Frage an Ute Boback-Askri von Sabine D. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte/r Kandidat/in,
ich bitte Sie freundlichst um die Beantwortung der folgenden Fragen. Die Sachverhalte wirken zwar primär eher speziell, bei näherem Hinsehen sollten Sie jedoch feststellen das die Thematik starke Brisanz besitzt. Denn: 1,2 Millionen professionell Pflegende sowie ca. 5 Millionen zu pflegende Menschen und deren Angehörige möchten wissen, welche Partei für sie wählbar ist!
• Wie sieht das Programm Ihrer Partei zum Umbau des Gesundheitswesens aus?
• Welche Vorstellungen hat Ihre Partei zur Prävention und Gesundheitsförderung entwickelt und in welcher Rolle sehen Sie die professionelle Pflege?
• Wie stellt sich Ihre Partei die Steuerungs- und Lotsenfunktion professioneller Pflege vor?
• Wie kann Ihrer Meinung nach rechtzeitige pflegerische Intervention erhebliche Kosten im Gesundheitswesen
einsparen?
• Wie will Ihre Partei die Personalsituation von Pflegenden und Mitarbeitern im Gesundheitswesen verbessern?
• Bestehen in Ihrer Partei konkrete Überlegungen, dieses Wachstumspotential gezielt zu nutzen und Fördermittel in den Arbeitsmarkt Pflege umzuleiten?
• Welche Möglichkeiten sieht Ihre Partei, dass sich die Personalbemessungen in allen Handlungsfeldern der Pflege zukünftig am realen Pflegebedarf der zu versorgenden Klienten orientiert?
Wie steht Ihre Partei zum Erhalt der Fachkraftquote von 50 Prozent und wie wollen Sie die Versorgungsmängel beheben?
• Welche Pläne hat Ihre Partei zur weiteren Finanzierung der Pflegeversicherung?
• Wie steht Ihre Partei zur Hospizarbeit und zu Fragen der finanziellen Absicherung?
• Sieht Ihre Partei Chancen, die Regelung der Arbeitsplatzsicherung in der Zeit der Begleitung sterbender Angehöriger auch in Deutschland einzuführen?
• Wie steht Ihre Partei zur Verlagerung der bisherigen Pflegeausbildung an Hochschulen, wie dies in den meisten europäischen Ländern bereits heute üblich ist?
• Mit welchen Maßnahmen will Ihre Partei dem absehbaren Pflegepersonalnotstand und der Unterversorgung der Pflegebedürftigen in Deutschland entgegenwirken?
• Welche Anforderungen stellt Ihre Partei an professionelle Pflege und wie soll diese finanziell durch Fort und Weiterbildungen sichergestellt werden?
• Wird Ihre Partei weiterhin unqualifizierte und unkontrollierte Pflege zulassen?
• Wie steht Ihre Partei zu der gesetzlichen Registrierung und Lizenzierung von Pflegenden?
• Wird Ihre Partei die Errichtung von Pflegekammern in Deutschland unterstützen?
• Könnten Sie sich vorstellen, eine/einen Bundesbeauftragten für alle Pflegeberufe zu etablieren?
Vielen Dank für Ihre Antworten vor Mitte September,
mit freundlichen Grüßen,
Sabine Dinse
Sehr geehrte Frau Dinse,
ich bedanke mich für Ihre 18 Fragen, die die Situation im Gesundheitswesen und im Besonderen im Pflegebereich deutlich machen. Wichtig ist für mich gerade in diesem Fall, dass ich nicht nur Aussagen aus dem Wahlprogramm hier wiedergebe, sondern dass es sich bei diesen Fragen um Probleme handelt, die gehört und gelöst werden müssen. Ich möchte Ihnen anbieten, mit mir Kontakt aufzunehmen (erreichbar über meine Homepage www.boback-askri.de oder über meine Email ute@boback-askri.de). Sicherlich gibt es auch noch nicht für alle Fragen eine Antwort. Aber umso wichtiger ist es, mit Fachkräften in den Austausch zu treten.
