Frage an Volker Kröning von Maximilian W. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Kröning,
als politikinteressierter Schüler einer 12. KLasse interessiere ich mich sehr für das Projekt "Jugend im Parlament". Sind Sie mit dem Thema vertraut? Mich interessiert, was mit "Jugend im Parlament" erreicht werden soll und in welchem Umfang die "Realpolitik" von "JiP" Kenntnis nimmt, d. h. dessen Resolutionen berücksichtigt oder sogar umsetzt. Was halten Sie persönlich von "Jugend im Parlament"?
Mit freundlichen Grüßen,
Maximilian Wendisch
Sehr geehrter Herr Wendisch,
vielen Dank für Ihr Interesse an dem Projekt „Jugend und Parlament“. Gerne hätte ich Sie direkt dazu eingeladen, damit Sie sich selbst ein Bild machen können, aber die Frist für die Einladungen ist leider schon abgelaufen; ich hatte bereits eine andere Teilnehmerin aus Bremen benannt.
Für mich zählt „Jugend und Parlament“ zu den wichtigsten Veranstaltungen, die der Bundestag durchführt. In meiner täglichen Arbeit erlebe ich immer wieder, dass die Arbeit von Abgeordneten hinter dem nebulösen Bild, das vor allem die Medien zeichnen, verschwindet. Demokratie wird dann häufig auf den Gang an die Wahlurne verkürzt, und der Zuschauer gewinnt den Eindruck, Politik bestünde nur aus möglichst markigen Statements und aus Streit.
Mit dem Projekt gelingt es dem Deutschen Bundestag Jahr für Jahr, jungen Menschen zu zeigen, dass Politik eine ernsthafte und anstrengende Arbeit an der Sache ist und viel Sachkenntnis und Kompromissbereitschaft erfordert. Indem sie die Arbeit des Parlaments so realitätsnah wie möglich nachspielen, erleben sie, wie schwierig es sein kann, unterschiedliche Standpunkte zusammen zu führen, wie frustrierend es sein kann, auf der Oppositionsseite zu stehen, aber auch, wie zufrieden es machen kann, wenn man Probleme löst.
Als „Bewohner“ des Paul-Löbe-Hauses, in dem „Jugend und Parlament“ größtenteils stattfindet, erlebe ich diese Tage jedes Jahr als belebend und beobachte immer wieder gerne die nachdenklichen, oft auch erhitzten Gesichter der jungen Teilnehmer.
Leider finden die Resolutionen des „Jugendparlaments“ bisher keinen Eingang in die Arbeit des Bundestags. Das finde ich sehr schade, denn so wird zwar für die Teilnehmer erlebbar, wie Politik funktioniert oder funktionieren kann, aber sie erfahren keine Bestätigung ihres Engagements – obwohl das fast eine Parallele zur schwachen Wirkung der Realpolitik ist.
Ich könnte mir vorstellen, dass in Zukunft die Resolutionen Gegenstand einer kleinen Debatte, z.B. einer Art Aktuellen Stunde, werden könnten. Ich werde Ihre Anregung daher aufgreifen, und dem Bundestagspräsidenten einen entsprechenden Vorschlag machen.
Mit freundlichen Grüßen
Volker Kröning