Frage an Aydan Özoğuz von Martina F. bezüglich Frauen
Sehr geehrte Frau Özoğuz,
aktuell im Gespräch ist wieder die Frauenquote, dazu kommen weitere Quoten wie die Migrantenquote etc..
Bei der Polizei werden beispielsweise schon jetzt Frauen und auch Migranten besonders anhand einer Quote bei der Einstellung bevorzugt. Ebenso zum Beispiel bei der Feuerwehr. Ich bin der Ansicht, es sollte vielmehr auf die Qualifikation und das Soziale geachtet werden, als auf festgelegte Quoten. Denn was würde es bringen, zwar eine Frau als Feuerwehrfrau im Rettungsdienst zu haben aufgrund der Quote, welche aber die immer schwerer werdenden Menschen nicht die Treppe runtertragen kann? Ebenso bin ich auch schon einem Polizisten begegnet, der schlecht Deutsch sprach und in dem Bericht jedes dritte Wort falsch geschrieben hat. Es sollte bei der Einstellung und Auswahl der Bewerber ausschließlich Art. 3 des GG angewandt werden, und der geeignetste Kandidat, egal ob Mann oder Frau, Migrant oder Einheimischer sollte gewinnen. Und sowohl Migranten haben wegen ihrer Zweisprachigkeit, als auch Frauen (z.B. im Kontakt zu anderen Frauen) Ihrer individuellen Stärken, welche berücksichtigt werden müssen. Natürlich müssen auch mehr Frauen in die Vorstände, die geringe Zahl hängt aber eher davon ab, dass sich die Frau gewandelt hat, von der Hausfrau zum Berufstätigen. Und Vorstände blicken meist auf eine langjährige Berufserfahrung zurück.
Es gibt beispielsweise auch keine Männerquote in Pflegeberufen (91,3% Frauen), bei Erziehern (92,8%), Lehrern (75,8%) oder Putzkräften (88,5%; Quelle: http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-62933-2.html ).
Wie stehen Sie zur verpflichtenden Einführung von Quoten?
Falls Sie diese einführen möchten, wie stehen Sie zu Männerquoten in typischen Frauenberufen?
Viele Grüße
Martina Fischer
Sehr geehrte Frau Fischer,
vielen Dank für Ihre Frage, die ich Ihnen gerne beantworte.
Deutschland hat erhebliche Defizite bei der Gleichstellung in der Privatwirtschaft. Der Anteil von Frauen in Führungsposition stagniert seit Jahren auf niedrigem Niveau. Bereits in Zeiten der Großen Koalition getroffene Vereinbarungen, die die Wirtschaft auf freiwilliger Basis dazu anregen sollten, dem Trend entgegen zu wirken, brachten keine nennenswerten Fortschritte. Freiwilligkeit führt also nicht zu gerechter Teilhabe, Quoten versuchen mehr Gerechtigkeit und Chancengleichheit zu realisieren.
Die SPD unterstützt u.a. durch ihr Engagement am „Equal Pay Day“, dem internationalen Aktionstag für Entgeltgleichheit zwischen Männern und Frauen, eine Angleichung von finanziellen Vergütungen zwischen Männern und Frauen. Das Ziel muss es also sein, Frauen gerecht zu bezahlen und ihnen Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt und in Führungspositionen zu gewährleisten.
Ähnlich verhält es sich in Bezug auf Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. In Hamburg gibt es bei gleicher Qualifikation eine generelle Quote für Migranten im öffentlichen Dienst. Dass in Berichten viel Rechtschreibfehler sind, glaube ich Ihnen sofort. Allerdings befürchte ich, dass das nicht nur ein Problem bei Beamten mit Migrationshintergrund ist.
Die SPD unterstützt ebenfalls eine verstärkte Einbindung von männlichen Mitarbeitern z.B. in Kindergärten. Hier gibt es jedoch einen eklatanten Unterschied zu den Frauenquoten. Denn die Berufe, in die Männer nicht streben, sind meist auch schlechter bezahlt. Ich kenne kaum eine Kita, die nicht allzu gerne mehr Männer einstellen würde. Und nicht nur wegen der Männer gehören die Erzieher/innen-Berufe vernünftig bezahlt.
Mit freundlichen Grüßen
Aydan Özoğuz, MdB