Frage an Wilfried Buss von René G. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Buss,
als Kandidat in meinem Wahlkreis möchte ich von Ihnen eine möglichst klare Antwort auf folgende Frage:
Wird es im Falle einer absoluten Mehrheit der SPD oder einer Koalition mit der GAL (die dies in ihrem Wahlprogramm eindeutig fordert) die gemeinsame Schule für alle Kinder bis zur 9. oder 10. Klasse geben oder wird die SPD weiterhin auf soziale Selektion durch die jetzige Dreigliedrigkeit des Schulsystems setzen?
Und bitte enttäuschen Sie mich als Wähler nicht mit irgendwelchen Ausflüchten in Richtung Zwei-Säulen-Modell.
Sehr geehrter Herr Gögge,
eine klare Antwort an Sie zu richten fällt mir nicht schwer. Das Problem ist eher, in einer Koalitionsregierung eine gemeinsame Linie für ein bestimmtes Ziel hinzubekommen.
Klar ist jedenfalls, dass sich SPD und GAL im Ziel einig sind: Beide wollen die Schule für Alle, um die Ungerechtigkeit beim Thema Bildungschancen noch stärker als bisher zu bekämpfen.
Das Problem ist in jedem Fall die Umsetzung: Für die GAL ist es leicht, als 12 % - Partei eine Forderung aufzustellen, die ggf. von einer Minderheit unterstützt wird. Das Problem für eine 33 % - Partei ist aber, die Menschen zu gewinnen, die bisher nicht an die Möglichkeit einer Schule für Alle glauben wollen - weil sie sie noch nie kennen gelernt haben oder sie ideologisch ablehnen. Daher kommt es auf den Prozess der Umwandlung an. Da setzt die SPD auf die Basis der Eltern in den Grundschulen, die das Selektieren satt haben. für die wird es dann die Veränderung geben, aber man muss sie Stadtteil für Stadtteil mitnehmen und überzeugen. Darauf setzt das SPD-Modell der regionalen Stadtteilkonferenzen, die für ihren Stadtteil die Verantwortung für die künftigen Fünftklässler übernehmen und ein verantwortliches Angebot für den Stadtteil machen.
Mich wird man jedenfalls stets an der Seite der "Schule für Alle" - Befürworter finden, aber ich muss auch die evtl. Mehrheit respektieren, die unter Umständen eine so schnelle Veränderung noch nicht mitmachen würde.
Eine rot-grüne Regierung ist ja nicht automatisch die Regierung der Schule für Alle, so lange nicht die Überzeugung der Grundschuleltern mehrheitlich da mitmacht. Es wird in der Anfangszeit jedenfalls noch viel Stress der Gymnasiallobby geben.
Ich fürchte, dass dies nicht 100% die Antwort ist, die Sie erwarten, aber sie ist auf jeden Fall ehrlich. Jedenfalls wird nur Ihre Entscheidung für Rot oder Grün die Frage der Schule für Alle voranbringen- auch wenn die Linke die Forderung ebenfalls im Schilde führt, wird sie sie ja nicht umsetzen, da sie nicht in eine Regierung eintreten wird. Und Schwarz-Grün wird die Schule Für Alle auch nicht voranbringen!
Mit freundlichen Grüßen
Wilfried Buss