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Andreas Mehltretter
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Frage von Michael B. •

Sehr geehrter Herr Mehltretter, welche Meinung haben sie von der WM in Katar? Sollte diese Ihres Erachtens nach boykottiert werden?

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Sehr geehrter Herr B.,

der Sport nimmt für sich in Anspruch, Menschen zusammenzubringen und mit Fair Play ein Beispiel für ein friedliches und respektvolles Zusammenleben zu geben. Viele Menschen engagieren sich in unseren Sportvereinen und füllen diesen Anspruch mit Leben.

Natürlich muss der Sport diese Werte auch dann einlösen, wenn es um große Veranstaltungen geht. Zu Recht wird vor diesem Hintergrund die Vergabe der Winterspiele nach China oder die der Fußball-WM nach Katar kritisch diskutiert. Als diese Großereignisse vergeben wurden, sind die Menschenrechte nicht in mit in die Entscheidung einbezogen worden. Die Diskussionen darüber haben dazu geführt, dass sich sowohl das IOC als auch die FIFA in den vergangenen Jahren mit NGOs getroffen haben. Inzwischen erkennen diese Verbände wenigstens an, dass sie eine menschenrechtliche Sorgfaltspflicht haben, die Fifa hat sich 2017 eine eigene Menschenrechts-Policy gegeben.

Die Verbände müssen sicher mehr tun, um ihren Sorgfaltspflichten nachzukommen und die Aufmerksamkeit für eine Verbesserung der Menschenrechtssituation zu nutzen. Dies ist unstrittig. Die Verbesserungen, die in Katar in den letzten Jahren durch die Aufmerksamkeit und die internationalen Debatten erreicht werden konnten, sind zuletzt leider stagniert.

Der Sport kann Zeichen setzen und muss auch politisch sein. Er kann Aufmerksamkeit erzeugen und muss diese aber für Dialog, Verbesserungen und einen konsequenten Einsatz für Menschenrechte nutzen. Dazu bedarf es aber einer eindeutigen Haltung. Die erwarte ich gerade von der Fifa und auch vom DFB. Aber auch wenn ich es für ein positives Zeichen halte, dass die Damen-Tennisorganisation WTA entschieden hat, alle Tennis-Turniere in China wegen des Umgangs mit der chinesischen Tennisspielerin Peng Shuai nach ihrem Post über einen sexuellen Übergriff eines chinesischen Spitzenpolitikers auszusetzen – ein solcher allgemeiner Boykott kann immer nur das letzte Mittel sein.

In Katar sehe ich noch die Chance, die WM mit klaren Botschaften zu nutzen, auf die Menschenrechtslage dort aufmerksam zu machen und so Verbesserungen für die Menschen vor Ort zu erreichen. Dieser Verantwortung müssen aber alle daran Beteiligten auch gerecht werden.

Mit freundlichen Grüßen
Andreas Mehltretter

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