Frage an Ulrike Sparr von Hellmeyer, M. bezüglich Umwelt
Sehr geehrte Frau Sparr,
Klimaschutz muss eine Prämisse für alle politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen sein. Wir wünschen uns, dass Politiker*innen sich verstärkt für die Umsetzung wirksamer Klimaschutz- und -anpassungsmaßnahmen einsetzen. CO2-Reduktionen durch technische Maßnahmen sind wichtig. Mindestens genauso essenziell sind der Erhalt und die Stärkung von bestehenden Ökosystemen, wie z.B. der Vollhöfner Wald in Hamburgs Süden.
Dieser Wald ist ein natürlich gewachsener, urwaldartiger Laubmischwald. Es ist ein Pionierwald, der in den letzten 50 Jahren gewachsen und besonders widerstandsfähig in Bezug auf klimatische Veränderungen ist. Er generiert Sauerstoff, speichert Kohlenstoff und ist Lebensraum für zahlreiche seltene und vom Aussterben bedrohte Tierarten.
Ist Ihnen das Thema Vollhöfner Wald vertraut, waren Sie vielleicht sogar schon einmal dort?
Der Wald befindet sich im Hafenerweiterungsgebiet und ist für die Hafennutzung vorgesehen. Das bedeutet, dass er zur Erschließung von Logistikflächen zur Disposition steht. Aktuell besteht nach wie vor die Gefahr, dass der Wald in 3-4 Jahren abgeholzt und komplett zerstört wird.
Wie beurteilen Sie die Bedeutung des Vollhöfner Waldes? Wie werden Sie/ Ihre Partei sich dafür einsetzten, dass der Vollhöfner Wald einen dauerhaften Schutzstatus erhält?
Die Bedarfsermittlung von 2012 für die Überplanung der Fläche basiert auf Annahmen des Hafenentwicklungsplans mit einer Umschlagsprognose von 17 Mio. Containern im Jahr 2020. Diese Prognose war von Beginn an unrealistisch, seit 2015 liegt der Umschlag etwa bei 8,8 Mio. Containern pro Jahr. Unter diesen Voraussetzungen und dem Vorhandensein ander- weitiger Freiflächen/ Leerstände im Hafengebiet sehen wir keine Notwendigkeit für das Vorhalten von Flächen zur Bebauung. Weder in Moorburg noch in Altenwerder West.
Wie sieht für Sie/ Ihre Partei eine zukünftige Hafenentwicklung aus, die den Anforderungen und den Konsequenzen des Klimawandels gerecht wird?
Danke!
Sehr geehrte Frau Hellmeyer,
der Vollhöfner Wald beschäftigt die Hamburger Grünen schon seit vielen Jahren. Er ist seit langem Bestandteil des sog. Hafenerweiterungsgebiets. Das heißt, er steht nicht mehr unter der Verwaltung von Bezirk oder Fachbehörde, sondern ist der HPA (Hamburg Port Authority) zugeordnet. Das erschwert jedes Bemühen, eine Planänderung herbeizuführen.
Ich stimme Ihnen zu, dass dieser Wald ökologisch wertvoll ist und erhalten bleiben sollte. Diese Position wird in meiner Partei auch breit geteilt. Schon bei den Koalitionsverhandlungen 2015 haben wir versucht, den Wald aus der Hafennutzung heraus zu bekommen, leider ist dies damals nicht gelungen.
Mittlerweile ist in der Tat deutlich geworden, dass die sehr optimistischen Prognosen der Hafenwirtschaft wohl nicht eintreten werden, sodass die Flächenansprüche des Hafens weiterhin zu hinterfragen sind. Hinzu kommt, dass die Klimakrise und das Artensterben einen sehr sorgsamen Umgang mit vorhandenen Natur-Refugien erfordern.
Zum Glück ist es uns in den letzten Jahren gelungen, an anderen Stellen die Natur zu stärken, durch die Ausweisung neuer Naturschutzgebiete, den Bau neuer Parks und der Förderung des innerstädtischen Grüns. Auch der Rückkauf des Fernwärmesystems und der jetzt beginnende Umbau in Richtung auf eine klimafreundliche Wärmeversorgung dient dem Zweck des Klimaschutzes.
Vor wenigen Wochen ist es Umweltsenator Kerstan gelungen, von der Wirtschaftsbehörde die Zusage zu erhalten, dass bis 2023 im Vollhöfner Wald keine Veränderungen geplant sind.
Ich hoffe, dass wir nach den Wahlen im Februar 2020 mit einer dann stärkeren Grünen Fraktion wieder in Koalitionsverhandlungen gehen können. Eine unserer Forderungen wird dann auch der dauerhafte Erhalt des Waldes sein.
Mit freundlichen Grüßen
Ulrike Sparr
Ulrike Sparr MdHB