Im November 2021 sind in Deutschland 92.295 Menschen gestorben. Diese Zahl liegt 20% über dem mittleren Wert der Jahre 2017 bis 2020. Welchen Einfluss haben Lockdown und Impfung?
Sehr geehrter Herr G.,
vielen Dank für Ihre Anfrage.
Für Gesamtdeutschland ergibt sich ein relativ heterogenes Bild, sowohl was die Übersterblichkeiten 2021 im Vergleich zu den Vorjahren als auch die Impfquoten als auch die Strenge der verhängten und durchgesetzten Coronaschutzmaßnahmen (einschließlich Kontaktbeschränkungen/Lockdowns) betrifft.
Insgesamt erklären die Todesfälle im Zusammenhang mit Coronainfektionen lediglich knapp die Hälfte der bundesweiten Übersterblichkeit (im von Ihnen angeführten November 2021 nach vorläufigen Angaben 8,3% aller Sterbefälle und ca. der 49,3% der Abweichung zum Median 2017-20). Für die anderen Todesfälle existieren unterschiedliche Erklärungsansätze.
Ein Vergleich der Bundesländer untereinander nach Impfquote und Übersterblichkeit deutet auf einen starken negativen statistischen Zusammenhang hin. Das bedeutet: Je höher die Impfquote in einem Bundesland, desto niedriger fiel die Übersterblichkeit 2021 aus. (Diese Korrelation bezieht zwar nicht die zeitlichen Verläufe der Inzidenzen und Impfkampagnen mit ein, ist aber hochsignifikant.) Ein ähnlicher Zusammenhang zeigt sich, wenn man die Bundesländer nach Todesfällen je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern in Relation zur Impfquote der über 60-Jährigen vergleicht
Schwieriger stellt sich die Bewertung der Lockdowns dar. Im Gegensatz zur Impfung gegen das Coronavirus bewirken Kontaktbeschränkungen keine leichteren Verläufe und beeinflussen die Sterblichkeit eher indirekt durch Infektionsverhütung. Ein strenger Lockdown (beispielsweise April/Mai 2021) reduziert die Kontaktzahlen der zwischen einzelnen Personen um bis zu 75% und ist somit als ein sehr wirksames Mittel zur Senkung der Infektionsraten (messbar über den R-Wert) anzusehen.
Mit besten Grüßen
Bernhard Herrmann