Frage an Wolfgang Heidenreich von Sabrina P. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Dr. Heidenreich,
wie stehen Sie zu der Forderung der Bayerischen Sportjugend im im BLSV, das Wahlalter auf 14 Jahre herab zu setzen.
Mit freundlichen Grüßen
Sabrina Pileri
Liebe Frau Pileri,
Sowohl meine Gespräche mit zahlreichen Jugendlichen zwischen 16 und 18 Jahren sowie mit jungen Erwachsenen ergaben ausnahmslos deren Auffassung, daß eine mentale Reife für die Hintergründe und Inhalte von politischen Wahlen in dem Lebensalter von 14 (und auch noch von 16) Jahren i.d.R. völlig fehlen. Diese Jugendlichen äußerten auch gar kein Bedürfnis an politischen Wahlen teilnehmen zu wollen. Das angesprochene Alter ist geprägt von Pubertät und Selbstfindung, von starker Beeinflußbarkeit, ja sogar Manipulierbarkeit. Sogar 18-jährige haben mir geschildert, daß sie die wichtigen Inhalte bzw. Fakten, warum man so oder so wählt (bzw. wählen kann) überwiegend nicht beurteilen können weil das Interesse für Details zumeist fehlt. Warum fehlt es? - Weil andere Dinge (z.B. Disko, Sport, Computer, Handykommunikation) in diesem Lebensalter bzw. -abschnitt offenbar wesentlich wichtiger erscheinen als politische Information und Meinungsbildung. - Letzterer Trend muß sehr nachdenklich stimmen und ist m.E. ein Verweis auf Defizite in der Schulbildung bezüglich sozial- und gesellschaftspolitischen Aspekten. Außerdem ist er ein Ausdruck der gesellschaftlichen Wahlmüdigkeit infolge von Enttäuschungen bezüglich der Politik. Diese wird zweifelsohne von Erwachsenen auch auf Jugendliche der angesprochenen Altersgruppe übertragen.
Ich meine sogar, daß das ehemalige Wahlalter von 21 Jahren gegenüber der jetzigen Regelung Vorteile hatte, da zwischen 18 und 21 nochmals eine deutliche Persönlichkeitsentwicklung sowie -festigung stattfindet.
Mit besten Grüßen
Dr. w. Heidenreich