Mit welchen konkreten Maßnahmen wollen sie die angespannte Betreuungssituation in den Hamburger Kitas verbessern?
Moin Dominik,
vielen Dank für deine Frage. Als Sozialdemokrat ist es mir wichtig, dass unsere Stadt eine Familienstadt ist und bleibt. In Hamburg legen wir seit eh und je besonderen Wert auf gute frühkindliche Bildung. Die derzeitigen Herausforderungen, insbesondere der Fachkräftemangel in den Kitas, beeinträchtigen allerdings nicht nur die Betreuungsqualität, sondern stellen auch für viele Familien eine enorme Belastung dar. Hierbei ist es unser Ziel, die Betreuungsangebote kontinuierlich zu verbessern, ohne dass diese sich gegenseitig beeinträchtigen.
So geht die zuständige Sozialbehörde davon aus, dass in Hamburg jährlich etwa 200 neue pädagogische Fachkräfte benötigt werden, um den durch den Ausbau der Kitaplätze und die verbesserte Personalausstattung entstandenen Bedarfe zu decken. Um dieser Herausforderung gerecht zu werden, haben wir bereits mehrere Maßnahmen ergriffen:
Steigerung der Ausbildungszahlen: Wir haben die Kapazitäten in den sozialpädagogischen Ausbildungsstätten signifikant erhöht, um die Anzahl der qualifizierten Fachkräfte zu steigern.
Erleichterung des Zugangs zur Ausbildung: Die Zugangsvoraussetzungen zur Ausbildung an Fachschulen für Sozialpädagogik wurden vereinfacht, speziell für Abiturienten, die nun nach einem viermonatigen Praktikum starten können. Diese Möglichkeit wird auch zunehmend anderen Interessentengruppen angeboten.
Erweiterung der Ausbildungsformate: Wir haben berufsbegleitende und spezialisierte Ausbildungsformate eingeführt, um eine breitere Gruppe von Bewerbern anzusprechen und schneller in die Berufspraxis zu integrieren.
Qualifizierter Quereinstieg: Umfangreiche Möglichkeiten für den Quereinstieg wurden geschaffen, die es ermöglichen, Personen mit relevanten Qualifikationen schneller in die Kita-Arbeit zu integrieren.
Finanzielle Unterstützung für Auszubildende: Die finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten für Schüler und Studenten in sozialpädagogischen Ausbildungsgängen wurden ausgebaut, um die Attraktivität der Ausbildungswege zu erhöhen.
Es ist unser gemeinsames Ziel, die frühkindliche Bildung in Hamburg nicht nur aufrechtzuerhalten, sondern kontinuierlich zu verbessern. Dafür bedarf es einer fortlaufenden Bewertung und Anpassung der Maßnahmen, um sowohl kurzfristige als auch langfristige Lösungen zu entwickeln.
Es ist mir wichtig zu betonen, dass bei all diesen Bemühungen darauf geachtet wird, dass die verschiedenen Bildungs- und Betreuungsangebote sich nicht gegenseitig kannibalisieren. Es ist entscheidend, dass die Maßnahmen nicht einseitig zu Gunsten etwa der Kitas ausfallen und dadurch das Personal in anderen Bereichen, wie etwa dem Ganztagsangebot der Schulen, fehlt.
Indem Zusammenhang möchte ich noch auf das "Kita-Plus"-Programm hinweisen, das ebenfalls einen zentralen Bestandteil in unserer Strategie darstellt. Es ermöglicht Kitas, zusätzliche pädagogische Fachkräfte einzustellen, um gezielt auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen, insbesondere in Bereichen der sprachlichen Bildung und sozialen Integration. Dieses Programm richtet sich vornehmlich an Einrichtungen sozial benachteiligten Vierteln, um Bildungsungleichheiten zu verringern und jedem Kind die gleichen Startchancen zu bieten.
Ein umfangreiches und gesichertes Betreuungsangebot ist zugleich entscheidend, um das Erwerbspersonenpotenzial zu steigern. So ist die unfreiwillige Teilzeitarbeit ein signifikantes Problem, besonders unter Frauen, die oft aufgrund von Betreuungsverpflichtungen (22,8 Prozent) in Teilzeit arbeiten. Ein umfassendes und zuverlässiges Betreuungsangebot kann eine wesentliche Rolle dabei spielen, dieses Problem zu mindern. Wenn Eltern zuverlässige Kinderbetreuungsmöglichkeiten haben, können sie eher in Vollzeit arbeiten oder von unfreiwilliger Teilzeit in gewünschte Vollzeitarbeitsplätze wechseln. Dies steigert nicht nur das Familieneinkommen, sondern trägt auch zur gesamtwirtschaftlichen Leistungsfähigkeit bei, indem mehr Fachkräfte voll am Arbeitsmarkt teilnehmen.
Detailliertere Informationen und Zahlen dazu finden Sie auf der Seite des Statistischen Bundesamtes unter dem Stichwort „Unfreiwillige Teilzeit“.
Ich verstehe die Frustration und die Schwierigkeiten, die sich aus den aktuellen Engpässen ergeben, und bin bestrebt, diese durch ggf. weitere gezielte Maßnahmen und eine fortlaufende Anpassung der Strategien zu überwinden.
In der Hoffnung, dass ich unsere Maßnahmen nachvollziehbar darlegen konnte, verbleibe ich mit freundlichen Grüßen. Für weitere Fragen oder ein persönliches Gespräch in meinem Abgeordnetenbüro in der Clemens-Schultz-Straße 45 (St. Pauli) oder per Mail (moin@arne-platzbecker.de) stehe ich dir jederzeit zur Verfügung.
Viele Grüße