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Astrid Rothe-Beinlich
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Frage von Bernd K. •

Frage an Astrid Rothe-Beinlich von Bernd K. bezüglich Umwelt

Die Grünen spielen eine wichtige Rolle im Kampf gegen die herrschende Klimakatastrophe und haben dazu sehr viele Ziele in ihr Wahlprogramm aufgenommen. Wie so oft, wird gerne das ganz große Rad gedreht, aber die vielen kleinen Dinge, die in der Summe sehr viel mehr bewegen können werden übersehen. Darum meine Frage: In den nächsten Tagen wird Thüringen wieder überschwemmt werden von unzähligen Wahlplakaten. Warum gehen die Grünen hier nicht mit gutem Beispiel voran und verzichten auf diese im Zeitalter der Digitalisierung überkommene und sehr viele Ressourcen verschlingende Art der Wahlwerbung?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr K.,

vielen Dank für Ihre Frage.
Diese Frage beschäftigt uns parteiintern in der Tat auch schon seit vielen Jahren. Wie Sie sicher wissen, haben sich in den letzten Jahren einige neue Optionen bei der Plakatierung ergeben: Waren es früher Pappen, auf die Plakate aus Papier geklebt wurden, kamen verstärkt Plakate aus Plastik auf, worauf die jeweiligen Slogans oder Gesichter direkt gedruckt werden. Diese Plakate sind für den Einmalgebrauch bestimmt und enden letztlich direkt im Plastikmüll oder der Müllverbrennung.

Wir von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Thüringen  haben uns an dieser "Unsitte" nie beteiligt und früh nach Alternativen geschaut. Die Plakate, die wir verwenden, bestehen als Pappe und können bedenkenlos nach dem Wahlkampf im Papiermüll entsorgt werden. Zudem achten wir auf Ökofarben beim Druck und soweit möglich Recyclingpappe. Manch andere Partei ist uns mittlerweile hier gefolgt, die meisten verwenden jedoch weiter die billigen Plastikplakate. Manche Kreisverbände unserer Partei, setzen übrigens auch weiterhin auf Plakatträger, die mehrfach, oft für viele Wahlkämpfe verwendet werden können. Das bindet allerdings erhebliche Mengen an (ehrenamtlicher) Arbeitskraft. Manch Kreisverbände unserer Partei verzichten auch bei verschiedenen Wahlkämpfen auf Plakate und haben zum Beispiel stattdessen Bäume gepflanzt - wie zum Beispiel der KV Unstrut-Hainich.  Die (Wahl)Ergebnisse solcher Versuche waren jedoch meist nicht so überzeugend, das viele Nachahmende gefunden werden.

Trotzdem haben sie nicht unrecht mit der Frage: Muss das überhaupt sein? Diese Frage bewegt uns, auch mich persönlich, immer wieder. Wie erreichen wir auch im digitalen Zeitalter möglichst viele unserer Wählerinnen und Wähler? In digitalen Räumen präsent zu sein, ist unabdingbar. Muss man auch noch analog werben? Ich meine ja. Mit den klassischen Plakaten werden drei Effekte erreicht - da sind sich auch die meisten Expert*innen einig - 1. die eigenen Wähler*innen werden auch außerhalb der sogenannten eigenen digitalen Blase mobilisiert, 2. es wird auf einen Wahltermin hingewiesen, das ist ein immens wichtiger Effekt der Plakate, von dem alle Parteien profitieren und 3. werden Wähler*innen erreicht, die absichtlich (wie z.B. Werbeblocker-Nutzer*innen oder manch Ältere oder Menschen, die sich bewusst gegen ein Smartphone entscheiden) oder unabsichtlich (z.B. mangels verfügbarem schnellen Netz) sich nicht oder wenig in digitalen Räumen bewegen oder bewegen können.

In Zeiten, in denen rechtspopulistische, neonazistische und offen unsere Demokratie gefährdende Parteien versuchen, sich den öffentlichen Raum zu erobern, müssen die demokratischen Kräfte auch zusammenstehen und der Hetze ihre klaren Botschaften entgegensetzen. Das ist ein Grund mehr, weshalb ich meine, dass wir noch nicht auf analoge Werbung, wie mit Plakaten, verzichten können und dürfen.
Manche Kommunen haben allerdings für sich einen interessanten Weg gefunden, mit der (Wahl)Werbung umzugehen. So werden hier und da gesonderte Plakatwände aufgestellt oder spezielle Wände und nur diese zur Plakatierung freigegeben. Mancherorts schließen auch die Parteien ein Fairnessabkommen und schließen bestimmte Orte/Straßen/Plätze von der Plakatierung aus. Beispiele dafür finden sich auch in Thüringen. Solange damit nicht die Chancengleichheit der Parteien eingeschränkt wird, unterstützen Bündnis 90/DIE GRÜNEN solche Ideen gern. Es müssen sich nur alle anderen Parteien auch daran beteiligen.

Mit freundlichen Grüßen

Ihre

Astrid Rothe-Beinlich