Was halten sie von der geplanten Besteuerung eines Immobilienverkaufs nach 10 Jahren Haltefrist?
Ich denke es wird noch weniger gebaut und die Mittelschicht wird noch weiter beim Verkauf belastet.

Sehr geehrter Herr M.,
ich bedanke mich für Ihre Anfrage bezüglich der geplanten Besteuerung von Immobilienverkäufen nach 10 Jahren Haltefrist.
Die Ungleichheit in Deutschland ist ein Problem. Das Immobilienvermögen, ebenso wie das Vermögen insgesamt, ist ungleich verteilt. Die SPD ist deshalb mit dem Versprechen angetreten diese Ungleichheit zu bekämpfen und sie zu verringern. Im Wahlprogramm 2021, heißt es deshalb zur 10-Jahres-Frist und Steuerfreiheit auf Immobilienverkäufe: „Wir werden die bislang nach einer Zehn-Jahres-Frist geltende Steuerfreiheit für Veräußerungsgewinne nicht selbst genutzter Grundstücke abschaffen und einen Planungswertausgleich einführen, um leistungslose Bodenwertgewinne der Allgemeinheit zukommen zu lassen. Um die Spekulation mit Wohnraum einzudämmen, werden wir die Eigentümerstrukturen über ein zentrales Immobilienregister transparent machen. (S.37)“ Zu diesem Versprechen stehen wir auch in den Koalitionsverhandlungen mit der CDU/CSU. Lassen Sie mich erläutern, warum ich das für die richtige Position halte.
Investitionen in Immobilien werden seit Jahrzehnten massiv steuerlich begünstigt, quasi eine massive steuerlicher Förderung der Vermögensbildung für sehr Wohlhabende. Denn schaut man sich die Statistiken an, dann sieht man, dass das Immobilienvermögen vor allem in den Händen der Top-Vermögenden liegt. Das Ifo-Institut (2021) schreibt dazu, dass, unter den 10% der Haushalte mit dem höchsten Netto-Einkommen, 92% über nicht-selbst genutztes Immobilienvermögen besitzen. Andersherum besitzen die 20% der Haushalte mit dem niedrigsten Netto-Einkommen gerade einmal 2% dieser Immobilien. Gleichzeitig sind in den letzten Jahren Mieten (um 17%) und Hauspreise (um 46%) rasant gestiegen, die steuerliche Subvention landet also eben nicht bei der Mittelschicht, die versucht Immobilen zu erwerben, sondern bei Immobilieninvestoren, die erhebliche Wert- und Profitsteigerungen auf Staatskosten realisieren. Diese Lücke muss geschlossen werden, denn es ist auch eine Ungleichbehandlung im Vergleich zu Vermögensarten, wie bspw. Aktienanlagen, bei denen das Privileg der Steuerfreiheit schon 2009 abgeschafft wurde. Natürlich ist es richtig, dass dieses steuerliche Privileg mehr Kapital in den Immobilienmarkt lenkt. Und wir sollten auch weiterhin Ausnahmen beachten, wenn die Immobilie etwa in den letzten Jahren selbst bewohnt wurde. Aber dieses Steuerprivileg heizt die Preise an und führt zu einer problematischen Begünstigung sozialer Gruppen, die sowieso schon über ein beträchtliches Vermögen führen. Die Mitte der Bevölkerung geht hierbei leer aus.
Wie Sie sicherlich wissen, befinden wir uns in einer herausfordernden wirtschaftlichen Lage. Mit der Schaffung eines 500-Milliarden Sondervermögens, haben wir einen wichtigen Schritt unternommen, um endlich wieder in dieses Land zu investieren. Die Abschaffung der Steuerfreiheit bei Immobilienverkäufen, würde dem Bundeshaushalt Mehreinnahmen von rund 6 Milliarden Euro sichern. Geld, welches wir in Kitas, Bildung, unsere Sicherheit, aber auch sozialen Wohnungsbau investieren können.
Ich hoffe, dass ich Ihre Anfrage ausreichend beantworten konnte. Bei weiteren Fragen können Sie mein Team und mich gerne kontaktieren.
Mit freundlichen Grüßen
Dunja Kreiser