Guten Tag Frau Butschkau, wäre es Ihnen möglich, mir mitzuteieln, welche konkreten Maßnahmen die Landesregierung durchführen möchte, um gegen den Lehrkräftemangel vorzugehen.
Mir würden auch die Links zu den Beschlüssen und deren Start reichen.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Q. aus Dortmund
Sehr geehrter Herr Q.,
vielen Dank für Ihre Frage. Auch mich bewegt der Lehrkräftemangel. Zu wenig Lehrkräfte bedeuten zu wenig Unterricht. Woche für Woche werden rund 180.000 Unterrichtsstunden allein aufgrund nicht besetzter Stellen nicht gegeben. Die Landesregierung betont immer wieder, dass die Lücke fehlender Lehrerinnen und Lehrer laut ihrer Prognosen frühestens in zehn Jahren beschlossen werden kann. Bis dahin können wir aber nicht warten. Und leider muss ich feststellen, dass die Landesregierung zu wenig tut, um dem Lehrkräftemangel entschieden zu begegnen. Da ich als SPD-Abgeordnete der Opposition angehöre, müssten Sie sich bitte bezüglich der Beschlüsse und Maßnahmen der Landesregierung an diese selbst wenden.
Ich sage Ihnen aber, wofür die SPD im Landtag steht. Die SPD-Fraktion setzt sich im Landtag für strukturelle Verbesserungen ein, um den Lehrerberuf wieder attraktiver zu machen. Zur Überbrückung schlagen wir die Errichtung eines modernen Lehrerarbeitszeitkontos vor, auf dem jede zusätzlich erbrachte Unterrichtsstunde nach einer Zeit von zehn Jahren doppelt gut geschrieben wird. Ausgenommen von dieser Maßnahme sollen grundsätzlich alle Lehrkräfte ab dem 50. Lebensjahr sein.
Es dringend notwendig, den Seiteneinstieg über alle Schulformen hinweg zu erleichtern und attraktiver zu machen. Zudem muss ein Monitoring der Lehramtsstudienplätze initiiert und die Studienplätze schulformspezifisch ausgeweitet werden. Die Studienplätze für Lehramt, Sonderpädagogik und Sozialpädagogik müssen massiv ausgebaut und die Zugangsvoraussetzungen sinnvoll angepasst werden, um mehr Lehrkräfte und pädagogisches Fachpersonal ausbilden zu können. Gleichzeitig müssen auch die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften deutlich stärker in die Lehrkräfteausbildung einbezogen werden, insbesondere im MINT-Bereich.
Darüber hinaus sollten neu ausgebildete Lehrkräfte vorrangig an Schulen zum Einsatz kommen, wo der Lehrkräftemangel am schwersten wiegt. Das gilt insbesondere für Schulen mindestens ab Sozialindex 5. Hierfür sollen die Lehrkräfte eine besondere Leistungsvergütung erhalten.
Schließlich benötigen wir eine umfassende Lehrplanreform, um Bildung an tatsächlicher Kompetenzförderung zu orientieren, oder auch die Möglichkeit, Ein-Fach-Lehrkräfte einzustellen.
Eine Liste der schulpolitischen Anträge der SPD im Landtag finden Sie unter: https://www.landtag.nrw.de/home/dokumente/dokumentensuche/parlamentsdokumente/parlamentsdatenbank-suchergebnis.html?suchwort=schule&autor=%27SPD%27&doktyp=ANTRAG&wp=18
Ich hoffe, dass ich Ihnen näher bringen konnte, wie die SPD im Landtag den Lehrkräftemangel bekämpfen möchte. Bislang hat sich die Landesregierung dieser Vorschläge allerdings nicht angenommen.
Mit freundlichen Grüßen
Anja Butschkau