Frage an Christoph Matschie von Stefanie Q. bezüglich Gesundheit
In Bezug auf das Masernschutzgesetz habe ich folgende Fragen:
Welche Auswirkungen haben die Inhaltsstoffe von Impfungen auf das kindliche Gehirn wenn die Hirnschranke zum Impfzeitpunkt noch nicht geschlossen ist?
Wie wird mit ungeimpften Kindern im Freizeitbereich und in der Öffentlichkeit umgegangen?
Dürfen Ärzte weiterhin U-Termine verweigern wenn sich Eltern zum Nichtimpfen entschließen?
Kennen Sie einen Menschen, der Masern, Röteln, Mumps und eventuell sogar noch Varizellen gleichzeitig hatte?
Aluminium wird in der Kosmetikbranche zunehmend aus Deodorants entfernt und Formaldehyd gilt als krebserregend. Warum dürfen diese Stoffe weiterhin in Impfstoffen verwendet werden?
Warum werden keine Vergleichsstudien gemacht, um überhaupt die Wirksamkeit von Impfungen zu überprüfen?
Warum gibt es kaum eine Möglichkeit sich impfkritisch über Leserbriefe in Tageszeitungen zu äußern? Wichtige Passagen werden meist gelöscht.
Warum sehe und höre ich keine Politiker, die impfkritische Fragen zu medizinischen Hintergründen öffentlich stellen? Kritisch wird nur die Umsetzung des Gesetzes behandelt.
Warum werden die medizinischen Hintergründe, Wirkungsweisen von Impfungen, nur teilweise in die breite Öffentlichkeit gegeben und Nebenwirkungen verharmlost?
Warum wird bei der Meldung von Nebenwirkungen von Impfungen so willkürlich umgegangen?
Warum müssen Familien mit impfgeschädigten Kindern oft jahrelang klagen, damit Ihnen der Impfschaden anerkannt wird?
Warum soll das Gesetz nur für einen bestimmten Personenkreis gelten? Verkäufer, Lebensmittelhersteller, Taxifahrer etc. stehen doch auch im Kontakt mit anderen Menschen.
Warum gibt es keinen Einzelimpfstoff wenn es NUR ein Masernschutzgesetz ist?
Sehr geehrte Frau Quittel-Geyer,
wir haben mit dem Koalitionsvertrag vereinbart, weitere Maßnahmen zu ergreifen, um die not-wendigen Impfquoten zum Schutz der Bevölkerung zu erreichen. Die Verbesserung der Impf-prävention ist ein wichtiges gesundheitspolitisches Vorhaben, neben zahlreichen weiteren, zu denen wir in dieser Legislaturperiode bereits gesetzgeberische Maßnahmen umgesetzt haben. Alle Vorhaben und Initiativen dienen dem Ziel, die Qualität der medizinischen Versorgung im Interesse der Patientinnen und Patienten weiter zu verbessern und damit letztlich auch Be-handlungsfehler zu vermeiden. Wir beschäftigen uns also bei weitem nicht nur, aber eben auch mit dem Thema Impfen.
Es ist zynisch und zutiefst unethisch, Todesfallzahlen gegeneinander aufzuwiegen. Ich meine, dass die individuelle Entscheidungsfreiheit dort ihre Grenze finden muss, wo die Gesundheit und sogar das Leben anderer gefährdet ist und andere geeignetere Mittel nicht zur Verfügung stehen. Von einer Masernerkrankung sind besonders häufig Kinder in den ersten beiden Le-bensjahren betroffen. Sie tragen auch ein erhöhtes Risiko dafür, dass eine Maserninfektion zu schwerwiegenden Komplikationen führt und müssen besonders häufig wegen einer Masern-Erkrankung stationär behandelt werden. Durch eine vorübergehende Immunschwäche kommt es nach einer Masernerkrankung zu anderen Erkrankungen wie z.B. Durchfall, Mittelohrent-zündung, Hörschäden, Lungenentzündung und Gehirnentzündung. Bei 10 von 10.000 Masern-Erkrankten entwickelt sich in Folge der Erkrankung eine Gehirnentzündung, etwa 2 bis 3 Be-troffene behalten schwere Schäden wie geistige Behinderungen und Lähmungen zurück. Als Spätfolge kann die so genannte subakut sklerosierende Panenzephalitis (SSPE) auftreten, eine schwere und stets tödlich verlaufende Gehirnerkrankung. Eine SSPE entwickelt sich bei 2 bis 6 von 10.000 Kindern, die zum Zeitpunkt der Maserninfektion jünger als 5 Jahre alt sind. Die Wahrscheinlichkeit, an Masern zu sterben, liegt bei 1 Todesfall pro 1.000 Masernerkrank-te. Gegen die Masern-Erkrankung selbst gibt es keine Behandlung. Masern sind extrem anste-ckend. Ohne Impfschutz infizieren sich etwa 95 von 100 Menschen, wenn sie Kontakt zu ei-nem Erkrankten hatten. Sowohl für den individuellen Schutz jeder und jedes Einzelnen als auch für den Gemeinschaftsschutz zugunsten von Menschen, die nicht geimpft werden kön-nen, brauchen wir eine ausreichende Masern-Impfquote.
In der Europa-Region der WHO sind die Masernfälle zuletzt stark angestiegen. Für den Zeit-raum vom 1. Januar 2018 bis 30. Juni 2019 berichteten 49 der 53 Länder der Region zusam-men über 174 000 Masernfälle und über 100 masernbedingte Todesfälle. Vier Länder in der Europaregion der WHO haben ihren Masern-Eliminierungsstatus verloren: Albanien, Griechen-land, Tschechien und das Vereinigte Königreich. Weltweit haben sich die Masernfälle 2019 vervierfacht.
