Frage an Walter Scheuerl von Kristine L. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Dr. Scheuerl,
2 1/2 Jahre lang haben Sie als Sprecher der Volksinitiative "Wir wollen lernen" die Schulpolitik der GAL-Senatorin Christa Goetsch bekämpft. Nun treten Sie als parteiloser Kandidat auf einem aussichtsreichen Platz der CDU-Landesliste an. Spätestens seit dem gewonnenen Volksentscheid gegen die Primarschule sind Sie in Hamburg der wohl bekannteste Bildungsexperte.
Mal hypothetisch: Wenn Sie in einer Großen Koalition Schulsenator würden,
1. was würden Sie anders machen als Frau Goetsch und
2. wie würden Sie mit dem organistorischen und inhaltlichen Schul-Chaos umgehen, das Frau Goetsch hinterlassen hat?
Mit freundlichen Grüßen
K. Leites
Sehr geehrte Frau Leites,
vielen Dank für Ihre Fragen. Beide Fragen möchte ich gemeinsam beantworten und Ihnen meine Kernziele nennen:
1. Die Hamburger Schulen brauchen keine weiteren, neuen Strukturreformen, mit denen sie unter den beiden letzten Senatorinnen mehr als genug beschäftigt waren (z.B. Verkürzung von G9 auf G8, Profiloberstufe, Primarschulpläne usw.), sondern endlich wieder Ruhe, um den Lehrkräften die Möglichkeit zu geben, sich wieder auf das zu konzentrieren, was gute Schule ausmacht, nämlich: guter Unterricht!
2. Das von Christa Goetsch (GAL) hinterlassene Chaos betrifft vor allem die Stadtteilschulen, die während der Amtszeit von Frau Goetsch leider sehr vernachlässigt worden sind. Es kommt bei der Förderung der Stadtteilschulen jetzt vor allem darauf an, den Schülerinnen und Schülern spätestens ab Klasse 7 eine gute externe Differenzierung in einem guten Kurssystem mit möglichst homogenen Lerngruppen anzubieten, wie es in Sachsen seit vielen Jahren sehr erfolgreich umgesetzt wird, und die Risiken, die mit der Abschaffung des Wiederholens ("Sitzenbleibens") verbunden sind, sehr schnell durch ein wirklich gutes und ausgereiftes Förderkurs-System auszugleichen.
3. Ein zentrales Anliegen meines schulpolitischen Engagements wird es schließlich sein, die personellen Verfilzungen innerhalb der Schulbehörde und innerhalb des Landesinstituts für Lehrerbildung (LI) aufzulösen:
Insbesondere das LI ist in den zurückliegenden Jahren von vielen als Auffangbecken für Pädagogen missverstanden worden, die im praktischen Schuldienst überfordert waren oder mit ihrer Schulleitung nicht klar kamen. Zusätzlich belastet wurden das LI und die Schulbehörde aber auch durch Personal, das dort teilweise aus ideologischen Gründen gezielt platziert worden ist. Man denke nur an die Mitarbeiter der von Christa Goetsch bereits 2008 eingesetzten Planungsgruppe Primarschule, die nach dem erfolgreichen Volksentscheid der Volksinitiative "Wir wollen lernen!" am 18.7.2010 in den Monaten vor dem Ende der Amtszeit von Christa Goetsch mehr oder weniger vollständig in feste Behördenplanstellen versetzt/eingesetzt worden sind und von dort weiter im Sinne von Christa Goetsch und ihrer Primarschul-/Einheitsschul-Ideologie wirken. Hier ist ein zielgerichtetes und engagiertes Eingreifen und Reduzieren von Planstellen geboten, zumal viele dieser "Beförderungen" beamtenrechtlich angreifbar sein dürften. Die dabei einzusparenden Kosten können anschließend unmittelbar der Förderung der Stadtteilschulen zukommen - gut für die Schulen, gut für Hamburg!
Herzliche Grüße,
Walter Scheuerl