Die Gesundheitsreform ist sicher die wichtigste Reform, die die kommende Bundesregierung zu bewältigen hat. Gleichzeitig ist dies ein Feld, auf dem die Unterschiede zwischen den politischen Lagern besonders deutlich sind. Unser Weg hierbei ist die solidarische Bürgerversicherung. Am bewährten Solidarprinzip wollen wir festhalten: Im Gegensatz zur Kopfpauschale der CDU sollen auch weiterhin die stärkeren Schultern mehr tragen als die schwächeren. Dafür sollen aber zukünftig alle Einkommensarten berücksichtigt werden, auch Kapitaleinkommen sollen zur Finanzierung des Gesundheitswesens beitragen.
Ich selbst komme beruflich aus dem Bereich des Gesundheitswesens und habe von 1980 bis 1990 als Krankenschwester in Greifswald gearbeitet und habe deshalb natürlich die Entwicklung in diesem Bereich sehr interessiert verfolgt. In meinem eigenen Verwandtenkreis gibt es Personen, die in einem Pflegedienst arbeiten und ich bekomme deshalb ganz konkret mit, welche Probleme Pflegende haben und unter welchem finanziellen und zeitlichen Druck sie stehen und wie sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen hier auswirken.
In Deutschland finden demographische Änderungen statt. Die Bevölkerung wird immer älter und natürlich steigt damit auch die Anzahl der Pflegefälle. Genau hier ist ein wichtiger Knackpunkt, demographische Auswirkungen und Schaffung von Arbeitsplätzen zusammenzuführen. Rationalisierungen in industriellen Bereichen haben dazu geführt, dass Arbeitsplätze abgebaut wurden. Bei der Arbeit von Menschen mit Menschen kann es zwar Arbeitserleichterungen geben, aber nicht in dem Maße Rationalisierungen.
Deutschland muss erkennen, dass hier eine Lösung zur Schaffung von Arbeitsplätzen liegt. Das heißt, bei entsprechender Stärkung der Pflegeversicherung muss es gelingen über die Umlage an Pflegedienste gutes tarifliches Entgelt für Pflegende zu zahlen und damit auch mehr Menschen in Arbeit zu bringen. Pflegestandarts können und müssen verbessert werden. Gleichzeitig sinkt die Belastung der einzelnen Pflegenden. Menschen, die über viele Jahrzehnte für Deutschland gearbeitet haben, die nun Pflege benötigen, müssen eine würdige Pflege erhalten können.
Sie haben Fragen gestellt, die darauf abzielen, wie Pflegestandarts überhaupt noch erhalten bleiben oder verbessert werden können. Die Politik muss schon viel früher eingreifen und erkennen, dass dies genau die Felder sind, die das Problem der Arbeitslosigkeit in bedeutendem Maße entschärfen können. Ich möchte Sie bitten, diese Strategie auch zu verfolgen - für die Pflegenden, für die Gepflegten und gegen die Arbeitslosigkeit.
In Greifswald ist vor 4 Tagen ein Hospiz eröffnet worden. Während der Eröffnung habe ich mich mit den zukünftigen Beschäftigten über ihre schwierige Aufgabe, die sie leisten werden, unterhalten. Diese Arbeit ist gesellschaftlich und für die zu pflegende Person sowie für ihre Angehörigen sehr hoch anzurechnen, nur leider findet sie bisher wenig Beachtung.
Ich habe mich entschlossen, für den Bundestag zu kandidieren, weil es Politikfelder gibt, die unbedingt mehr und stärkere Berücksichtigung finden müssen. Und dazu zählt für mich neben der Familienpolitik und der Bildungspolitik auch die Gesundheitspolitik.
Mit freundlichen Grüßen
Ute Boback-Askri