Frage an Wilfried Buss von Marie E. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Buss,
ich verfolge seit einiger Zeit die Diskussion um das Feierabend-Parlament in den Medien. Hamburg ist das einzige Bundesland mit einem solchen Parlament.
Sind sie dafür oder dagegen?
Nennen Sie bitte Gründe!
Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen,
Marie Erdmann
Sehr geehrte Frau Erdmann,
eine Antwort ist gar nicht so einfach. Das Feierabendparlament verhindert, dass Politiker oder Politikerinnen durch ihre Berufstätigkeit den Kontakt zum "realen" Leben der übrigen Beschäftigten verlieren, denn sie erleben die Probleme am Arbeitsplatz im Betrieb "hautnah" mit. Dies ist ja ein Hauptvorwurf der Bevölkerung an die Berufspolitikerinnen oder -politiker, dass diese völlig im "Turm" des Parlaments verschwänden und die Probleme der normalen Menschen gar nicht mehr so registrieren - wer 10 Jahre nur noch mit anderen Berufpolitikern zusammen arbeitet, ist da sicher auch nicht davor
gefeit.
Andererseits ist man als "Halbtagspolitiker" oft nicht so intensiv vorbereitet, wie die Wählerin oder der Wähler es sich wünscht und so wird doch manches Mal nicht so kritisch nachgehakt wie es nötig wäre. Gerade bei einer kritischen Distanz zur Regierung ist dies sehr nötig.
Die künftige Arbeit in den 17 Wahlkreisen wird jedoch eine Halbtagsstelle im Beruf nahezu unmöglich machen. denn nun wird man sich natürlich um die einzelnen Schulen, Kitas, Krankenhäuser, Schwimmbäder und anderes kümmern müssen und dann noch als Fachpolitikerin oder Fachpolitiker in den Fachausschüssen der Bürgerschaft. Das wird nicht mal eben so nach Feierabend gehen, fürchte ich. So wird das neue Wahlrecht über kurz oder lang auch in Hamburg das Feierabendparlament zum Ende bringen.
Mit freundlichen Grüßen
Wilfried Buss, SPD