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Zaklin Nastić
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Frage von Sven P. •

Frage an Zaklin Nastić von Sven P. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrte Frau Nastic, bitte Ihre Stellungnahme zu dem "Versorgungsstärkungsgesetz" (GKV-VSG)

In Hamburg sollen binnen weniger Jahre mehr als 900 Praxen geschlossen werden. Das bringt das sogenannte "Versorgungsstärkungsgesetz" (VSG) mit sich, das die Bundesregierung von Union und SPD plant.

Ausserdem werden nach dem Gesetz die Kassenärztlichen Vereinigungen künftig verpflichtet, Servicestellen einzurichten, die innerhalb eines Monats Facharzt-Termine vermitteln. Ist eine Behandlung bei einem niedergelassenen Facharzt innerhalb dieser Frist nicht möglich, müssen die Servicestellen eine Weiterbehandlung im Krankenhaus organisieren.

Vielen Dank!

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr P.,

der aktuelle Entwurf hat mit Versorgungsstärkung nichts zu tun. Daran ändert auch Hamburgs Vorschlag, die Anzahl der Ärzte pro Einwohner zur Bedarfsplanung zu überprüfen, nichts. Der Entwurf schwächt die Versorgung und führt zum Ausbau von medizinischen Versorgungszentren in den Händen großer privater Klinikkonzerne. Diese sind von Rendite Erwartungen getrieben. Die Versorgung würde also teurer, aber nicht besser. Niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten sind das Rückgrat der ambulanten medizinischen und psychologischen Versorgung. Bereits jetzt bestehen z.B. bei Psychotherapeuten lange Wartezeiten und es sollen 300 Praxen entfallen! Von einer Überversorgung in Ballungszentren kann also nicht die Rede sein. Es bedarf einer grundlegenden Überarbeitung des Gesetzesvorhabens.

zum Punkt zwei:
Prinzipiell ist es zu begrüßen, dass eine schnellere fachärztliche Versorgung erreicht werden soll. Terminservice Stellen können Ärztinnen und Ärzte in unterversorgten Regionen jedoch nicht ersetzen, insbesondere nicht, wenn gleichzeitig Arztpraxen geschlossen werden sollen. Auch die Krankenhäuser sind überlastet, so dass Zweifel bestehen, ob das Ziel mit einer Krankenhausbehandlung erreicht werden kann. Die Problematik des (Fach-)Ärztemangels wird damit nicht gelöst. Außerdem geben Ärzte noch immer Privatversicherten den Vorzug. Dieses Zweiklassen Versicherungssystem wird durch die geplanten Maßnahmen nicht angetastet.

Mit freundlichen Grüßen

Zaklin Nastic

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