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Ulrike Täck
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Hans L. •

Wie sehen Sie die Produktion von Mineralwolle, die ja bei der Entsorgung als Sondermüll teuer entsorgt wird in der Mülldeponie. Wie soll dieses Material recycelt werden? Gipskarton das gleiche Problem

Sehr geehrte Frau Täck,
Sie sind ja in der Werkstoffprüfung tätig und engagieren sich für die Grünen. Wenn ich nur diese beiden Stoffe nehme, die in riesigen Mengen produziert werden, seit undenklichen Zeiten und bis heute nicht verboten sind, wie wollen wir dann zu einer nachhaltigen, gesunden Umwelt / Welt kommen?
Es müssten doch alle produzierten Stoffe auf ihre Nachhaltigkeit zugelassen werden.
Ich kann im Baubereich noch viele andere Produkte anführen.
In der Landwirtschaft haben Sie ja schon eine Antwort zu den Hilfsstoffen in Eiern geantwortet.
Warum nicht konsequent den Ökologischen Landbau fördern?
Vor 40 Jahren hatte Professor Anrnold Finck gesagt, ökologischer Landbau funktioniert nicht.....
Mit freundlichen Güßen
Hans L.

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Sehr geehrter Herr L.

die Situation, die sie beschreiben, wird in Schleswig-Holstein noch verschärft, denn bis 2025 werden alle Klasse 1 und Klasse 2 Deponien voll sein und es gibt für mineralische Abfälle keine Kapazität mehr. Es wundert mich persönlich, dass es nicht öffentlich thematisiert wird. Das muss aber geschehen. Deshalb habe ich persönlich in unser Wahlkampfprogramm im Kapitel Bauen den Teil des Recycling von Gebäuden im Sinne des „urban mining“ reingebracht und im Teil Umweltschutz habe ich selbst den Teil des Rückbaus der Deponien im Sinne von „land fill mining“ reingebracht. Wir sollten nicht nur den Entrag in die Deponien massiv reduzieren, sondern diese auch rückbauen. Wir wollen unseren Kindern und Enkeln die Müllberge nicht hinterlassen und deshalb ist unsere Generation gefragt, was zu tun. Bei der Materialverwendung im Bau müssen wir systematisch umdenken: nachhaltige Materialien (auch wenn wir mal an Beton denken) und die Gebäude müssen recycelfähig sein; Trennbarkeit der Stoffe. Die von ihnen genannten Stoffe sind grundsätzlich verwertbar, wenn auch nicht einfach. Zum Recycling von Mineralwolle z.B. hat die TU Berlin was gemacht: https://www.irbnet.de/daten/rswb/19089008967.pdf

Ich möchte hier aber nun nicht auf technische Details eingehen.

Zu ihren anderen Punkten: Ich weiß tatsächlich nicht, was sie mit „Hilfsstoffen“ in Eiern meinen und welche Antwort sie von mir glauben gesehen zu haben. Vielleicht eine Verwechslung, denn hierzu habe ich keine Frage bekommen. Ihre Frage hier ist auch die erste, die ich erhalten habe. Thema Ökolandbau: da bin ich ganz bei ihnen. Bei der Förderung der Landwirtschaft spielt die EU eine sehr große Rolle. Hier werden die Agrarbetriebe nach Fläche gefördert: Das bedeutet, dass Größe gefördert wird und das ist meiner Meinung nach die falsche Richtung. In einer Novellierung der Förderrichtlinien in der EU macht man bereits einen vorsichtigen Schritt in Richtung Förderung von Ökosystemleistungen. Ich finde, da könnte man aber noch ehrgeiziger werden. Allerdings verhindert die noch die Mehrheit der „konservativen“ Parteien auf EU Ebene. Auf unsere Schleswig-Holsteiner Ebene sieht es aber nicht viel anders aus: FDP hat praktisch keine eigene Meinung und schließt sich der CDU an. Die CDU macht praktisch das, was der Bauernverband sagt. Der Bauernverband, der sicher nichts Böses im Schilde führt, ist aber durch die Industrialisierung der Landwirtschaft in ein Hamsterrad geraten, aus dem sie sich selbst nicht befreien können und selbst auch die Notwendigkeit nicht sehen. Wir müssen als erstes den Landwirten helfen zu erkennen und sehen, sonst werden wir immer wieder auf Widerstand stoßen. Natürlich braucht es zum Zuhören und Verstehen auch zusätzlich etwas Druck und Belohnung sonst passiert nichts. Das heißt, wie oben erwähnt: Keine Förderung nach Fläche, sondern nach ökologischer Leistung. Mengen ausgebrachter Gülle müssen begrenzt werden und zwar muss dies in Relation zur Fläche stehen, die der Landwirt hat. Am besten aber, die Tiere werden derart gehalten, dass Gülle in diesem Sinne nicht mehr anfällt: extensive Tierhaltung draußen auf der Wiese und in den Ställen soll es gutes Einstreu geben. Spaltenböden verbieten! Das Einstreu ist ein hochwertiger Mist; viel besser als reine Gülle und kann als Biomasse die Felder düngen oder wahlweise in einer Biogasanlage zu Energie und Kompost verarbeitet werden.

Ich hoffe, ich konnte ihnen ein paar meiner Gedanken näher bringen.

Viele Grüße

Ulrike Täck

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