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Christine Mehlo-Plath
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Frage von Markus L. •

Frage an Christine Mehlo-Plath von Markus L. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Mehlo-Plath,
Wie sehen Sie die Betreuung der Pflegebedürftigen im Landkreis und was sagen Sie zur Einschulung ab dem 5ten Lebensjahr?

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Antwort von
ÖDP

Sehr geehrter Herr Lang,

vielen Dank für Ihre Frage. Die Einschulung erst fünfjähriger Kinder sehe ich sehr kritisch. Die meisten Kinder sind in diesem Alter mit demSchulbetrieb völlig überfordert. Als dreifache Mutter und ehemaligeHandarbeitslehrerin an einer Grundschule kann ich das etwas beurteilen. Ich bin sehr froh, daß die ödp hier eine so ausgewogene Programmatik hat, an der ich auch als Delegierte mitwirken durfte. In den "Thesen der bayerischen ödp zu Erziehung und Bildung" ist die Einschulung erst ab dem 7. Lebensjahr vorgesehen, wie es sich ja in Bayern auch seit eh und je bewährt hat.
Man hat sich eben an der durchschnittlichen Reifeentwicklung der Kinder orientiert und nicht an den Wirtschafts- interessen von Lobbyisten, die in den letzten Jahren versuchen, verstärkt Enfluß auf die Bildungspolitik zu nehmen.
Man hat den Eindruck, die Kinder sollen möglichst wenig zu Hause erzogen werden, damit die Mamis brav dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und ihre entgangene Zeit mit den Kindern durch Konsumgüter ersetzen, womit wiederum den Konzernen gedient wäre. Ich fürchte, als letztes wird dabei an das Wohl der Kinder gedacht.
Wie gesagt, es gibt vereinzelt Kinder, die mit 5 Jahren schulreif wären. Zumindest die Aufnahmefähigkeit und Lernbereitschaft ist in diesem Alter enorm. Es wäre trotzdem unverantwortlich, diese mit unserem unzulänglichen Schul- und dem Verkehrssystem zu konfrontieren. Kinder lernen so wichtige, hochkomplexe Dinge wie Laufen und Sprechen ohne Probleme im Elternhaus, warum sollte ihnen dort nicht noch mehr beigebracht werden. Mit Früheinschulung und überwiegender Fremdbetreuung dagegen werden die Kinder ihren Eltern und ihren Großeltern entfremdet. Traditionen, Werte, Identität und Kultur gehen verloren. Dies schafft kein gesundes Selbstbewußtsein, sondern macht Kinder anfällig für Fremdeinflüsse jeder Art.
Gegen ein verpflichtendes Kindergartenjahr sozusagen als gleitender Übergang bis zur Einschulung, wie im ÖDP-Programm vorgesehen spricht jedoch nicht viel und dies dient ja auch der Integration in eine Gesellschaft mit steigendem Ausländeranteil. Umso wichtiger ist aber auch, daß die Kinder nicht zu früh den Einflüssen ihres Elternhauses entzogen werden.
Gleichschaltung und Mitläufertum können kein Erziehungsziel sein. Ein Quäntchen Individualität und eigenständiges Denken tut jeder Demokratie gut. Auch die Schulbus-Situation, die Verkehrssituation und die Gewaltprobleme an vielen Mammutschulen sprechen gegen die frühe Einschulung. Anfänglich motivierte ABC-Schützen könne schnell gefrustet werden.
Ich mein, Kinder haben ein Recht auf die ihnen angemessene Entwicklungszeit., auf Kindheit und ausreichend Schlaf und auf eine ihnen angemessene gesunde Ernährung und Umgebung. Sie sollen noch Kind sein dürfen, sich seelisch festigen und Wurzeln schlagen dürfen, um dann allmählich in die Alltagswelt unserer Leistungsgesellschaft hineinwachsen zu können. Nur seelisch gefestigte Kinder werden auch einmal seelisch gefestigte Erwachsene und sind dann eine Bereicherung für jede Gemeinschaft.

Schwerer ist die zweite Frage zu beantworten. Jedoch soviel ich mitbekommen habe, ist die Pflegesituation im Landkreis Rosenheim alles andere als gut. Die Alten- und Pflegeheime sind anscheindend überfordert, den Bedürfnissen der vielen demenzkranken und chronisch leidenden alten Menschen gerecht zu werden. Immer wieder wird in der Presse von Pflegeskandalen berichtet. Unsere Bezirksräting Johanna Schildbach-Halser setzt sich als Pflegebeauftragte der Bayerischen ÖDP in vorbildlichder Weise für Besserungen ein. Sie schlägt vor die Pflegeaufsicht zu verbessern.
Die meisten Alten möchten in ihrer vertrauten Umgebung bleiben bis zu ihrem natürlichen und würdevollen Ableben. So war es auch früher in den Großfamilien auf dem Land üblich, als es noch keinen "Pflegenotstand" gab. Erst jetzt merkt man, was unsere Mütter und Großmütter alles geleistet haben. Diese Zeiten sind natürlich vorbei.

Daher sind die ambulanten Plfegedienste so wichtig, die die Alten und Pflegebedürftigen in ihren Wohungen betreuen. Erst vor kurzem erreichte mich ein Brandbrief der Ambulanten Kranken- und Altenpflege vom Sozialwerk Rohrdorf, daß die Lohn-, Sach- und insbesondere die Energiekosen stark gestiegen seien. Die Kranken- und Pflegekassenverbände Bayerns sich aber weigerten, die Mehrkosten für ein Jahr abzufangen. Sie gleichen nicht einmal die Hälfte der Mehrkosten von mindestens 2,5 % aus. Das ist angesichts der hohen Beiträge ein Skandal.
Zitat aus dem Schreiben:
"Im Übrigen ist es völlig unverständlich, warum die Kassen ausgerechnet bei der häuslichen Plfege so rigoros sparen wollen; der Anteil der häuslichen Plfege an den Gesamtausgaben der AOK Bayern zum Beispiel betrug 2007 mit 122,5 Mio Euro ganze 1,2%."

Diese Überlastung des Gesundheitssystems hat natürliche viel mit Familien - und Bildungspoltik zu tun. Für mich als Familienmensch ist wichtig: Menschliche Zuwendung darf nicht noch mehr bürokratisiert und institutionalisiert und damit verteuert und entmenschlicht werden, wenn wir uns in unserer Gesellschaft noch wohl fühlen möchten. Aber auch im Gesundheitsvorsorge und in der Verbraucherauflärung liegt in Bayern einiges im Argen. Das wäre wieder ein weiteres Feld. Ich hoffe nur, daß sich bald eine verantwortungsvollere und ehrlichere Poltik durchsetzt. Dazu müßten die Bayern aber am 28. September "besser wählen" und nicht wieder die "Unverbesserlichen" .