Frage an Wolfgang Beuß von Constantin von F. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Beuß,
ich frage mich schon seit langem, warum es in Deutschland kein allgemeines Tempolimit auf Autobahnen gibt. Dabei liegt doch auf der Hand, dass durch ein solches Tempolimit, ob es nun bei 120, 140 oder auch 160 kmh liegt, nur Vorteile entstehen.
1. Fahren alle langsamer, geschehen weniger und vor allem weniger gefährliche Unfälle.
2. Ich selbst neige zugegebener weise manchmal dazu, auf Autobahnen schnell zu fahren, um (vermeintlich) schneller ans Ziel zu kommen. Aber im Endeffekt spart man doch nur wenig Zeit, wenn man z.B. statt 140 kmh 200 kmh fährt, selbst bei theoretischer freier Fahrt ohne streckenweise Tempolimits wegen Baustellen etc.
3. Das Autobahnfahren insgesamt wird stressfreier, wie ich jedes mal wieder merke, wenn ich im Ausland Auto fahre, wo ich gezwungen werden, langsam zu fahren. Weniger Raser, Drängler und auch weniger Staus durch einen gleichmässigeren Verkehrsfluss.
4. Ein Tempolimit käme auch der Umwelt (und dem Geldbeutel), da man pro Kilometer weniger Benzin verbraucht
Wie ist Ihre Meinung dazu, bzw. was sind Ihre Argumente gegen ein allgemeines Tempolimit außer der Angst vor der zugegebenerweise starken Auto-Lobby in Deutschland?
Sehr geehrter Herr von Frehen,
vielen Dank für Ihre Frage bezüglich eines allgemeinen Tempolimits auf deutschen Autobahnen.
Die Autobahnen sind bei weitem die sichersten Straßen in Deutschland. Über sie laufen 30 % des gesamten Kraftfahrzeugverkehrs. Rund 48.000 Fahrzeuge fahren täglich über jeden Autobahnkilometer. Der Anteil von Unfällen mit schweren Personenschäden ist mit 6,9 Prozent relativ gering. Dieses niedrige Unfallrisiko kann auch der Richtgeschwindigkeit von 130 km/h zugeschrieben werden, die sich in Abhängigkeit vom Verkehrsaufkommen hervorragend bewährt hat.
Gegenwärtig sind über ein Viertel des Autobahnnetzes dauernd und weitere 15 Prozent - zum Beispiel aufgrund von Lärmschutz, bei Nässe, wegen Baustellen oder durch Verkehrsbeeinflussungsanlagen - zeitweise beschränkt. Flexible Verkehrsbeeinflussungssysteme gibt es mit wachsender Tendenz bereits auf 9 Prozent des Autobahnnetzes. Beispiele aus anderen europäischen Ländern zeigen, dass eine starre Obergrenze für das Autobahntempo die Sicherheit nicht erhöht. So liegt die Zahl der tödlich Verunglückten pro eine Milliarde gefahrener Kilometer in Italien bei 13,5, in Österreich bei 8,1, in Frankreich bei 5,5 und in Deutschland bei 4,5.
Wesentlich effektiver als ein generelles Tempolimit könnte meiner Meinung nach eine noch konsequentere Überwachung der geltenden Verkehrsregeln sein. Wer vorsätzlich die Verkehrsvorschriften missachtet und dabei sich und andere gefährdet, der bricht auch heute schon die Gesetze und ist auch nicht mit einem Tempolimit zu erziehen.
Auch für den Umweltschutz, den Sie in Ihren Fragen ansprechen, würde ein generelles Tempolimit auf Autobahnen keine erkennbaren Verbesserungen bringen. Nur verhältnismäßig wenige Pkw fahren mit so hohen Geschwindigkeiten, dass sich eine Geschwindigkeitsbegrenzung bei der Schadstoffemissionen bemerkbar machen würde.
Ich schließe mich abschließend der Position der CDU/CSU-Bundestagsfraktion an, die eine flexible Verkehrsregelungen an Engpässen, Unfallschwerpunkten oder witterungsbedingt gefährdeten Streckenabschnitten für erheblich wirkungsvoller als ein generelles Tempolimit hält. Besonders dann, wenn moderne Technik wie Telematik zum Einsatz kommt.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Wolfgang Beuß