Frage an Bettina Hagedorn von Rolf Q. bezüglich Gesundheit
Sehr gehrte, von mir gewählte Abgeordnete Frau Hagedorn!
Wie steht es mit der Erstellung eines Krankenhausrankings? Das Thema stand schon einmal auf der Tagesordnung. Hier ist nicht der allgemeine Stand gemeint, sondern die Antwort an den Bürger: welche Klinik hat die meisten Operationen wie erfolgreich auf dem Gebiet durchgeführt? Das ist m.W. in den U.S.A. durch interne Statistiken innerhalb der Kliniken mit ausserordentlichem Erfolg durchgeführt worden. Dadurch kam man Chirurgen mit hoher Fehlerquote auf die Spur. Diese Leute durften dann diese Art Operationen nicht mehr durchführen oder wurden entlassen. Hatte man z.B. eine große Zahl von Herzoperationen erfolgreich durchgeführt - während orthopädische Operationen öfter schiefgingen - dann machte man nur noch Herz, die Gelenke überlässt man anderen Kliniken, die das besser können.
So wurde A ein hoher Standart erreicht,es wurden durch Spezialisierung hohe Kosten eingespart und das wichtigste: der Bürger erfährt über das Ranking welche Klinik bestimmte Operationen schon in welcher Anzahl und somit entsprechender Erfahrung durchgeführt hat. Man kann sich dann dort beruhigt unters Messer legen.
Ich sah vor kurzem eine Fernsehsendung, bei der Ulla Schmitt zu dem Thema befragt wurde.Sie wich da aus.
Nun bitte ich Sie, Frau Hagedorn, bei der Frau Ministerin noch einmal nachzuhaken, wie es damit steht. M.E. ist die Angelegenheit nicht nur Bürgerfreundlich sondern auch sehr effizient .
Mit herzlichen Grüssen und Danke im Voraus
Rolf Querfurth
Sehr geehrter Herr Querfurth,
vielen Dank für Ihre Anfrage vom 10. Mai 2007 in Bezug auf die Qualitätssicherung in der Gesundheitsversorgung. Die Sicherung der Qualität wurde mit dem Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-WSG), das in seinen wesentlichen Teilen am 1. April 2007 in Kraft getreten ist, neu geordnet.
Schon ab 2001 werden jährliche Qualitätsberichte durch die externe Bundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung (BQS), die als „verlängerter Arm“ des gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) fungiert, erstellt. Alle zugelassenen Krankenhäuser sind verpflichtet, diese Berichte an das BQS im 2-Jahres Turnus zu übermitteln und sind im Internet einsehbar.
Die Qualitätsberichte der Bundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung finden Sie im Internet unter http://www.bqs-online.com. Ein gutes Internetportal bieten darüber hinaus die Krankenkassen mit dem Klinik Lotsen (http://www.klinik-lotse.de) an, in dem die Berichte einzelner Krankenhäuser aufgeführt werden. Die Krankenhäuser sind zudem zu einem einrichtungsinternen Qualitätsmanagement verpflichtet. Über 500 Krankenhäuser haben sich in diesem Zusammenhang zu einer freiwilligen „Zertifizierung“ entschieden, die Sie unter http://www.ktq.de/ktq_qualitaetsberichte/index.php einsehen können.
Bei der Weiterentwicklung des Qualitätsberichtes für das Jahr 2006 wurden die Hinweise zur Verbesserung der Vergleichbarkeit und zu gehaltvollen Informationen aufgegriffen und mitberücksichtigt. Die Angaben sind seitdem standardisierter und besser strukturiert.
Zusätzlich haben die Spitzenverbände der Krankenkassen bereits mit der Knie Totalendoprothesen-Liste (TEP) erheblich mehr Transparenz für die Patienten geschaffen. In dieser Liste werden die Krankenhäuser aufgeführt, die über eine gewisse Erfahrung bei diesen Operationen verfügen, d.h. dass sie die vom GBA festgelegte Mindestmenge von 50 erfolgreichen Eingriffen im Jahr vorweisen. Ziel der Gesetzlichen Krankenkassen ist es, weitere Leistungsbereiche mit Fallzahlen zu erstellen, so dass der Patient bei der Auswahl eines geeigneten Krankenhauses eine bessere Orientierung erhält.
Sie sprechen in Ihrer Anfrage explizit die Erfahrungen in den USA an.
Über die Qualitätssicherung in den USA kann ich Ihnen an dieser Stelle nicht umfassend Auskunft geben und bin auch immer sehr vorsichtig mit solchen Vergleichen. Studien über die Erfahrungen aus dem Ausland zeigen aber auch eindeutig, dass dort, wo es ein Informationsangebot seitens der Krankenhäuser gibt, die Patienten die „bereitgestellten Informationen nicht in dem Umfang nutzen wie erwartet – jedenfalls nicht dann, wenn Entscheidungen (etwa über die Wahl eines Krankenhauses) zu fällen sind“. Also, auch in diesen Ländern scheint es nicht automatisch zu einer Nutzung des Informationsangebotes und einer besseren Wahlfreiheit zu kommen.
Die SPD Bundestagsfraktion ist sich der Notwendigkeit einer effizienten und transparenten Gesundheitsversorgung bewusst. Die Herausforderung unserer Zeit ist es, unser qualitativ hochwertiges Gesundheitswesen zukunftsfähig zu machen. Unser Ziel ist, dass auch in der Generation unserer Kinder und Enkel alle Bürger die Gesundheitsversorgung erhalten, die für sie notwendig ist. Gleichzeitig müssen wir darauf achten, dass das Gesundheitswesen bezahlbar bleibt. Mit der Gesundheitsreform 2006 haben wir uns dieser Herausforderung gestellt. Das Gesundheitswesen macht zur Zeit große Veränderungen durch, die auch in den nächsten Jahren noch anhalten werden. Dabei können nicht alle bestehenden Spannungen und Probleme mit einem Schlag gelöst werden. Doch ich bin überzeugt, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben, um unser Gesundheitswesen fit für die Zukunft zu machen. Klar ist, dass ein solch großes Vorhaben nicht ganz ohne Reibungen durchgeführt werden kann. Mit unserem Koalitionspartner, der Union, sind wir Kompromisse eingegangen, die uns oft nicht leicht gefallen sind.
Die strukturierten Qualitätsberichte, die sich stetig verbessern, und der Ausweitung vergleichender Listen für bestimmte Operationen oder Behandlungen sind ein Teil des von uns eingeschlagenen Weges. Wir werden deshalb die Qualitätssicherung bei Krankenhäusern weiter forcieren und im Sinne der Bürger eine transparente Entscheidungsgrundlage zur Verfügung stellen.
Mit freundlichen Grüßen
Bettina Hagedorn