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Wiebke Esdar
SPD
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Frage von Jakob M. •

Frage an Wiebke Esdar von Jakob M. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Esdar,
Warum dauert das Impfen in unserem Land so lange, wer ist dafür verantwortlich und wie setzen Sie sich ein, damit es schneller geht?
Viele Grüße.

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Antwort von
SPD

Lieber Herr Märzhäuser,

vielen Dank für Ihre Frage! Über die deutsche Impfbilanz gibt es viel Kritisches zu sagen, aber ich möchte das trotzdem einmal sachlich einordnen. Was bisher wirklich nicht gut läuft und zu lange dauert, sind die eigentlichen Impfungen. Da ist Fakt, dass die EU und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sich verschätzt haben. Zwar haben sie genug Impfdosen gesichert, um alle Bürgerinnen und Bürger zu impfen. Allerdings waren sie zu zurückhaltend bei der Bestellung und haben die falschen Schwerpunkte gesetzt. Klar, vorher wusste niemand, welcher Impfstoffhersteller am schnellsten sein würde und als erstes eine Zulassung bekäme. Doch genau deswegen hätte man eher klotzen statt kleckern sollen. Es wäre besser gewesen, von allen Impfstoffherstellern im Zweifel zu viel Impfstoff zu bestellen. Dass das nicht geschehen ist, ist in der Tat ein großes Versäumnis. Doch noch dazu war es eine Milchmädchenrechnung: denn was man zu viel an Geld für mehr Impfstoff ausgegeben hätte, hätte man dadurch eingespart, dass man weitere Corona-Einschränkungen vermieden hätte. Jetzt ist das Kind jedenfalls erst einmal in den Brunnen gefallen. Trotzdem haben wir als SPD den Druck auf Jens Spahn erhöht und erwarten, dass er jetzt liefert. Am Geld scheitert es jedenfalls nicht, denn davon hat Bundesfinanzminister Olaf Scholz genug zu Verfügung gestellt.

Auf der anderen Seite gibt es aber auch Positives, was mir bisher oft als zu selbstverständlich dargestellt wird: wir haben nämlich jetzt schon Impfstoffe gegen das Coronavirus – sehr sicher, höchst wirksam und das in sensationell schneller Zeit. Normalerweise kann die Entwicklung und Zulassung von Impfstoffen zehn Jahre dauern. Beim Coronavirus brauchten wir nicht einmal ein Jahr. Übrigens war Deutschland mit der Firma Biontech an dem ersten zugelassenen Impfstoff weltweit beteiligt. Das war aber nur deshalb möglich, weil die Große Koalition sich stark für die Impfstoff-Entwicklung eingesetzt hat und dafür auch staatliche Gelder bereitgestellt hat. Das sollte man nicht vergessen.

Trotzdem ärgert es auch mich, wenn Gesundheitsminister Jens Spahn immer große Ankündigungen macht, diese aber nicht einhält. Das gilt für flächendeckendes Impfen genauso wie für Schnelltests. Was man verspricht, muss man auch einhalten, denn sonst verärgert und verunsichert man die Bevölkerung. Hinzu kommt jetzt noch, dass Jens Spahn den Impfstoff von AstraZeneca wegen dem Verdacht gestoppt hat, Thrombosen zu verursachen. Diese Entscheidung ist zwar wissenschaftlich begründet. Doch wenn wir abwägen, dass dieses Thrombose-Risiko extrem gering ist, aber gleichzeitig ein aggressives und tödliches Virus wütet, ist sie unverständlich. Allerdings wird diesen Donnerstag entschieden, ob das Serum von AstraZeneca wieder verimpft wird. Da bin ich zuversichtlich, dass die Entscheidung positiv ausfällt.

Lieber Herr Märzhäuser, ich verstehe Ihren Frust. Denn mir geht es ja genauso! Auch ich habe Freundinnen und Freunde sowie meine Familie, um die ich mir große Sorgen mache. Insofern wünsche ich mir nichts sehnlicher, als dass sie geimpft werden. Allerdings gibt es auch Licht am Ende des Tunnels: ab April bekommt Deutschland endlich die großen Impfstoff-Lieferungen, auf die wir alle schon so lange warten. Dann kann spürbar mehr und schneller geimpft werden, auch durch Hausärztinnen und Hausärzte.

Herzliche Grüße

Ihre Wiebke Esdar

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