Halten Gendern in den Schulen für richtig? Sollte es transparenz geben?
Lieber Luke,
danke für diese Frage. Vielleicht vorneweg: Bei den Grünen gendern wir schon lange und haben uns dabei auf das Gendern durch den sogenannten Gender-Stern geeinigt. Es geht uns dabei nicht um Political Correctness, sondern darum Geschlechtergerechtigkeit selbstverständlich zu leben und gerecht zu werden.
Geschlechtergerecht formulieren bedeutet für uns, Männer und Frauen in der Sprache sichtbar und hörbar zu machen und sie nicht durch „Verschweigen“ auszugrenzen. Durch die Verwendung des Gender-Sterns werden zusätzlich auch die Menschen mit einbezogen, die sich nicht in ein binäres System der Geschlechter einordnen können oder wollen.
Nun zu Deiner Frage: ich finde, Schulen sollten sehr sensibilisiert für geschlechtergerechte Sprache sein. Denn das Grundgesetz verlangt die Gleichbehandlung aller Menschen und verbietet ausdrücklich jede Diskriminierung oder Privilegierung aufgrund personenbezogener Merkmale. Eine geschlechtergerechte Sprache transportiert mit sprachlichen Mitteln das Verfassungsgebot der Gleichberechtigung, alle Menschen sensibel anzusprechen, die Nichtanerkennung und Unsichtbarmachung von geschlechterdiversen Menschen im öffentlichen Diskurs zu beenden sowie den gesellschaftlichen Wandel zu unterstützen. Das Sprachverhalten spiegelt Bewusstsein und Denken der Menschen wider.
Die Schulen sind auch gesetzlich (durch § 28 Thüringer Gleichstellungsgesetz) gehalten, eine geschlechtsneutrale Amtssprache zu wählen. Aber auch in den neueren Schulbüchern und Materialien wird die männliche Alleinform nicht mehr verwendet und es wird mindestens von „Schülerinnen und Schülern“ gesprochen.
Schüler*innen und Lehrkräfte sollten sich daher auf eine bestimmte Form der geschlechtergerechten Sprache verständigen. Ein Verbot der geschlechtergerechten Sprache an Schulen wie in Sachsen lehne ich ab. Schließlich gilt es alle Formen von Diskriminierung in Sprache zu vermeiden und darüber nachzudenken, wie man alle Geschlechter sprachlich zum Ausdruck bringen kann. Welche sprachliche Form Schulen dafür wählen, sollte zwischen Schüler*innen und Lehrkräften ausgehandelt werden.
Viele Grüße Astrid Rothe-Beinlich