Frage an Winfried Kretschmann von Andreas J. bezüglich Familie
Lieber Winfried Kretschmann!
von seiten der Politik wird immer häufiger die staatliche Kindergartenpflicht gefordert.
Dies ist ein Übergriff der Politik auf die Freiheit und das Erziehungsrecht der Eltern, das in Art. 6 GG ausdrücklich geschützt wird.
Schon heute werden Familien in erschreckendem Maße bevormundet und dabei gleichzeitig materiell benachteiligt. Ich fordere Sie deshalb auf, sich gegen die Einführung einer Kindergartenpflicht auszusprechen. Statt dessen müssen die Familien in ihrer Erziehungsaufgabe gestärkt werden.
Ich möchte Sie daher dringend bitten, noch vor der Landtagswahl Ihre Haltung zur Kindergartenpflicht offen zu legen. Sind Sie für oder gegen die Einführung einer Kindergartenpflicht?
Meine Wählerstimme werde ich stark von Ihrer Haltung in dieser Frage abhängig machen.
Ich freue mich, schon bald von Ihnen zu hören.
Andreas Jannek
Sehr geehrter Herr Jannek,
Wir sprechen uns gegen die Kindergartenpflicht aus, denn eine Kindergartenpflicht macht den Kindergarten nicht besser.
Bereits jetzt besuchen rund 97 % der Kinder das letzte Kindergartenjahr. Aus verfassungsrechtlichen Gründen müsste ein verpflichtendes Kindergartenjahr kostenfrei sein - das bedeutet 90 Millionen Euro pro Jahr zusätzlich. Diese Mittel wollen wir lieber für den Ausbau der Kleinkindbetreuung (unter 3-Jährigen) und die Verbesserung der pädagogischen Qualität in der gesamten Phase des frühkindlichen Lernens einsetzen.
Erst danach kann mittelfristig über die Beitragsfreiheit des Kindergartens nachgedacht werden.
Die Orte des Lernens, also Elternhaus und Kindergarten, müssen zusammen arbeiten und dürfen für Kinder nicht zu konträren Welten werden. Die Arbeit im Kindergarten muss die Eltern einbeziehen, denn frühkindliche Bildung kann weder an den Kindergarten delegiert werden, noch dürfen Eltern damit allein gelassen werden.
Mit freundlichen Grüßen
Winfried Kretschmann