Unser Ziel ist es, Masern in Deutschland zu überwinden und in Europa weiter einzudämmen. Dazu brauchen wir eine Impfquote von mindestens 95 Prozent der Bevölkerung. Bei Kindern vor dem Schuleintritt erreichen wir mit der ersten Masernimpfung deutschlandweit zwar 97 Prozent, aber schon hier gibt es deutliche regionale Unterschiede. Zweimal gegen Masern geimpft sind nur noch 93 Prozent der Schulanfängerinnen und Schulanfänger. Laut BARMER-Arzneimittelreport 2019 könnten die Impfquoten sogar noch darunter liegen. Eine Maserimpf-pflicht kann helfen, Impflücken zu schließen. Manche mögen diesen Schritt als Bevormundung empfinden, aber es geht hier nicht nur um dem Schutz jedes Einzelnen, sondern um den Schutz der gesamten Bevölkerung. Ein ausreichender Impfschutz kann unnötiges Leid ver-meiden.
Das Paul-Ehrlich-Institut prüft und bewertet fortlaufend anhand aktueller wissenschaftlicher Daten den Nutzen und das Risiko von Impfstoffen und dokumentiert jährlich die Meldungen des Verdachts einer Impfkomplikation oder einer Nebenwirkung nach Impfung. Neben den bestehenden gesetzlichen Meldepflichten können seit 2012 auch betroffene Personen und deren Angehörige den Verdachtsfall einer unerwünschten Impfreaktion oder Nebenwirkung melden. Das Meldeverfahren ist in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert worden. Defizi-te sehe ich hier nicht.
In der Tat gibt es in Deutschland derzeit keinen zugelassenen Einfach-Impfstoff gegen Ma-sern. Wir werden uns im parlamentarischen Verfahren damit auseinandersetzen müssen, was das für die beabsichtigte Masern-Impfpflicht bedeutet. Impfstoffe werden wie alle anderen Arz-neimittel in Deutschland durch den jeweiligen Hersteller und nicht etwa den Bundesgesund-heitsminister in den Verkehr gebracht. Es kommt also darauf an, ob und wann ein Hersteller die Zulassung für einen Einfach-Impfstoff gegen Masern bei der zuständigen Arzneimittelbe-hörde beantragt und erhält.
Die verfügbaren Kombinationsimpfstoffe sind wirksam und gut verträglich. Von 10.000 Geimpf-ten entwickeln etwa 500 bis 1.500 allgemeine Beschwerden wie leichtes bis mäßiges Fieber, Kopfschmerzen, Mattigkeit oder Magen-Darm-Beschwerden. Bei etwa 500 Geimpften entwi-ckelt sich an der Einstichstelle in den ersten drei Tagen nach der Impfung eine Rötung oder Schwellung. Etwa 10 Tage nach einer MMR-Impfung bekommen 200 bis 500 von 10.000 Ge-impften für wenige Tage einen masernähnlichen Hautausschlag, der auch „Impfmasern“ ge-nannt wird. Dieser kann mit mäßigem Fieber einhergehen. Impfmasern sind nicht ansteckend. Nach einer MMR-Impfung tritt extrem selten, in weniger als 1 von 10.000 Fällen, eine allergi-sche Reaktion auf.
Niemand bestreitet, dass eine Masernimpfung eine unerwünschte Reaktion oder Nebenwir-kung zur Folge haben kann. Das Risiko einer schwerwiegenden Komplikation im Zusammen-hang mit einer Masernimpfung ist aber sehr gering, im Gegensatz zum Risiko, ungeimpft schwer an Masern zu erkranken.
Unser Ziel ist es, einen besseren individuellen Schutz insbesondere von Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht geimpft werden können, sowie einen ausreichenden Gemein-schaftsschutz vor Maserninfektionen zu erreichen. Nach Angaben des Robert-Koch-Institutes verhindert die zweifache MMR-Impfung bei 93-99% der Geimpften den Ausbruch einer Erkran-kung und führt bei diesen erfolgreich Geimpften in der Regel zu lebenslanger Immunität. Eine Antikörpertiterbestimmung führe dagegen, so das Robert-Koch-Institut, nicht immer zu einem eindeutigen Ergebnis und sei deshalb als Entscheidungskriterium für Immunität schlechter geeignet als der Nachweis einer zweimaligen Masernimpfung.
Der Deutsche Bundestag wird die parlamentarischen Beratungen zum Entwurf eines Masern-schutzgesetzes der Bundesregierung im Herbst aufnehmen und sich intensiv mit den Rege-lungen des Gesetzentwurfes auseinandersetzen. Wir werden dazu voraussichtlich im Oktober eine öffentliche Anhörung im Gesundheitsausschuss durchführen und die auch von Ihnen an-gesprochenen Fragen zum Nutzen-Risiko-Verhältnis mit den Expertinnen und Experten, bei-spielsweise vom Robert-Koch-Institut oder dem Paul-Ehrlich-Institut, beraten.
Ich stimme Ihnen zu, dass wir weiterhin deutlich mehr Information und Aufklärung über die Masern-Erkrankung und die Impfung brauchen, um Menschen, die einer Impfung skeptisch gegenüberstehen, stärker als bisher anzusprechen. Dazu enthält der Gesetzentwurf konkrete Regelungsvorschläge.
Medizinische Fragen bitte ich Ihnen Arzt direkt zu fragen.
Herzliche Grüße
Christoph Matschie