Frage an Wolfgang Beuß von Ana K. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Beuß,
was spricht eigentlich genau gegen den Vorschlag von der Initative, 50 Primarschulen einzuführen und dann testen zu lassen, ob sie sich bewähren?
1. könnten alle Eltern frei wählen, wo sie ihr Kind lassen
2. könnte man in Klasse 7 ff genau sehen, wie weit die einen bzw. anderen Schüler sind und hätte einen direkten Vergleich, der die Zweifler ja überzeugen könnte
3. wäre damit der Schulfrieden zunächst hergestellt.
An der praktischen Umsetzung kann es eigentlich nicht liegen, da man ja in den Stadtteilschulen bzw. Gymnasien ja einen oder zwei Züge für die Primarschüler freilassen könnte.
Bitte antworten sie mir schnell.
Lg
Sehr geehrte Frau Köppke,
vielen Dank für Ihre Frage an mich.
Sie haben Recht, dass der Vorschlag der Initiative, der auf Freiwilligkeit setzt, auf den ersten Blick ansprechend erscheint. Wir haben ihn daher in den Verhandlungen auch ausführlich diskutiert. Eine entscheidende Frage dabei war, wie schnell eine wissenschaftliche Begleitung belastbare Daten hervorbringen könnte. Die befragten Wissenschaftler waren sich darin einig, dass ein Systemvergleich nach drei Jahren noch nicht möglich sei. Man hätte demnach viele Jahre warten müssen und so ein Parallelsystem geschaffen. Damit hätten wir aber die Ziele der Reform in Frage gestellt. Zum einen sollte mit der Einführung der Stadtteilschule die Zersplitterung der Hamburger Schullandschaft überwunden werden. Diesem Ziel würden wir mit der Schaffung von zwei Parallelsystemen entgegenwirken. Zum anderen kann man davon ausgehen, dass sich die soziale Entmischung durch ein auf Freiwilligkeit basierendes Konzept verstärken würde, weil vermutlich in erster Linie Kinder aus bildungsnahen Familien auf die vierjährigen Grundschulen und Kinder aus bildungsfernen Familien auf die Primarschulen wechseln würden. Das Konzept der Primarschule basiert aber auf einer Mischung aus leistungsschwachen und leistungsstarken Kindern. Problematisch erscheint mir der Vorschlag ferner aus organisatorischen Gründen, weil Stadtteilschulen und Gymnasien über viele Jahre sowohl in der 5. als auch in der 7. Klasse Kinder aufnehmen und ihre pädagogische Arbeit darauf abstimmen müssten.
Ich hoffe, dass ich Ihnen mit meiner Antwort weiterhelfen konnte.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Beuß