Frage an Carolin Braun von Lydia N. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Guten Tag,
Frau Braun!
Ein großes Anliegen ist mir persönlich: Unsere Kinder und unsere Jugend, in denen ich ein großes Potential sehe und auch fördern will. Ich stehe zum Beispiel durchaus mit Jugendlichen zusammen abends auf der Straße, um mit ihnen zu reden und ihre Sorgen und Ängste zu erfahren.
Sie müssen wissen, ca. 20 Jugendliche stehen bei uns nachts auf der Straße, um miteinander reden zu können. Sie haben sonst keine Möglichkeit, zusammenzukommen. Und jetzt sind eben Ferien, da hat man mehr Freizeit, um sich zu treffen, am Wochenende natürlich auch.
Die Nachbarn regen sich auf. Klar. Sie sind ja auch ein Störfaktor, denn sie werden manchmal bis in die Nacht auch laut.
Mir antworteten Sie voll Vertrauen auf ihre Frage hin, warum sie denn immer auf der Straße herumstehen würden.
Sie meinten, ich wäre der erste Mensch, der auf sie zukommt und sie nach ihren Anliegen fragt und sie fragt, wie es ihnen eigentlich geht.
Wissen Sie, was die jungen Leute wollen? Sie können nirgends hin, darum stehen sie auf der Straße. Sie wollen sich treffen, ja klar, aber wo sollen sie hin?
In kleinen Gemeinden gibt es nichts, wo sie hin können. Die Eltern verschließen meist ebenso ihre Türen, weil sie gar keinen Platz haben, denn diese Eltern haben kein Haus, sondern meist nur kleine Wohnungen.
Mein Anliegen für die Kids in meiner Gemeinde ist somit, dass jede kleine Gemeinde ein Jugendhaus haben sollte.
Und das will ich hiermit für Neumarkt-Hasenheide mal beantragen.
Darüberhinaus sollte jede kleine Gemeinde, die abseits von der großen und reichen Stadt Neumarkt ist, ein Jugendhaus haben.
Denn die Probleme sind doch überall die gleichen.
Und sie wollen nichts als zusammenkommen, um zu reden.
Was können Sie für uns tun?
Freundlichst Ihre
Lydia Nonnenmacher
Liebe Frau Nonnenmacher,
ganz herzlichen Dank für ihre Frage. Tut mir leid, dass die Antwort jetzt 2 Tage gedauert hat, ich war leider gestern den ganzen Tag unterwegs.
Ich kenne das Problem gut, sie beschreiben die Lage ja völlig richtig. Das ist tatsächlich in fast allen Gemeinden so.
Und auch leider - gibt es immer wieder Menschen, die sich "gestört" fühlen, anstatt mal nach den Hintergründen zu fragen. Klar stört nächtlicher Lärm auch manchmal. Aber wie sie richtig sagen: Wo sollen sie denn hin?
Zuerst einmal ein abgedroschener Satz, der aber wörtlich zu nehmen ist: Jugend ist unsere Zukunft!
Ich habe selber 3 Kinder zwischen 14 und 21 und weiß deshalb schon ein bißchen, was die Jugendlichen so bewegt. Hoffe ich doch. :-) Mich erschreckt manchmal, dass im Vergleich zu meiner Jugend leider viel mehr Ängste vorherrschen. Den meisten mag es materiell besser gehen, aber vielen fehlt Zutrauen und Zuversicht in die eigenen Fähigkeiten und in eine gute Zukunft.
Gleich geblieben ist der Wunsch, sich mit Gleichaltrigen, den Freunden und Kumpels zu treffen.
Dort fühlen sie sich wohler und besser verstanden, als unter der vermeintlichen "Aufsicht" von Eltern.
Ihre Forderung nach offenen Jugendtreffs ist vollkommen richtig. Und dazu braucht es auch nicht viel.( Auch seitens der Kommunen, finanziell) Meist müssen das ja keine fertigen Paläste sein, denn die Gestaltung und der Aufbau ist ja oft schon Teil des Projektes, das den Jugendlichen Spaß macht. Ich kann ihre Bemerkung nur bestätigen, dass man viel öfter mit den Jugendlichen reden sollte, sie ernst nehmen, und ihnen zuhören. Wir haben vor 10 Jahren schon in Dietfurt hier eine Jugendwerkstatt gestartet und waren echt "platt", was alles an Anregungen und Möglichkeiten von den Jugendlichen kamen.
Wir haben sie schlichtweg gefragt, was sie an der Kommune ändern würden, wenn sie das Sagen hätten.
Einiges davon konnte umgesetzt werden. Ein Skaterplatz, Fahrten in Erlebnisbäder, Kinovorführungen vor Ort,etc.
Das Tolle daran war, dass die Jugendlichen selber aktiv dabei mitgearbeitet haben - und wir alle Spaß dran hatten.
Also: Es geht!
Derzeit fehlen aber immer noch in vielen Gemeinden solche Jugendtreffs. Da gilt es sich einzusetzen! Da sind Stadträte gefragt und Bürgermeister. Nicht jede Gemeinde kann sich gleich einen hauptamtlichen Jugendarbeiter leisten, das muss man auch sehen.
Aber viele versuchen es auch gar nicht erst. Sie haben Angst vor möglichen
Problemen.
Vereine leisten natürlich ebenfalls eine gute Arbeit, aber nicht jeder will dort hin, und schon gar nicht immer "beschäftigt sein". Manchmal geht es eben nur um einen Treff mit Freunden. Genau wie sie das schildern. Eine Hilfe für die Gemeinden dabei ist der Kreisjugendring, der eine hervorragende Arbeit macht. Aber die Voraussetzung ist, dass in den Gemeinden die Angebote erst einmal geschaffen werden oder der Wille dazu da ist.
Ich will nicht leugnen, dass es dabei auch immer wieder Probleme gibt, in offenen Jugendtreffs.
Manchmal wird eben über die Stränge geschlagen, seitens der Jugendlichen.
Schließlich ist auch das ein Lernprozess. Manchmal wachsen die Jugendlichen auch nach einigen Jahren auch einfach raus, und es findet sich kein Verantwortlicher mehr.
Aber das sind alles keine Gründe, unsere Jugendlichen auf der Straße stehen zu lassen.
Konkret kann ich ihnen für die Hasenheide anbieten, mit den Kollegen der SPD vor Ort in Neumarkt ihre Anregung aufzugreifen und ihnen zu helfen, ihren Antrag an die Stadt auch zu "befördern". Bitte kontaktieren sie mich dazu auf meiner Homepage, dann können wir uns darüber unterhalten.
Viele Grüße,
Carolin Braun