Portrait von Wolfgang Lillge
Wolfgang Lillge
BüSo
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Wolfgang Lillge zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Bettina H. •

Frage an Wolfgang Lillge von Bettina H. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen

Erhalt des soziokulturellen Hausprojekts Brunnenstr.183 mit dem „Umsonstladen“

In Ihrem Wahlkreis besteht seit 1995 das Wohn- und Sozialprojekt Brunnenstr.183 mit dem „Umsonstladen“. Im Haus lebt zur Zeit eine bunte multiethnische Gruppe mit 25 BewohnerInnen im Alter von 20 bis 80 Jahren. Das Projekt umfasst einen Veranstaltungsraum mit Volksküche, einen Proberaum und mehrere Ateliers und Werkstätten. Die Hausgemeinschaft organisiert diverse nichtkommerzielle Veranstaltungen.
Den „Umsonstladen“ gibt es seit bald 5 Jahren. Ein Kollektiv betreibt den Laden aus persönlichem Engagement als Alternative zur kapitalistischen Warengesellschaft. Die Nutzung des Ladens und der Dinge ist kostenlos. Menschen trennen sich von gut erhaltenen Dingen, die sie nicht mehr brauchen, andere schauen, was sie brauchen können. Jede Woche wird der Laden von mehreren 100 Menschen aus allen Teilen Berlins genutzt. Der „Umsonstladen“ ist Umweltpreisträger des Bezirks Mitte.
Die 25 Bewohner/innen und der „Umsonstladen“ sind derzeit durch die Pläne des neuen Hauseigentümers in ihrer Existenz bedroht. Dieser beabsichtigt eine Sanierung des Gebäudes, welche in keiner Weise auf die Bewohnerschaft Rücksicht nimmt und das weitere Bestehen des „Umsonstladens“ ausschließt.

Werden Sie sich für den Erhalt des soziokulturellen Hausprojekts Brunnenstr.183 mit dem „Umsonstladen“ einsetzen ?

Portrait von Wolfgang Lillge
Antwort von
BüSo

Sehr geehrte Frau Hammerstaedt,

ich kann Ihnen versichern, daß ich ganz auf Ihrer Seite stehe, was Ihren Kampf gegen die rücksichtslosen Praktiken von Immobilieneigentümern angeht, die nur auf ihre Rendite oder andere persönliche Interessen aus sind. Das erinnert mich in diesem Fall stark an die laufenden Versuche verschiedener Heuschrecken-Fonds, gerade in Berlin kommunales Wohneigentum in großem Stil aufzukaufen. In jüngster Vergangenheit hatten in Dresden der kompletten Übernahme aller städtischen Wohnungen ja sogar die PDS-Stadträte zugestimmt. Das läuft jedem Prinzip des Gemeinwohls entgegen.

Bitte erwarten Sie jedoch nicht, daß ich mich mit dem Konzept des Umsonstladens einverstanden erkläre. Ich verstehe und begrüße zwar die Absicht, damit gerade den armen Schichten der Bevölkerung Zugang zu benötigten Artikeln zu bieten, aber eine wirkliche Alternative zu dem immer schneller heraufziehenden Kollaps des bankrotten Wirtschafts- und Finanzsystem kann ich darin nicht sehen. Und nichts weniger als diesen Anspruch sollten wir alle haben. Es gilt, der ausbeuterischen Politik der Globalisierung ein ebenso weltweites Konzept der Reorganisation dieses bankrotten Systems entgegenzustellen, wie wir es u.a. auf unseres Internetseite www.bueso.de dargestellt haben. Nur so können wir die Realwirtschaft wieder ankurbeln und Millionen neue, gut bezahlte Arbeitsplätze schaffen, damit sich die Menschen auch wieder die Dinge leisten können, die sie für ihr Leben brauchen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Erfolg im Kampf gegen die Praktiken des neuen Hausbesitzers, der anscheinend eine Art Miniheuschrecke ist.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Wolfgang Lillge