Inwiefern fördert Ihre Gleichstellungspolitik Männerrechte?
Sehr geehrte Frau Butschkau,
es fängt schon bei der Kategorie an. Ich konnte nur "Frauen" auswählen. Nicht das Thema Männer. Wir haben keine Kategorie. Ihre Partei gibt an die Gleichstellung und Gleichberechtigung zu fördern. Es gibt eine Frauenquote in Berufen wo Frauen unterrepräsentiert sind. Wo ist die Männerquote in den Bereichen Bildung, Erziehung und Psychologie? In diesen Bereichen sind Männer stark unterrepräsentiert. Als Äquivalent zur Frauenquote würden Sie damit beidseitig die Gleichberechtigung fördern. Aktuell fördern Sie nur in eine Richtung. Warum? Wir sind nach dem Gesetz alle gleich und niemand - auch nicht Männer - sollte wegen seines Geschlechts diskriminiert werden.
Ich freue mich auf Ihre Antwort.
Sehr geehrter Herr M.
vielen Dank für Ihre Frage. Haben Sie zunächst bitte Verständnis dafür, dass ich auf die Kategorien von Abgeordnetenwatch keinen Einfluss habe.
Nun aber zu Ihrem Anliegen:
Das Grundgesetz gibt in Artikel 3, Absatz 2 dem Staat einen ganz klaren verfassungsrechtlichen Auftrag:
„Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“
Es geht es also um die Beseitigung von Nachteilen und nicht um die Beseitigung von Ungleichheit. Leider sind Frauen in unserer Gesellschaft nach wie vor sehr stark benachteiligt:
- Sie arbeiten wesentlich öfter in weniger gut bezahlten Berufen als Männer.
- Sie erhalten bei gleicher Leistung oft einen geringeren Lohn als Männer.
- Sie haben weniger Chancen, in Führungspositionen aufzusteigen.
- Sie sind weitaus seltener in der Politik repräsentiert.
- Sie nehmen weitaus häufiger sogenannte unbezahlte Sorge-Arbeit (Care-Arbeit) wahr, z.B. die Erziehung der Kinder, Pflege von Angehörigen oder ehrenamtliche Tätigkeiten.
- Das Steuerrecht benachteiligt Frauen, die nur in Teilzeit arbeiten, weil sie z.B. Sorgearbeit leisten müssen
- Die vorgenannten Punkte führen dazu, dass Frauen weniger gut im Alter abgesichert sind
All diese Benachteiligungen sind wissenschaftlich erwiesen.
Zu Ihrem Vorschlag einer Männerquote: Wenn es einen Bereich geben würde, in denen Männer benachteiligt wären, dann sollte man durchaus darüber diskutieren. Ich möchte aber anmerken, dass es Frauenquoten dort gibt, wo diese schlechte Chancen haben, in der Hierarchie aufzusteigen. Frauenquoten – oder auch Männerquoten – sind nicht dazu geeignet, die Unterschiede zwischen einzelnen Berufszweigen auszugleichen, so wie Sie es in Ihrer Frage erläutern. Mir ist jedenfalls nicht bekannt, dass irgendwo Männer schlechtere Chancen als Frauen haben, bei gleicher Qualifizierung aufzusteigen.
Gleichstellungspolitik ist somit keine Gleichmacherei, sondern die Herstellung von Chancengerechtigkeit und letzten Endes von sozialer Gerechtigkeit.
Mit freundlichen Grüßen
Anja Butschkau