Frage an Wilko Zicht von Burghardt A. bezüglich Recht
Herr Zicht,
wie bewerten Sie das gerne mal übertriebene Auftreten der Polizei anlässlich von Heimspielen des SV Werder Bremen?
Sehr geehrter Herr Adam,
das Auftreten bei Werder-Heimspielen ist leider kein Ruhmesblatt für die Bremer Polizei. Eine rechtswidrige Massen-Ingewahrsamnahme wie vor zwei Jahren beim Spiel gegen Frankfurt, als einfach 250 Eintracht-Fans aufgrund überaus vager Befürchtungen, es könne zu Krawallen kommen, „vorbeugend“ eingesperrt wurden, darf sich ebenso wenig wiederholen wie der Vorfall beim letzten Derby gegen den HSV, als nicht zuletzt mangelnde Kommunikation der Polizei eine Panik verursacht hat, bei der es um ein Haar zu einem Todesfall gekommen wäre.
Positiv bewerte ich, dass die Bremer Polizeiführung seit dem Frankfurt-Spiel um eine verbesserte Kommunikation mit Heim- und Gästefans bemüht ist. Bei den jüngsten Spielen gegen die Eintracht hat dies ersichtlich zur Deeskalation beigetragen. Die Nordderbys gegen den HSV haben hingegen gezeigt, dass dieses Konzept nicht funktioniert, wenn die eingesetzten Polizeikräfte sich dann an die getroffenen Abmachungen nicht halten.
Ein ständiges Ärgernis bei Fußballeinsätzen sind Polizisten, die Fans durch blöde Sprüche oder gezielte Stöße provozieren und harmlose Vorfälle zum willkommenen Anlass nehmen, unnötigerweise zu Knüppel oder Pfefferspray zu greifen. Es ist natürlich nur eine Minderheit, die unter dem Schutz ihrer Uniform und Anonymität ihre Macht auf diese Weise missbraucht. Für die betroffenen Fans bleibt aber meist der Eindruck eines verschworenen Haufens zurück, der das Fehlverhalten seiner Mitglieder deckt und vertuscht. Denn Anzeigen und Dienstaufsichtsbeschwerden verlaufen in aller Regel im Sande, weil der konkrete Polizist nicht identifiziert werden kann.
Wir Grüne fordern darum seit langem eine Kennzeichnungspflicht von Polizisten auch bei Großeinsätzen wie Fußballspielen und Demonstrationen. Leider hat die Bremer SPD dies bisher verhindert, aber wir werden in etwaigen Koalitionsverhandlungen nach der Wahl einen neuen Anlauf unternehmen, die Kennzeichnungspflicht endlich durchzusetzen. Dabei wäre es natürlich hilfreich, wenn die Wähler uns mit einem guten Wahlergebnis eine bessere Verhandlungsposition verschaffen. Für mich persönlich hätte dieses Thema im Falle meiner Wahl in die Bürgerschaft jedenfalls höchste Priorität in der Innenpolitik.
Bei alldem soll natürlich nicht verschwiegen werden, dass der Einsatz bei Fußballspielen für die beteiligten Polizisten eine hohe Belastung darstellt. Es ist nicht immer einfach, die Beherrschung zu bewahren, wenn man stundenlang mit betrunkenen und teilweise gewaltbereiten Fans zu tun hat. Trotzdem muss es im Interesse aller Beteiligten sein, diejenigen herauszufischen, die dazu nicht in der Lage sind.
Freundliche Grüße
Wilko Zicht