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Winfried Kretschmann
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Frage von Hans-Dieter Felix H. •

Frage an Winfried Kretschmann von Hans-Dieter Felix H. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Kretschmann,

ist Ihnen bekannt, dass Ihre Integrationsministerin, Frau Öney, im Interview mit der Deutschen Welle TV behauptet, Türken seien "unmittelbar nach dem Krieg" nach Deutschland gekommen um beim Aufbau zu helfen und Deutschland sei zu dieser Zeit durch den Krieg "völlig am Boden zerstört" gewesen. Wenn ja, teilen sie diese Meinung?

Ist Ihnen weiterhin bekannt, dass Deutschland 1959, also zwei Jahre vor dem Anwerbeabkommen mit der Türkei, schon wieder auf Platz zwei auf der Liste der wohlhabendsten Industriestaaten war?

Glauben Sie, dass eine Frau, die entweder nicht weiß wann der Krieg ausgegangen ist, oder nicht weiß wann das Abkommen abgeschlossen wurde, oder schlicht lügt, die richtige Besetzung für das Ministerium, für Integration ist?

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Henninger,

ich danke Ihnen für Ihre Frage.

Die deutsch-türkischen Beziehungen haben eine lange und wechselhafte Geschichte, die nicht erst mit dem Anwerbeabkommen begann. Tatsächlich nahm die Türkische Republik direkt nach dem Krieg – damals im Gegensatz zu vielen anderen Ländern – wieder wirtschaftliche und politische Beziehungen zur jungen Bundesrepublik auf. So kamen nach dem Krieg nicht nur türkische Geschäftsleute, Diplomaten, Studierende und erste Arbeitskräfte nach Westdeutschland, sondern es kehrten auch viele Deutsche zurück, die vom NS-Regime aufgrund ihres Glaubens oder ihrer politischen Haltung verfolgt worden waren und in der Türkei Zuflucht gefunden hatten. Das Anwerbeabkommen von 1961 war nicht der Beginn, sondern eine bewusste Vertiefung der bereits gewachsenen deutsch-türkischen Beziehungen, die sowohl dem weiteren Wirtschaftsaufschwung in der Bundesrepublik wie auch der Westanbindung der Türkei diente.

Ich kann es daher nur begrüßen, dass Ministerin Bilkay Öney an die Beziehungen schon der jungen Bundesrepublik mit der Türkischen Republik erinnert. Die wechselhafte Geschichte wie auch die gegenseitigen Beiträge je von Deutschen und Türken zur Entwicklung beider Länder und Gesellschaften sollten meines Erachtens stärkere und differenziertere Aufmerksamkeit erfahren.

Mit freundlichen Grüßen

Winfried Kretschmann

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