Frage an Zaklin Nastić von Elisabeth B. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrte Frau Nastic
in einem Post auf Ihrer Facebook Page (https://www.facebook.com/ZaklinNasticMdB/posts/2800354796699596) schreiben Sie, dass Corona durch den Kapitalismus mitverursacht worden sei und dass dieses Wirtschaftssystem endgültig ausgedient habe.
1. Wieso ist Corona durch den Kapitalismus verursacht worden, wo doch dieses Virus erstmals im kommunistischen China ausgebrochen und um die Welt gegangen ist?
2. Was hat der Kapitalismus damit zu tun?
3. Glauben Sie, dass der Sozialismus einen Corona-Ausbruch verhindert hätte?
4. Wie verhält es sich, dass das Gesundheitssystem in sozialistischen Regierungen bis heute deutlich schlechter ist und beispielsweise in China und Vietnam sich die Führung bevorzugt im (kaiptalistischen) Ausland behandeln lässt?
Sehr geehrte Frau Bucher,
danke für Ihre Frage.
Ich bitte Sie, meine Facebook-Beiträge, auf die Sie sich beziehen, auch richtig zu zitieren. Ich habe keineswegs behauptet, dass „Corona“ durch den Kapitalismus mitverursacht wurde. Ich bezog mich konkret auf die „Coronakrise“, also auf die wirtschaftliche und gesellschaftliche Krisensituation, die infolge der Corona-Pandemie entstanden ist. Hier können Sie den Beitrag noch einmal nachlesen. Im Text unter dem Bild erkläre ich im Detail, was mit dieser Äußerung gemeint ist: https://www.facebook.com/ZaklinNasticMdB/posts/2800354796699596
Auch eine sozialistische Wirtschaftsordnung hätte den Ausbruch des Coronavirus nicht verhindert. Und doch könnte man das Virus weltweit besser in den Griff bekommen, wenn man die Gesundheitssysteme der einzelnen Staaten nicht kaputtgespart hätte. Aufgrund der neoliberalen Politik der letzten Jahrzehnte fand in Deutschland eine weitreichende Privatisierung und Kommerzialisierung des Gesundheitswesens statt. Gute gesundheitliche Versorgung wird nicht mehr als absolutes und unantastbares Menschenrecht betrachtet, sondern als Ware. Im Pflegebereich findet ein massives Lohndumping statt, deshalb herrscht ein verheerender Pflegekräftemangel. Noch dramatischer ist die Situation in den südeuropäischen Ländern, die über Jahre hinweg unter anderem auch von Deutschland gezwungen wurden, am Allernötigsten zu sparen – alles im Geiste des kapitalistischen Profitwahns. Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet diese Länder am meisten unter der Corona-Pandemie leiden.
Das bedeutet im Umkehrschluss, dass eine gerechtere Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung die negativen Auswirkungen einer solchen Pandemie zwangsläufig minimisieren würde. Gut ausgestattete und ausreichend finanzierte Gesundheitssysteme wären nicht so schnell überlastet, man könnte also mit deutlich weniger Einschränkungen im Alltag leben. Außerdem würde ein starker Sozialstaat die Folgen einer Wirtschaftskrise wie der jetzigen deutlich abmildern, die Armen sowie die Mittelschicht schützen und einer sozialen Spaltung der Gesellschaft entgegenwirken.
Ihrer Behauptung, dass die Gesundheitssysteme in sozialistischen Staaten deutlich schlechter sind als in kapitalistischen, muss ich entschieden widersprechen. An das Gesundheitssystem der Sowjetunion – von der fortschrittlichen staatlichen Medizinforschung bis zu den Polikliniken, die es in jedem Wohnbezirk gab und zu denen jeder Bürger kostenfreien Zugang ohne jegliche Zuzahlungen hatte – erinnert sich die Bevölkerung der ehemaligen UdSSR immer noch gerne. Vor allem weil sie den direkten Vergleich haben und sehen, wie die Gesundheitssysteme vieler postsowjetischer Staaten durch Privatisierung und durch kapitalistische Misswirtschaft zerstört wurden. Auch in Kuba ist das Gesundheitssystem trotz der inhumanen und verbrecherischen Totalblockade seitens der USA in einem guten Zustand. Alle Menschen können sich dort kostenfrei medizinisch versorgen lassen – ausnahmslos. Die aktuelle Corona-Pandemie wird von vielen sozialistischen Staaten den Umständen entsprechend gut bewältigt. Sie sind sogar bereit, weltweit zu helfen – auch den Ländern, von denen sie zuvor mit Sanktionen belegt wurden. Ich empfehle Ihnen dazu diesen Artikel: https://amerika21.de/blog/2020/04/239109/schweiz-kuba-scheinheiligkeiten-corona
Währenddessen starben in den USA – dem Musterland des Kapitalismus – laut einer Studie der Harvard Medical School auch ohne Corona jährlich ca. 45,000 Amerikaner, weil sie sich eine ärztliche Behandlung schlichtweg nicht leisten konnten. Kapitalismus tötet. Wenn Sie bereit sind, Ihren Horizont in Bezug auf dieses Thema zu erweitern, empfehle ich Ihnen diesen Ausschnitt aus Michael Moors Oscar-nominierten Film „Sicko“. Dort werden die Gesundheitssysteme in Kuba und den USA verglichen. Das Ergebnis dürfte Sie überraschen ;) https://www.youtube.com/watch?v=j7cME3lCdwE&t=18s
Mit freundlichen Grüßen
Żaklin Nastić