Frage an Wolfgang Zöller von Beate P. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Zöller,
Mit Entsetzen habe ich ein Interwiew mit Jean Ziegler gelesen, aus dem hervorgeht, daß der Welthunger ursächlich durch Börsenspekulation und Subventionierung der Fleischproduktion mit verursacht wird. Wenn ich es richtig verstanden habe, werden von den entsprechenden Spekulanten Millionen zur Politikerbestechung eingesetzt - erfolgreich!
Welche Chancen sehen Sie, das zu verändern? Können Sie sich persönlich für die Abschaffung der Spekulationen mit Lebensmitteln einsetzen?
Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen
Beate Pragst
Sehr geehrte Frau Pragst,
gerne erläutere ich Ihnen wieder einmal meinen Standpunkt, dieses Mal zur Problematik der Agrar-Spekulationen. Auch möchte ich Sie kurz über die entwicklungspolitischen Maßnahmen der Regierungskoalition zur Bekämpfung des Hungers informieren.
Von den weltweit etwa eine Milliarde hungernden Menschen lebt der überwiegende Teil in Entwicklungsländern. Sie konstatieren in ihrem Schreiben, Spekulationen an den Weltagrarmärkten und die Subventionierung von Fleisch seien hauptverantwortlich für diese Entwicklung. Doch die Gründe für den Hunger sind deutlich vielfältiger: Neben vermehrten Naturkatastrophen, veränderten Essgewohnheiten und dem Weltbevölkerungswachstum gehören dazu auch Wirtschaftskrisen und politische Konflikte. Die Marktpreise für Lebensmittel hängen also von unzähligen Faktoren ab.
Nach Ansicht unserer Experten in der Unionsfraktion ist in erster Linie eine verbesserte Landnutzungsplanung in den Entwicklungsländern zur effektiven Hungerbekämpfung erforderlich. Die christlich-liberale Koalition möchte diesen Ansatz zu einem Förderschwerpunkt der deutschen Entwicklungspolitik ausbauen und hat hierzu im Bundestag Ende Januar 2013 einen Antrag zur Ernährungssicherheit gestellt. Dieser listet eine Reihe von Einzelmaßnahmen auf. Nach dem Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ soll gute Regierungsführung in den Entwicklungsländern unterstützt werden. Partnerländer sollen dafür gewonnen werden, bisher ungenutzte ländliche Räume fruchtbar zu machen, die Produktivität zu steigern und die Landnutzungsplanung zu verbessern. Von den Industrieländern erwartet die Koalition unter anderem die entwicklungsorientierte Gestaltung der weltweiten Handelsbeziehungen, die Förderung der praxisbezogenen Agrarforschung sowie die Förderung von landwirtschaftsbezogenen Ausbildungsgängen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Wolfgang Zöller MdB