Frage an Wolfgang Zöller von Gabriele Dr. K. bezüglich Gesundheit
Anstatt darauf herumzureiten, dass durch den Transplantationsskandal Menschen geneigter sein könnten, ihre Organe mit ins Grab zu nehmen, wäre es doch wohl sinnvoller die Debatte anders herum zu führen? Der Skandal basiert auf dem eklatanten Mangel an Organen. Die Menschen, die kränker gemacht worden sind, waren ja nicht gesund, sie waren nur noch nicht krank genug. Gäbe es genügend OrganSPENDER, gäbe es das Problem nicht. Könnten wir von Ihnen bitte ein wenig mehr Hirn und viel weniger "Lufthoheit über den Stammtischen" erwarten? Sie haben Zugang zu Presse und Meinungsbildung. Was machen Sie daraus um etwas zu bewegen?
Sehr geehrte Frau Dr. Kellermann,
vielen Dank für Ihre Anfrage vom 6. August 2012 zum Thema Organspende. Gerne möchte ich Ihnen einiges zu der aktuellen Debatte um die Organspende mitteilen:
Mit zwei aktuellen Gesetzen haben wir die Organspende in Deutschland gestärkt – auf der Basis von Freiwilligkeit, Vertrauen und Nächstenliebe. Ziel ist und war es, möglichst vielen der etwa 12.000 Menschen auf der Warteliste eine Chance zum Überleben durch eine Organtransplantation zu geben. Wir wissen: dies ist nur durch eine breite Zustimmung in der Bevölkerung zu erreichen.
Durch die Vorfälle in Göttingen und Regensburg drohen diese Bemühungen ad absurdum geführt zu werden. Wenn Spenderorgane nicht nach medizinischer Notwendigkeit und Dringlichkeit vergeben werden ist dies gesetzeswidrig und gegen jede Moral. Schlimmer hätte es nicht kommen können. Es droht ein Kollateralschaden, der zu Lasten der Menschen geht, die auf ein Spenderorgan warten und die sich grundsätzlich für eine Spendebereitschaft entschlossen haben.
Um mögliche Spender und natürlich auch die betroffene Patienten nicht weiter zu verunsichern müssen jetzt alle Beteiligten schnell und konsequent handeln. Aber man muss auch bei den Fakten bleiben und darf nicht vorschnell verallgemeinern. Als Patientenbeauftragter der Bundesregierung verlange ich von den Beteiligten jetzt eine gründliche aber auch sachliche Analyse um dann Konsequenzen zu diskutieren und umzusetzen.
Sollten weitreichende Veränderungen der Organvergabe nötig sein, möchte ich alle Beteiligten ermuntern auf Standesdünkel, Besitzstandswahrung etc. zu verzichten. Hier darf nur ein Interesse vor Augen sein: Das Vertrauen in die Organspende wiederherzustellen. Darauf werde ich mit Argusaugen achten – das versichere ich. Denn sonst wird es nicht gelingen das Vertrauen der Bevölkerung zu stärken.
Die entscheidenden Gremien haben inzwischen Vorschläge zur Erhöhung der Transparenz und für eine bessere Kontrolle gemacht. Wir werden nun prüfen, welche Veränderungen vorgenommen werden müssen, um das Vertrauen wiederherzustellen.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit diesen Informationen weiterhelfen und wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Wolfgang Zöller MdB