Frage an Winfried Kretschmann von Lutz H. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Kretschmann,
die Süddeutsche Zeitung hat am 12. März 2012 ein Interview mit Ihnen abgedruckt, in dem es im Wesentlichen um Fragen des motorisierten Individualverkehrs ("das Auto") ging. In diesem Interview sind mir zwei Ihrer Antworten besonders aufgefallen, bei denen ich Sie um Erläuterungen bitte.
Auf die Frage, ob Sie sich in das "Lieblingsspielzeug" (Auto) der Deutschen einfühlen könnten, antworten Sie:
"Leidenschaften gehören einfach zum Menschen: Der eine züchtet gern Bienen, der andere fährt gern Porsche. Ich will da keinen Tugendterror anstellen."
Da jede Handlung eines Menschen auch Auswirkungen auf den Rest der Welt hat, sind die von Ihnen angeführten Leidenschaften nicht ausschließlich privat zu betrachten. Sind Sie der Ansicht, dass im Schaden und Nutzen, den Bienenzucht und Porschefahren für den Rest der Welt haben, Unterschiede bestehen? Sind Sie weiter der Ansicht, dass die Bienenzucht direkt positive Auswirkungen hat (Bestäubung von Obstbäumen), das Porschefahren direkt negative (Platzverbrauch, Abgase, Lärm)? Ist dieser Vergleich für Sie bereits Tugendterror?
Auf die Frage, ob die Grünen eigentlich eine "Autofahrerpartei" seien, antworten Sie:
"Die Grünen sind schon immer Autofahrerpartei gewesen. Ich hatte immer ein Auto."
Da Sie ja vermutlich nicht meinen, dass einer der Ursprünge der Grünen neben der Anti-Atomkraft- und der Friedensbewegung der ADAC ist, verstehe ich Ihrer Antwort nicht ganz. Wollen Sie sagen, dass es auch unter den Grünen Autofahrer, so wie Sie einer sind, gibt? Das scheint mir eine Banalität zu sein. In diesem Sinne sind die Grünen auch eine Raucher-, Steak-Esser-, Vielflieger- und Realschullehrer-Partei, weil es all diese Menschen bei den Grünen gibt. Welche politisch relevante Bedeutung hat für Sie der Begriff "Autofahrerpartei"? War Ihre Antwort ledglich eine launische Replik auf eine unklar formulierte Frage?
Mit freundlichen Grüßen
Lutz Horn