Wie ist Ihre Haltung in Bezug auf die Impfpflicht?
Sehr geehrter Herr Mehltretter,
ich bitte Sie gegen die Impfpflicht, egal in welcher Form zu stimmen.
Als Christ sehe ich es als meine Verpflichtung das Angebot einer Impfung sehr genau abzuwägen. Ich fühle mich für mich und für meine Mitmenschen verantwortlich. Und ich habe genau abgewogen, wie ich mich und andere für mich bestmöglich schützen kann. In letzter Instanz bin ich meinem Gewissen verpflichtet. Ich habe meine Entscheidung getroffen und diese hat mein Gegenüber zu akzeptieren, genauso, wie ich die Entscheidung anderer zu akzeptieren habe. Nach meine Auffassung von Demokratie verhält es sich da genauso.
Zudem hat sich in der letzten Zeit herausgestellt, dass die Impfung weder vor Ansteckung, noch vor Weitergabe des Virus schützt. Und es werden auch in zunehmender Zahl Nebewirkungen bekannt.
Das wichtigste Argument ist aber, die körperliche Unversehrtheit.
Ich bitte Sie um eine Antwort. Danke.
Mit freundlichen Grüßen
Irmgard H.
Sehr geehrte Frau H.,
im Januar hat Papst Franziskus darauf gedrängt, sich gegen Corona impfen zu lassen. Impfstoffe stellten nach jetzigem Stand „die vernünftigste Lösung zur Vorbeugung der Krankheit dar“. Er wies zu Recht darauf hin, dass der Kampf gegen die Pandemie noch nicht vorüber sei. „Der Coronavirus führt nach wie vor zu sozialer Isolation und fordert Opfer“, so Papst Franziskus. Immerhin sei „dort, wo eine wirksame Impfkampagne durchgeführt wurde, das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs gesunken."
Papst Franziskus: „Daher ist es wichtig, dass die Bemühungen, die Bevölkerung so weit wie möglich zu immunisieren, fortgesetzt werden können. Dies erfordert ein vielseitiges Engagement – zunächst einmal auf der persönlichen Ebene. Wir alle tragen Verantwortung für uns selbst und unsere eigene Gesundheit, was sich auch darin übersetzt, dass wir auf die Gesundheit der uns nahestehenden Menschen achten müssen.“
Die Sorge um die Gesundheit stelle „eine moralische Verpflichtung dar“, so der Papst. Er bedauerte, dass sich Skeptiker an „nicht belegten Nachrichten oder unzulänglich dokumentierten Fakten“ orientierten. Sie sollten vielmehr „dem Problem ins Auge schauen und die geeigneten Lösungsmaßnahmen ergreifen“ – sprich: sich impfen und boostern lassen.
Sie finden diese Aussagen unter: https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2022-01/papst-franziskus-ansprache-diplomaten-coronavirus-impfen.html. Diese Aussagen haben nichts an Aktualität verloren. Vor dem Hintergrund einer anhaltend hohen Belastung des Gesundheitssystems durch die Corona-Pandemie hat die Regierung von Oberbayern weiterhin Kliniken dazu verpflichtet, unter medizinischen Aspekten aufschiebbare stationäre Behandlungen auszusetzen. Die Zahl der Corona-positiven Patient*innen ist derzeit rückläufig, wird aber nach Auskunft aller seriösen Epidemiolog*innen zum nächsten Winter hin wieder drastisch ansteigen, wenn wir nichts dagegen unternehmen. Auch wenn sehr viele Menschen, die sich mit der Omikron-Variante infizieren, nur milde Verläufe haben, ist die Pandemie noch nicht vorbei. Immer noch ist die körperliche Unversehrtheit vieler Menschen durch die Corona-Viren gefährdet.
Mit den bisherigen Maßnahmen haben wir viele Infektionen verhindert. Dazu gehört explizit auch die Impfung. Sie verringert das Ansteckungs- und das Übertragungsrisiko und schützt sehr zuverlässig vor schweren bzw. tödlichen Krankheitsverläufen. Sie hilft damit die Leistungsfähigkeit unseres Gesundheitssystems zu erhalten. Dies gilt über die akute Erkrankung hinaus: Durch die Impfung reduziert sich nicht nur die Schwere der Erkrankung bei Durchbruchsinfektionen und damit auch das Risiko für Spätfolgen nach einem schweren Akutverlauf, sondern insbesondere auch bei leichten Akutverläufen zeigt sich eine Risikoreduktion für Long Covid von 50 – 68%. Und auch wenn noch nicht genügend Zahlen vorliegen, deuten Studien darauf hin, dass die Impfung auch bei der Omikron-Variante das Übertragungsrisiko zwar in geringerem Maße aber dennoch signifikant reduziert.
Leider stagnieren in Deutschland die Impfquoten - gerade auch bei der bei Omikron wichtigen Boosterimpfung. Ich habe deshalb im Bundestag für eine möglichst allgemeine Impfpflicht gestimmt: Nur mit einer hohen Impfquote können wir den Kreislauf zwischen Lockerungen und Lockdowns durchbrechen, die Pandemie hinter uns lassen sowie Tote und Folgekrankheiten vermeiden.
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Mehltretter