Frage an Wolfgang Beuß von Oliver H. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Beuß,
Hamburg besitzt im Vergleich zu Berlin (5) und München (11) nur sehr wenige (2,5) Max-Planck-Institute. MPIs mit physikalischer bzw. chemischer Forschung gibt es in Hamburg überhaupt nicht. Noch schlimmer sieht es im Bereich der Fraunhofer-Institute aus. In Berlin gibt es 7 Fraunhofer-Institute, in München 4 und in Hamburg keines. Bei den Helmholtz-Instituten sieht es ähnlich aus: Berlin hat 2, München hat 2 und Hamburg nur eines - das DESY.
Meine Frage: Warum wird in Hamburg nicht massiv in die Gründung von Forschungsinstituten (physikalische, chemische und biologische) investiert ?
In Dresden hat man es gemacht und dadurch Firmen wie AMD, Infineon etc. anziehen können und viele Arbeitsplätze schaffen können.
Mit freundlichen Grüßen
Oliver Heisterkamp
Sehr geehrter Herr Heisterkamp,
ich danke Ihnen zunächst für Ihre Frage bezüglich des Forschungsstandortes Hamburg. Auch ich bin der Meinung, dass Metropolen durch Forschungsförderung attraktive Wirtschaftsstandorte werden, bzw. bleiben – und damit neue Arbeitsplätze geschaffen werden können. Darin sehe ich persönlich eine der Hauptaufgaben der aktuellen Wissenschaftspolitik, sei es auf Bundesebene oder hier vor Ort in Hamburg. Vor diesem Hintergrund habe ich versucht, Ihre Frage detailliert zu beantworten.
Norddeutschland ist über viele Jahrzehnte strukturell benachteiligt gewesen, was die Ansiedelung von Forschungseinrichtungen betrifft. Dieser historisch gewachsene Nachteil lässt sich nur langsam aufholen. Inzwischen kann von einer Benachteiligung Norddeutschlands bei der gemeinsamen Forschungsförderung schon nicht mehr gesprochen werden. Eine Ausnahme stellen die Einrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft dar, die in der Region noch immer unterrepräsentiert sind.
Hamburg erhält in der gemeinsam finanzierten Forschungsförderung für seine Institute letztendlich aber insgesamt mehr als es für Max-Planck-Gesellschaft, Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, Deutsche Forschungsgemeinschaft etc. an Beiträgen zahlt.
Das Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie gehört zur chemisch-physikalisch-technischen Sektion der Max-Planck-Gesellschaft, so dass dieser naturwissenschaftliche Zweig der Forschung durchaus in Hamburg vertreten ist.
Die Ansiedelung neuer Forschungseinrichtungen oder auch die Übernahme bestehender Einrichtungen in Wissenschaftsorganisationen (z.B. "Blaue-Liste-Einrichtungen") ist vor dem Hintergrund der Lage der öffentlichen Haushalte deutlich schwieriger als noch vor wenigen Jahren.
Dennoch gibt es in Hamburg aktive Bestrebungen auch unter den gegebenen ungünstigen Rahmenbedingungen Forschungseinrichtungen anzusiedeln:
- Das DESY ist eine herausragende Einrichtung, die mit Bau des XFEL schon für sich allein manchen Standortnachteil aufwiegt. Der Senat hat im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms in DESY in großem Umfang investiert.
- Außerdem bemüht sich der Senat aktiv um die Ansiedelung weiterer Einrichtungen. Ich bitte Sie jedoch zu verstehen, dass diese Bemühungen zur Zeit mit Diskretion betrieben werden und von mir nicht weiter benannt werden können.
- Mit dem Zentrum für Marine und Atmosphärische Wissenschaften (ZMAW) an der Universität Hamburg ist vor kurzem ein bundesweit einmaliges Forschungszentrum für die Erdsystemforschung eingeweiht worden, in dem universitäre und außeruniversitäre Forschungseinheiten kooperieren.
Schließlich wird in der Metropolregion Hamburg und mit dem Bundesland Schleswig-Holstein in immer engerem Maße kooperiert, z.B. mit dem Forschungszentrum Geesthacht (GKSS) oder dem Forschungszentrum Borstel. Hamburg ist darüber hinaus mit dem Bund sowie den Ländern Brandenburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein gemeinsam Konsorte und Zuwendungsgeber bei der GKSS. Damit „hat“ die Hansestadt auch zwei Helmholtz-Institute - wie z.B. Bayern.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Wolfgang Beuß