Frage an Ulrike Gottschalck von Ernst V. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
In diesem Wintersemester beginne ich mein Studium und werde dabei ordentlich auf´s Geld achten müssen. Dabei machen mir vor allem die steigenden Mietkosten große Sorgen; meine Eltern verdienen gerade so viel, dass ich kein Bafög bekomme, aber auch wieder nicht so viel, dass große Rücklagen da wären, mit denen sie mich unterstützen könnten. Arbeiten werde ich nebenbei sowieso müssen, allerdings denke ich mir, dass es nicht sein kann, dass man als Student nicht in der Lage ist, sich voll auf sein Studium zu konzentrieren, weil das Geld hinten und vorne nicht zum Leben reicht. Als Absolvent der Uni werde ich hochqualifiziert sein, woran auch der Staat ein Interesse haben muss - ist es da nicht denkbar, eine Grundsicherung oder Hilfsmaßnahmen für Studenten einzuführen, die wie ich weder auf Bafög noch Unterhalt durch die Familie setzen können ? Oder sollen wir einfach nicht studieren ?
Sehr geehrter Herr Völker,
vielen Dank für Ihre Fragen, auf die ich Ihnen sehr gerne antworte! Bildung stellt für die SPD den Schlüssel für individuelle Freiheit und letztlich auch für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft dar. Unser Ziel ist daher die gebührenfreie Bildung von der Kita bis zur Hochschule. Wir haben ein Maßnahmenpaket geschnürt, damit kein junger Mensch, der studieren möchte, dass aus finanziellen Gründen nicht kann. Ich bin überzeugt, dass die Politik verpflichtet ist, Chancengleichheit auch beim Hochschulzugang sicherzustellen.
Die SPD stellt sich der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung. Wir wollen:
· Die Abschaffung der allgemeinen Studiengebühren für das Erststudium. Weil Studiengebühren bildungspolitisch kontraproduktiv sind, junge Menschen von einem Studium abhalten und keinen verlässlichen strukturellen Beitrag zur Hochschulfinanzierung leisten. Ich bin dankbar, dass ich als ehemalige Landtagsabgeordnete und Haushälterin in Hessen mithelfen konnte, die Studiengebühren gegen große Widerstände von CDU/FDP in Hessen abzuschaffen!
· Wir wollen das BAföG ausbauen und kontinuierlich anpassen. Zudem wollen wir ein Schüler-BAföG ab Klasse 10 einführen und die Förderlücke zwischen Bachelor und Master schließen.
· Im Hinblick auf die Wohnungsnot und die steigenden Preise, gerade auch in Studentenstädten, wollen wir eine Mietpreisbremse einführen, die Stromsteuer begrenzen und den Bau günstiger Wohnungen fördern.
· Zu einem guten Studium gehört für uns weiterhin eine gute soziale Infrastruktur. Wir wollen das Angebot an Beratungsmöglichkeiten, Mensen und Betreuungsangeboten für Studierende mit Kindern ausbauen.
Für die vorgenannten Punkte benötigen wir viel Geld. Wir sagen aber ganz klar: Bildung hat eine hohe Priorität, denn gut ausgebildete Menschen sind Deutschlands Zukunft. Da wir nichts versprechen, was nicht auch zu finanzieren ist, halte ich eine sicher wünschenswerte Grundsicherung für Studierende nicht für realistisch. Diese würde viele Milliarden Euro kosten und wäre im Haushalt nicht darstellbar bzw. ginge zu Lasten anderer wichtiger Dinge, wie beispielsweise die Vorschulbildung. Wenn Sie sich für das gesamte bildungspolitische Programm der SPD interessieren, finden Sie mehr Details, auch zur Finanzierung, in unserem Regierungsprogramm ab Seite 42: http://www.spd.de/linkableblob/96686/data/20130415_regierungsprogramm_2013_2017.pdf .
Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer Entscheidung, ein Studium aufzunehmen, denn damit legen Sie für sich persönlich den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft!
Mit freundlichen Grüßen
Ulrike Gottschalck