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Walter Scheuerl
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Frage von Silke K. •

Frage an Walter Scheuerl von Silke K. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrter Herr Dr. Scheuerl,

Herr Rabe hat in der MOPO jetzt befürwortet, ein bundesweites Zentralabitur einzuführen. Unsere Hamburger Schüler sollen gemeinsam mit den Schülern aus Bayern und Sachsen Abituraufgaben gestellt bekommen. Ich habe auf Ihrer Website www.walterscheuerl.de nachgesehen, aber zur Forderung nach einem Zentralabitur nichts gefunden. Wie stehen Sie zu der Forderung von Schulsenator Rabe? Halten Sie ein bundesweites Zentral-Abitur für Hamburgs Schüler für sinnvoll?

Mit freundlichen Grüßen

S. Kamphaus

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Antwort von
SCHEUERL

Sehr geehrte Frau Kamphaus,

vielen Dank für Ihre Frage zum Thema Zentral-Abitur. Die Forderung von Schulsenator Rabe (SPD) nach einem bundesweiten "Zentral-Abitur" schießt weit über das Ziel der "Vergleichbarkeit" von Schülern hinaus und macht den letzten Schritt vor den vielen erforderlichen ersten, zweiten und dritten Schritten guter Schulpolitik:

Natürlich ist ein bundesweites Zentral-Abitur vordergründig eine "gerechte" Sache, wenn man vom Ergebnis aus betrachtet die Noten vergleichen kann. Den Hamburger Schülerinnen und Schülern ist aber mit einer Vergleichbarkeit um der bloßen Vergleichbarkeit willen noch nicht gedient. Wenn wir in Hamburg jetzt nur die Abitur-Aufgaben austauschen, und die in den letzten Jahren zunehmend "kompetenz-" und "methodenorientiert" unterrichteten Schülerinnen und Schüler in Sächsische und Bayerische Prüfungsaufgaben schicken, obwohl die Sächsischen und Bayerischen Abiturienten sehr viel mehr am Fachwissen und an den Inhalten orientiert unterrichtet und vorbereitet worden sind, helfen wir den betroffenen Hamburger Schülerinnen und Schülern nicht.

Dabei kommt noch erschwerend hinzu, dass selbst das Hamburger Zentral-Abitur durch die Einführung der sog. Profiloberstufe ja schon wieder weitgehend relativiert worden ist. Wer deshalb unter dem Primat der Länderhoheit in der Schul- und Bildungspolitik nach einem bundesweiten Zentral-Abitur ruft, zäumt das Pferd von hinten auf.

Die Aufgabe von Schulsenator Rabe und der Schulbehörde besteht mit Blick auf das Abitur in Hamburg darin, für alle Schülerinnen und Schüler einen hervorragenden Unterricht sicherzustellen, der sie auf Grund der zu vermittelnden soliden Fachkenntnisse und Inhalte (!) in die Lage versetzt, jedes Abitur jedes Bundeslandes erfolgreich zu bestehen. Anschließend - also in 5-10 Jahren, wenn ein solches auf besseren Bildungsplänen basierendes Curriculum in den Fächern, die bis zum Abitur unterrichtet werden, "aufgewachsen" ist - kann man dann daran gehen, sich über eine zentrale Aufgabenstellung Gedanken zu machen. Das spricht freilich nicht dagegen, schon jetzt in einem direkten Austausch zwischen den Bundesländern z. B. Prüfungsaufgaben in einem "Aufgabenpool" auszutauschen. Denn auf diese Weise ließen sich schon jetzt bessere Erkenntnisse über den tatsächlichen inhaltlichen Leistungsstand der Abiturientinnen und Abiturienten gewinnen. Diese Erkenntnisse müssten dann jedoch erst einmal im Rahmen der Bildungspläne und der Unterrichtsinhalte umgesetzt werden, bevor man an bundesweite zentrale Prüfungen denkt.

Herzliche Grüße
Walter Scheuerl