Was sind die nächsten Schritte in ihrem Bundesland um eine Versorgungstruktur für ME/CFS Betroffene (auch die schwerste Form von Long-Covid) aufzubauen - wie es auch die EU-Resolution vorsieht.
Viren wie der EPV- oder auch der Coronavirus können Auslöser für ME/CFS sein.
Betroffene treffen jedoch kaum auf Ärzte, die sich damit auskennen. Für ganz Deutschland gibt es nur die Berliner Charité und Kinderklinik-München.
Im Koalitionsvertrag – wie auch in der EU-Resolution – geht es darum eine Versorgungsstruktur für ME/CFS Betroffene zu schaffen.
Meine Frage; was macht ihr Bundesland um die desolate Versorgung der Betroffenen zu verbessern? Forschung ist das eine – für die Betroffenen selbst reicht es nicht – dass jedes B-Land auf die Ergebnisse vom IGWiG wartet – in dem die Expertise von Frau Prof.Dr. Scheibenbogen – die unlängst das Bundesverdienstkreuz bekommen hat, gar nicht vorkommt. Gerade Jung-Erkrankte hätten noch eine bessere Prognose - wenn ihre Behandlungen und die Diagnostik - sich an dem was die Charité bereits an Erkenntnissen hat - orientieren würden! Wie können Sie etwas dazu beitragen, dass von ME/CFS Betroffene Teilhabe im Gesundheitssystem erhalten?
Sehr geehrte Frau B.,
vielen Dank für Ihre E-Mail, welche ich Ihnen gern beantworten möchte.
Als SPD-Landtagsfraktion stellen wir uns seit nunmehr fast drei Jahren den sehr vielfältigen Debatten im Zusammenhang mit der Jahrhundertherausforderung „Corona“. Wir sind uns der großen Verantwortung bewusst, die wir seitdem mit unseren Entscheidungen zu Eindämmungsmaßnahmen, Impfungen usw. treffen. Dabei war stets unser Hauptziel, die Gesundheit und das Leben der Bevölkerung zu schützen.
Dabei war uns während der Abwägung von Maßnahmen oft schon bewusst, dass es im Umgang mit der sehr komplexen Thematik „Corona“ in vielen Punkten noch zahlreiche Wissenslücken gibt. Wie vielen Menschen wurde durch eine Impfung Schutz geboten? Warum war wiederum bei anderen Menschen eine Impfung mit negativen Folgen bzw. Nebenwirkungen verbunden? Um Antworten auf diese und weitere Fragen geben zu können, braucht es noch mehr wissenschaftliche Erkenntnisse. Auch der von Ihnen aufgeworfene Komplex der Versorgungsstruktur für ME/CFS Betroffene gehört in diesen Bereich.
Uns ist bewusst, dass genesen nicht immer gesund heißt, eine SARS-CoV-2-Infektion auch bei mildem Krankheitslauf oder unbemerkter Infektion längerfristige gesundheitliche Folgen haben kann. Daher vertreten wir den Standpunkt, dass es eine fortführende Diskussion und Forschung braucht, aus deren Ergebnissen entsprechende Schlüsse für die Zukunft gezogen werden. Es gilt, dabei bekannte Studien zu Therapiekonzepten und Behandlungsoptionen hinzuziehen, neue Erkenntnisse zu gewinnen und hierfür den Forschungsausbau weiter zu forcieren. Vorhandene Strukturen und Versorgungsangebote für ME/CFS Betroffene gilt es zu vernetzen, auszubauen und vor allem auch bekannter zu machen.
Aus unserer Sicht ist mit dem im April 2022 im Land Brandenburg gegründeten Long-Covid-Netzwerk „DiReNa – DiAGNOSTIK, ReHABILITATION und NaCHSORGE“ ein guter Anfang gemacht worden. Ergebnisse des Netzwerkes zeigen das Bild einiger im Land Brandenburg vorhandener Ambulanzen. Dazu gehören beispielsweise die Long-Covid-Ambulanz für Kinder des ASKLEPIOS Fachklinikums Brandenburg, die Long-Covid-Ambulanz des Universitätsklinikums Ruppin-Brandenburg, das Johanniter-Krankenhaus in Treuenbrietzen, wie auch die Post-COVID-Rehabilitation in der GLG Fachklinik Wolletzsee. Zudem gibt es u. a. in Cottbus eine ambulante Therapieform (RehaVita) mit einer gezielten neurologischen Behandlung. Weitere Rehakliniken mit speziellen Long-Covid-Angeboten sind auf der Internetseite des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz eingerichteten Homepage www.reha-land-brandenburg.de zu finden. Gleichzeitig sind einige Praxen im Netzwerk vertreten und auf der „DiReNa“-Seite verlinkt. Die vorangestellten Beispiele machen die Bemühungen des Landes Brandenburg deutlich, gemäß der Forderung der Gesundheitsfachministerkonferenz aus dem Jahr 2021, dass die Angebote für Menschen, die an Langzeitfolgen von COVID-19 leiden, weiter ausgebaut werden müssen.
Doch Sie haben recht, es gibt noch viel zu tun. Es braucht eine gebührende und umfassende Aufmerksamkeit, ein Gesundheitssystem, welches auf aktuelle Entwicklungen reagiert und Antworten für die Zukunft gibt. Darum werden wir Anfang des Jahres 2023 die Thematik ME/CFS in einem großen „Long-Covid“-Komplex auch auf die Tagesordnung des Brandenburger Gesundheits- und Sozialausschusses setzen.
Wir hoffen, dass Sie die entsprechenden Entwicklungen im Land Brandenburg weiterhin mit Interesse begleiten und würden uns freuen, wenn Sie uns auch zukünftig Ihre Einschätzungen mitteilen.
Mit freundlichen Grüßen
Björn Lüttmann