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Winfried Kretschmann
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Frage von Martin S. •

Frage an Winfried Kretschmann von Martin S. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Kretschmann,

ich habe im April 2011 mehrere Artikel gelesen, die Sie mit den Worten "Weniger Autos sind natürlich besser als mehr" zitiert haben. Es gab den einen oder anderen Aufschrei bei den Autobauern.

Ich lebe zeitweise in Berlin und nutze dort Carsharing-Systeme, bei denen die Autos eine Auslastung von über 60% haben. Im Gegensatz zu privaten Fahrzeugen, die ja meist zu über 90% ungenutzt am Straßenrand ihren Wert verlieren und überaltern, werden bei Carsharing-Systemen die verbrauchten Ressourcen zur Herstellung des Fahrzeuges sinnvoll investiert: virtuelles Wasser, wertvolle Metalle, Energie und CO2-Emissionen in die Atmosphäre. Darüber hinaus emittieren die Elektrofahrzeuge (manche Carsharing-Anbieter) weder Lärm noch Abgase in die Lungen der Stadtbevölkerung. Die Vorhaltungskosten für individuelle Mobilität sinken für den Einzelnen durch die Nutzung solcher Angebote dramatisch und die freiwerdenden Budgets verringern die Abhängigkeit von Banken/Arbeitgebern oder können spontan sonstwie investiert werden. Alles in allem ist das eine sehr zukunftsweisende Entwicklung. Gesellschaftspolitisch, wie auch umweltpolitisch. Der enorme Zulauf dieser Angebote gibt einen Ausblick darauf, was auf die Autohersteller zukommen wird, die ja ihre Geschäftsmodelle leider nach wie vor darauf konzentrieren möglichst viele wertvolle Ressourcen in Form von möglichst repräsentativen Fahrzeugen an jedermann zu verkaufen, statt attraktive Angebote für individuelle Mobilität zu entwickeln und so einen Wandel ihrer Wertschöpfung in den ressourcenschonenden Bereich vorzunehmen. Es steht zu befürchten, dass wendigere und klügere Akteure die entstehende Angebotslücke nutzen und die deutsche Autoindustrie aushebeln. Da Elektroantriebe einfacher zu bauen sind, senken sich die Marktzutrittsbarrieren und der Markt öffnet sich für eine Vielzahl von neuen Anbietern.

Welche Politik verfolgen Sie inzwischen im Automobilbereich?

Mit besten Grüßen
Martin Sambauer

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Sehr geehrter Herr Sambauer,

Vielen Dank für Ihre Hinweise zum Thema Verkehr und Mobilität.

In Zukunft werden neue und nachhaltige Mobilitätskonzepte, die den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit einer individuellen Gestaltung ihrer Mobilität geben, immer mehr Raum in unserer Gesellschaft einnehmen. Dabei soll der Anteil umweltverträglicher Verkehrsarten spürbar gesteigert und der Verkehr durch verkehrsträgerübergreifende Konzepte effizienter und umweltfreundlicher gestaltet werden. Mobilität muss dabei für alle bezahlbar sein. Ebenso ist die Elektromobilität eine große Chance für unseren Wirtschaftsstandort und unser Klima. Die Landesregierung fördert sie deshalb mit mehr als 50 Millionen Euro innerhalb der Initiative Elektromobilität, die neben der Beratung und Forschung auch die Anschaffung von weiteren Elektrofahrzeugen umfasst. Das Bundesprogramm „Schaufenster Elektromobilität“ beinhaltet in Baden-Württemberg rund 40 Projekte wie zum Beispiel die Elektroflotte Car2go. Der Spitzencluster Elektromobilität Südwest bringt Firmen und Forschungseinrichtungen zusammen. Um Elektromobilität auch im ländlichen Raum zu etablieren, unterstützt die Landesregierung zahlreiche Modellprojekte.

Auch die baden-württembergische Fahrzeugindustrie stellt sich bereits den Herausforderungen der unterschiedlichen Interessenslagen von Verkehrsteil-nehmern, Fahrzeughaltern und Umwelt. Gerade die Automobilindustrie in Baden-Württemberg zeichnet sich durch eine unschätzbare Innovationsstärke aus. So geht es in die richtige Richtung, denn die Automobilindustrie muss sich ökologischer ausrichten und grüner werden. Das zeigt der werdende Trend zu spritsparenden Autos. Vor allem die Innovationen der Zulieferbetriebe leisten einen wertvollen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz, da sie dazu beitragen, sparsamer mit Ressourcen umzugehen. Beispielsweise durch die Steigerung des Wirkungsgrades bei allen Motorarten, das rekuperative Bremsen zur Rückgewinnung von Energie bei Hybridantrieben oder die Verwendung alternativer Antriebsarten bei Elektrofahrzeugen. Bemerkenswert ist außerdem, dass sogar im Sportwagen-segment der Gedanke des nachhaltigen Umgangs mit Rohstoffen und Energie angekommen ist. Es ist erforderlich, dass unsere Auto- und Zulieferindustrie alles in ihren Kräften Stehende tut, um bei alternativen Antrieben und nachhaltigen Mobilitätskonzepten nicht abgehängt zu werden, sondern im Gegenteil eine Pionierrolle übernimmt.

Baden-Württemberg hat als führendes Wirtschafts- und Forschungsland die Möglichkeit, nachhaltige Mobilität voranzubringen und diese mit einer zukunftsfähigen Verkehrspolitik zu gestalten.

Mit freundlichen Grüßen,

Ihr Büro-Team Winfried Kretschmann

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