Frage an Winfried Kretschmann von ursel S. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Wie stehen Sie und wie steht Ihre Partei zum verpflichtenden Französischunterricht für Grundschüler in der sogenannten Rheinschiene? Sehen Sie eine Möglichkeit, nach der Landtagswahl auch dort auf Englischunterricht umzustellen, um Grundschülern und ihren Familien einen Wohnortwechsel nicht unnötig zu erschweren?
Sehr geehrte Frau Schwab,
Wir Grünen haben die flächendeckende Einführung von Grundschulfranzösisch in einer 30 Km-Zone entlang der Rheinschiene abgelehnt und gemeinsam mit den betroffenen Eltern eine Freiwilligenlösung gefordert. Französisch und Englisch sollten alternativ angeboten und von den Eltern für ihr Kind gewählt werden können. Leider waren wir im Landtag in der Minderheit, denn CDU, FDP und SPD haben gemeinsam für eine verbindliche Einführung von Grundschulfranzösisch im Landtag gestimmt. Eine Klage von betroffenen Grundschuleltern gegen die Einführung von Grundschulfranzösisch war leider erfolglos. Auch gegen die Fortsetzung des Zwangsfranzösisch im Gymnasium an der Rheinschiene für alle Kinder haben wir uns gemeinsam mit den Eltern am Oberrhein gewehrt. Auch gegen diese Anordnung haben betroffene Eltern geklagt. Dieses Mal war die Klage erfolgreich und der ehemalige Kultusminister Rau hat eine vernichtende Niederlage erlitten.
Offenbar haben sich inzwischen die meisten Eltern mit der Grundschulfremdsprache Französisch arrangiert; jedenfalls erreichen uns so gut wie keine Klagen mehr. Deshalb wollen wir in der neuen Legislaturperiode Französisch nicht einfach von oben abschaffen und stattdessen Englisch für alle Kinder entlang der Rheinschiene einführen. Wir wollen aber die Umsetzung der französischen Grundschulfremdsprache evaluieren und die Anschlussfähigkeit nach der 4.Klasse überprüfen, auch im Vergleich zum Grundschulenglisch im übrigen Baden-Württemberg. Auf dieser Grundlage wollen wir entscheiden, inwieweit Korrekturen zu mehr Flexibilität und Wahlfreiheit erforderlich sind.
Grundsätzlich wollen wir Grünen Schluss machen mit der bis jetzt praktizierten Bildungspolitik von CDU und FDP, bei der immer gegen den erklärten Willen der Eltern und Kommunen Strukturen von oben flächendeckend übergestülpt wurden. Gute Bildungspolitik darf nicht gegen die betroffenen Eltern, SchulleiterInnen und Kommunen gemacht werden sondern mit ihnen. Unser Ziel ist deshalb eine Schulentwicklung von unten, bei der die Kompetenzen aller Beteiligen genutzt werden für bessere Bildungschancen und mehr Bildungserfolg für alle Kinder.
Mit freundlichen Grüßen
Winfried Kretschmann