme ist der Aufbau regionaler Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen. Denn derzeit beherrschen große Handelskonzerne, Schlachthöfe und Molkereien den Markt, während viele landwirtschaftliche Betriebe unter Druck geraten. Um diesen Missstand zu beheben, braucht es unter anderem:
- Gerechte Lieferbeziehungen und ein wirksames Kartellrecht, um die Macht großer Konzerne zu begrenzen.
- Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe durch den Ausbau lokaler Schlacht- und Verarbeitungskapazitäten sowie die Unterstützung von Direktvermarktung und Genossenschaften.
- Landwirtschaftliche Fläche muss der Spekulation entzogen werden.
- Faire Preise für Erzeuger*innen, unter anderem durch Mindesterzeugerpreise, damit landwirtschaftliche Betriebe von ihrer Arbeit leben können.
Öffentliche Einrichtungen als Vorreiter, die ihre Lebensmittel regional und nachhaltig beziehen und als Vorbild für eine gesunde und fleischreduzierte Ernährung dienen.
Landwirtschaft darf zudem nicht isoliert betrachtet werden, sondern muss im Kontext mit Ernährung, der Kreislaufnutzung von biobasierten Rohstoffen auch in der Industrie und der Flächenverfügbarkeit gedacht werden.