Frage an Amira Mohamed Ali von Heinrich S. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrter Herr S.,

zunächst möchte ich mich für Ihre Frage bedanken und nicht versäumen, mich für die Verspätung bei der Beantwortung zu entschuldigen!

Ich bin fest davon überzeugt, dass sich unsere Agrarpolitik grundlegend verändern muss. Der Problemstau wird aus meiner Sicht aktuell vor allem an zwei Punkten deutlich. Wir diskutieren derzeit über die ökonomischen Risiken der diesjährigen Ernteausfälle, für nicht wenige bäuerliche Betriebe sind diese existenzgefährdend. Und, der zweite Punkt, wir diskutieren über das Insekten- und v.a. Bienensterben und die sich daraus ableitenden fatalen Folgen für das gesamte Ökosystem. Beides – die Ernteausfälle durch die Wetterextreme in Folge des Klimawandels sowie das Insektensterben – weist auf massive Fehlentscheidungen in der Agrarpolitik der letzten Jahre hin. Ich und meine Fraktion halten es für dringend geboten, dass die deutsche Landwirtschaftspolitik nicht weiter auf industrielle Intensivnutzung, Monokulturen und Überdüngung setzt. Und das heißt eben auch, sich von dem Mantra der internationalen Wettbewerbsfähigkeit und von der Exportorientierung unserer Agrarerzeugung zu verabschieden. Wir müssen hin zu einer ökologisch nachhaltigen, regionale Versorgungskreisläufe und kleinbäuerliche Betriebe fördernden Agrarpolitik. Ich sage immer: Weg vom Weltmarkt und hin zum Wochenmarkt.

Unter diesen Vorzeichen setze ich mich für eine Agrarwende ein. Wichtig hierbei ist mir aber, dass dies nur gelingen kann, wenn wir für kostendeckende Erzeugerpreise sorgen. Nur so können die landwirtschaftlichen Berufe attraktiv für neue Generationen sein und die ländlich geprägten Regionen in unserem Land lebensfähig bleiben.

Eine Agrarwende bedeutet, dass die Subventionen im Agrarbereich umgesteuert werden müssen – hin zu einem Ausbau des Ökolandbaus und zu umweltfreundlichen Produktionsformen in der konventionellen Landwirtschaft. Und übrigens müssen wir auch mehr Geld in die Forschung investieren. Nachhaltigkeit auf eine breitenwirksame Basis zu stellen ist eine große Herausforderung, bei der wir noch viele offene Fragen hinsichtlich der Umsetzung haben.

Ich hoffe, ich konnte ihnen zumindest im Ansatz deutlich machen, in welche Richtung ich im Bundestag argumentiere und wofür ich mich in der Agrarpolitik einsetze. Wenn Sie weitergehende Informationen wünschen, kann ich Ihnen sehr gern entsprechende Materialien meiner Fraktion zukommen lassen – u.a. unseren „Plan B“, in welchem die LINKE ihre Vision für die Zukunft der Landwirtschaft im Jahr 2050 beschreibt. Schicken Sie mir hierfür via Mail einfach Ihre postalische Adresse.

Mit freundlichen Grüßen,

Amira Mohamed Ali